rot

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»Rot ein hitziges Verlangen«

Fordernd drückte Matteo seinen Körper an den Meinen während sich unsere Zungen spielerisch umtanzten. Schnell hatte uns der Alkohol in die momentane Situation gedrängt, was wir, ohne uns zu sträuben, auch einfach hingenommen hatten. Immerhin würde niemand von uns etwas, was sich so gut anfühlte, einfach ablehnen.

Dafür hatten wir beide genau jenes zu sehr vermisst – war es ja nicht das erste Mal, dass wir uns an diesem Punkt befanden.

»und eine feurige Leidenschaft.«

Immer wärmer wurde die Luft um uns herum, immer enger der Platz in unseren Hosen.

Schweratmend löste sich der Jüngere von mir, ehe sich seine verführerischen Lippen auch schon an meinem Ohr befanden. »Lass uns wo hin gehen, wo wir unter uns sind. Nur wir zwei«, raunte er mir in dieses, was eine lustvolle Gänsehaut auf meinen Körper zauberte.

Eifrig begann ich zu nicken, hatte aufgehört rational zu denken und nur noch das Kommende im Kopf. Wie in Trance bekam ich mit, dass Matteo etwas von »Gästezimmer« murmelte, ehe er mich auch schon, in Richtung Treppe, mit sich zog. Mein, nur noch wie durch Watte funktionierendes, Gehirn verstand erschreckend schnell, wohin der Jüngere mich führte. Aufgeregt weiteten sich meine Augen, als ich daraufhin auch schon die Führung übernahm und nun derjenige war, der den Anderen hinter sich her zog.

Mit schnellen Schritten zwängten wir uns durch die Menschenmenge bemüht darin, so gut wie niemanden anzurempeln. Zwar gelang es uns nicht wirklich – wir hatten einfach zu viel Alkohol in unserem Blut – doch der Wille zählte.

Bald schon fanden wir uns in dem Zimmer unseres Zieles wieder. Kaum hatte ich die Türe hinter uns geschlossen, verband Matteo wieder unsere Lippen als wären die Meinen das, was er zum Atmen brauchte. Eifrig begann ich den hitzigen Kuss zu erwidern, ehe wir uns auch schon in einem feurigen Spiel aus Liebe, Verlangen und Leidenschaft befanden.

»Rot ist die aufregende Liebe, Vertrauen und auf eine absurde Art und Weise Ruhe.«

Mit geschlossenen Augen und entspannten Gesichtszügen lag ich, zusammen mit Matteo in meinen Armen, auf dem, von unserem Schweiß feuchten, Bett. Der Jüngere hatte sich fest an meine Brust gekuschelt und lauschte meinem immer noch leicht hektischen Herzschlag. Es war still in dem Zimmer, doch genossen wir beide die ruhige Atmosphäre.

Während ich versuchte von meinem kürzlich vergangenem Hoch herunter zu kommen, ließ ich meine Gedanken ohne mein Zutun schweifen, ließ sie sich ihren eigenen Weg finden. Schnell nahmen sie eine Richtung an, in welche ich in den letzten Tagen schon oft gedacht hatte. Eine Richtung, die ich unbedingt mit Matteo besprechen musste, doch fand sich schlichtweg nie der richtige Moment dafür.

Aber jetzt: mein Inneres sagte mir, dass in nächster Zeit sicher kein besserer Moment dafür auftauchen würde als dieser jetzige – auch wenn selbst er eigentlich nicht gut war.

Somit atmete ich mir Mut machend tief ein, ehe ich begann zu sprechen. »Matteo?«, fragte ich in die Stille hinein, worauf der Jüngere besorgt zu mir aufsah. Er schien wohl bemerkt zu haben, dass mich etwas bedrückte. »Ja?«, erwiderte er zögernd auf mein Gesagtes hin. Ein letztes Mal atmete ich tief ein und aus, ehe ich die entscheidenden Worte aussprach: »Matty... weißt du, der Arzt ist der Meinung... nein, ich bin der Meinung, oder wir- also es wäre besser... es wäre für dein eigenes Wohl besser, wenn du eine Therapie in Anspruch nehmen würdest.«

»Doch kann besagte Farbe auch noch etwas vollkommen anderes aussagen: Wut.«

Ruckartig entfernte sich Matteo von mir. »Ich werde ganz sicher nicht zu so einer beschissenen Therapie gehen!«, schrie er mir beinahe entgegen, woraufhin ich erschrocken aufzuckte. Doch tat ich dies nur wegen der Lautstärke, immerhin hatte ich ja eigentlich schon mit so einer Reaktion gerechnet. »Matteo, verstehst du nicht, dass es in deiner Situation am besten wäre? Es ist okay, Hilfe zu brauchen«, versuchte ich so ruhig wie möglich auf den Jüngeren einzureden.

Dieser richtete sich nun noch erzürnter komplett auf, ehe er vom Bett aufstand und begann seine Klamotten zusammen zu suchen. »Am Arsch! Ich brauche keine Hilfe, ich komme ganz gut alleine klar!«, wurde er noch lauter als vorher schon, während er mich mit vor Wut brennenden Augen anschaute.

Nun begann sich auch in meinen Adern die Wut zu bilden, worauf ich, ebenso wie Matteo vorhin noch, vom Bett aufsprang und bedrohlich auf ihn zu ging. »Ja klar, du kommst alleine klar. Dass hat man ja perfekt daran gesehen, wie du fast eine ganze Packung Tabletten geschluckt hast. Ja, du brauchst wirklich keine Hilfe«, lachte ich höhnisch auf, doch merkte leider viel zu spät, dass genau dies der größte Fehler war, den ich in diesen Moment hätte begehen können.

Deutlich verletzt, schaute mich der nun schlampig angezogene Junge an. »Du bist so ein Arschloch, Tristan«, zischte er wutentbrannt, ehe er mit schnellen und energischen Schritten das Zimmer zusammen mit einer laut hinter sich zuschlagenden Tür, verließ.

»Rot ist der Ausbruch der Gefühle, die tief in einem schlummern. Es liegt an einem selbst, ob diese unbeherrscht oder doch kontrolliert aus einen brechen. Rot kann zerstörend wirken, doch, wenn man richtig mit ihr umgeht, auch heilend. Zum Leid vieler ist es schwer, diese Farbe handzuhaben selten trifft die heilende Seite auf, meist ist die unkontrollierte und zerstörende die, die die Menschen mehr im Griff hat. Man ist machtlos, sobald sie die Adern von einem durchfließt. Nur wenige schaffen es, dann noch die heilende Seite hervor zu holen. Aber wer Rot sieht, ist eine in der Regel tickende Zeitbombe jederzeit kann sie losgehen und alles zerstören.« Mit ruhiger Stimme beendet Tristan seinen Vortrag über das trügerische Rot, während er Matteo einen Pinsel mit genau dieser Farbe reichte. Dieser nahm jenen stumm an sich, als er auch schon begann, besagte Farbe nicht gerade wenig auf seine Leinwand aufzutragen.

Gefährlich wirkte das Gemälde auf einmal, ließ Tristan einen Schauer über den Rücken fahren.

Rot eine beängstigende Farbe.

colorless ᵇᵒʸˣᵇᵒʸWhere stories live. Discover now