Kapitel 2

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Auf den einen herzzerreißenden Schreckensschrei folgten weitere und plötzlich war die tropische Luft des Primatenhauses erfüllt von aufgebrachten Schreien, Tumult und Getöse. Denn der erste Schrei hatte alle auffahren lassen. Sowohl jene Affen, die vorgegeben hatten tief zu schlafen, als auch jene, die wirklich in einen solchen versunken gewesen waren. Alle stimmten nun aufgebracht in den Lärm mit ein. Auch hinter Schörlog erklangen die ängstlichen und zugleich erregten Rufe seines Onkels und seiner Tante. Beide waren ruckartig erwacht und fürchteten nun, was auch immer den Rest der Menschen und anderen Affen aufgebracht hatte.

Anni wandte sich mit zittrigen Händen zu der Gruppe von Menschen, die sich nun drängelte und durcheinander schrie. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte, denn ihr Kopf war leer. Sie wusste nur: dort lag einer ihrer zwei Kollegen, der mit ihr heute die nächtliche Tour hatte leiten sollen, denn er trug dieselbe auffällig braune Uniform wie sie. Obwohl sie diese Gewissheit quälte brachte sie es nicht über sich, sich hinab zu beugen und nachzuschauen, wer von den Beiden es war und wie es ihm ging. Ob er ohnmächtig oder doch schon tot war. Denn alles was Anni wirklich wusste war, dass sie hier nicht sein wollte. Nicht im Zoo, nicht im Primatenhaus, nicht in dieser unfassbaren Situation.

"Was? Warum tun Sie denn nichts? Ist der Mann etwa", weiter fragte das junge Menschenmännchen nicht, welches bisher nicht wirklich in Erscheinung getreten war, außer als Haltgebender Begleiter für seine Freundin. Nun jedoch beäugte ihn Schörlog interessiert. Er versuchte in all dem Tumult etwas auszumachen, als er plötzlich von hinten an der Schulter gepackt wurde. Instinktiv schrie er auf und fuhr um und fand nur seinen aufgebracht-aussehenden Onkel vor sich, der ihn mit weit aufgerissenen Augen anschrie: "Was? Was ist da los?"
Schörlog machte eine beruhigende Geste und flüsterte beinah so, als dürfe es niemand hören: "Ich weiß es noch nicht, deshalb müssen wir nun aufmerksam zu hören". Mit diesen Worten wendete er sich wieder um, wohlwissend, dass dies seinem Onkel noch lange nicht genügen würde. Dennoch war er sicher bei diesem Tumult würde dieser ihn nicht noch einmal fragen, sondern ebenso aufmerksam wie er selbst das Treiben dort unten beobachten.

Anni zitterte. Sie versuchte Worte mit ihrem Mund zu formen, doch ihre Lippen bebten zu sehr unter der Anstrengung Angst, Verzweiflung und Schrecken im Zaum zu halten. Nathan, der dicke Junge hüpfte auf und ab, da er über die Barriere seiner Eltern hinweg sehen wollte. Er wollte einen Blick auf das erhaschen, was bisher nur seine Eltern gesehen hatten, bevor sie sich schutzbietend vor ihre beiden Kinder geworfen hatten. Das junge Mädchen hatte sich hingegen haltsuchend an ihren Freund geklammert, der als Einziger bei klarem Verstand zu sein schien. Er löste sich von seiner Freundin, die ängstlich schluchzte und sprach, während er auf die Person am Boden zu schritt: "Wir müssen alle Ruhe bewahren. Ich werde nun nachsehen, was mit dem Mann ist".

Schörlog beäugte interessiert, wie das junge Menschenmännchen aus der Reihe der scheinbar paralysierten Gruppe trat, um sich dann der reglosen Gestalt etwas abseits zu nähren. Verwische ja keine Spuren, dachte Schörlog bei sich, als er sich eine Ebene tiefer schwang, um den jungen Mann besser im Blick behalten zu können. Doch wie Schörlog befürchtet hatte, kam der junge Mann sogar ins Rennen, als er den Herren dort liegen sah.

Das Blut schnalzte unter den Füßen des jungen Mannes, als dieser neben der Gestalt am Boden zum Stehen kam. Einen Moment wirkte er wie erstarrt, bis seine Freundin hinter ihm ein vor Angst heiseres: "Und?", ausstieß, woraufhin er sich augenblicklich hinab beugte. Zuerst lehnte er sich mit dem Kopf schräg geneigt über das Haupt der Person, die im Schatten des spärlich beleuchteten Raumes lag und verweilte dort. Dann tastete er mit zwei Fingern an dessen Hals bevor er sich stumm aufrichtete.

Wie gebannt beobachtete Schörlog, wie das junge Männchen die Vital-Funktionen der reglosen Gestalt am Boden überprüfte. Doch als dieser sich aufrichtete war sich Schörlog allein aufgrund seiner eingesunkenen Körperhaltung sicher, dass er den Tod der Person am Boden festgestellt hatte. Hinzu kam, dass das junge Männchen sonst wohl sicher nach einem Arzt verlangt hätte.

Was für ein Affentheater?! - Mord im Affenhaus Onde histórias criam vida. Descubra agora