8 - Clara de Flocon

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„Du schläfst heute Nacht hier", zischt sie jemandem im Gang zu, „Ich denke gar nicht daran, dich in deinem Zustand noch einmal in die Nähe des Ministers zu lassen."

Matt sieht aus, als hätte er eine Woche nicht geschlafen. Seine blonden Locken stehen in alle Himmelsrichtungen ab und er ist blasser, als ich ihn je gesehen habe.

„Das ist absoluter Wahnsinn!", echauffiert er sich gerade, lässt seinen Rucksack einfach fallen und steuert auf einen Beistelltisch mit verschiedenen Glasflaschen darauf zu, „Wahnsinn, Ava. Ihr lügt Brice-Beauchamp glatt ins Gesicht."

Ich bin wie eingefroren, während der Sunhunter meines Vertrauens sich zwei Finger breit Scotch einschenkt und das Glas hinunterkippt, als wäre es Wasser. Brice-Beauchamp?, registriere ich benommen, Der Verteidigungsminister? Avas Blick ist an mir hängen geblieben, doch sie sagt kein Wort.

„Weißt du, was das Schlimmste ist, MacSage? Dass ihr mir nicht sofort gesagt habt, was ihr spielt. Ich hätte es van Haven nicht einmal übel genommen, aber dir? Was soll das alles?!"

Er drehte sich um, das leere Glas in der Hand und massierte sich mit geschlossenen Augen die gerade Nase, als hätte er unsägliche Kopfschmerzen. Wir stehen uns direkt gegenüber. Er trägt ein T-shirt mit dem Logo des Departments auf der Brust. Ich kann jedes Detail der stilisierten Sonne sehen, so nah sind wir uns.

„Nein, ich habe jetzt keine verdammten Nerven dafür", Matt dreht sich zur Tür um und steuert hinaus, immer noch, ohne mich zu bemerken, „Ich brauche Schlaf! Jeden, der mich morgen vor zehn weckt, bringe ich eigenhändig um."

Ava hebt die Augenbrauen, als sie Matt hinterhersieht, bis schließlich im Obergeschoss des Hauses eine Tür zukracht. Er hat mich eiskalt übersehen. Ich stehe immer noch so offensichtlich wie nur möglich mit meinem Hagebuttentee vor dem Bücherregal, die Tasse halb zum Mund gehoben, und der CCI Agent hat mich eiskalt übersehen.

„Jetzt glaube ich ihm langsam, dass er Schlaf braucht", sinniert Ava und lässt sich von Hendrik ihr Jacket abnehmen. Sie nimmt wieder das Hightech Cocktailschirmchen aus ihrer Tasche und stellt es diesmal auf dem Fußboden neben der Tür ab. Es beginnt augenblicklich, sich zu drehen.

„Flocon", grüßt sie mich, „Entschuldigen Sie die Unannehmlichkeiten. Und nehmen Sie es nicht persönlich, es gab unbequeme Nachrichten für uns alle. Sind Sie startklar?"

Hendrik drückt Ava einen schwarzen Aktenkoffer in die Hand. Sie kommt mit großen Schritten ins Wohnzimmer, legt den Koffer auf dem Tisch ab und bedeutet mir, mich in einen der karmesinroten Sessel zu setzen, die den schmalen Tisch aus dunklem Holz flankieren.

„Wir haben ein wenig umdisponiert. Ich übernehme ihre fehlenden Sicherheitschecks selbst", sagt sie, als ich mich setze. Ich bin noch so im Schock, dass ich immer noch die Tasse in der Hand halte, während Ava mir die Prozeduren erklärt. Irgendwann schaffe ich es, die Tasse auf die dunkel geölte Tischplatte zu stellen und mit einem zitternden Daumen in Richtung Gang zu deuten.

„Das war Matthias Green", sage ich geistreich. Meine Stimme ist wacklig, wie ein zu hoher Jenga Turm.

„Ja", Ava setzt sich eine Brille mit dünnem goldenen Gestell auf. ‚Ja', sagt sie, nichts weiter und holt einige technische Geräte aus ihrem Koffer hervor. Ich sehe auch mehrere sterile Kanülen, aber momentan habe ich einfach keine Kapazitäten, um mir darüber Sorgen zu machen, was Ava mit meinem Blut will.

„Wieso ist er hier?", frage ich, besinne mich eines besseren und frage noch lauter: „Wieso bin ich hier?"

„Das kann ich Ihnen erst beantworten, wenn wir mit dem Protokoll durch sind. Der CCI hat Ihnen noch keine Freigabe erteilt. Hendrik, einen Kaffee bitte, wenn es Ihnen nichts ausmacht."

Hendrik nickt freundlich, sagt „Aber gerne" und verschwindet. Wir hören über uns ein Abwasserrohr gurgeln. Ich zeige mit dem Finger in Richtung Decke.
„Das war Matthias Green", sage ich noch einmal, „Der Sunhunter. Symphony. Hier."

„Ihre flüchtige Bekanntschaft vom Rekrutenkreuzer ‚Callisto'", hilft sie mir weiter, während sie einen Stapel Papiere mit der Kante auf die Tischplatte klopft, um sie zu richten, „Ja. Ich muss Ihnen bis morgen früh untersagen, mit ihm zu sprechen. Wobei ich bezweifle, dass Sie das Bedürfnis haben, ihn vor zehn Uhr zu wecken und dabei Ihr Leben zu riskieren."

„Was passiert gerade? Das ist nicht nur wegen des blöden Jobs, oder? Irgendwas stimmt hier nicht."

Ich stehe auf, verwirrt, wütend, vollkommen baff. Der Sunhunter ist hier. Er putzt sich gerade ein Stockwerk über mir die Zähne. Ava nickt ergeben.

„Haben Sie noch einen Moment Geduld, dann erzähle ich Ihnen alles, was Sie wissen müssen. Setzen Sie sich, trinken Sie Ihren Tee und hören Sie mir einfach nur zu."

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Starshakers (Sunhunters pt. 2)Where stories live. Discover now