Kapitel 1

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Niks Stimme hallte in meinem Ohr nach

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Niks Stimme hallte in meinem Ohr nach. Das Echo flüsterte immer und immer wieder die Worte, die meinen Tod bedeuteten: Hättest du auf mich gehört, dann müsste ich es nicht tun. Ich habe keine andere Wahl, Clove.

Kurz herrschte Ruhe, dann stach das Messer aus Worten tief in mein Herz: Ziel eliminiert.

Eine schwere Last senkte sich auf meine Brust und presste all die Luft aus meinen Lungen, während ich aus der Schwärze auftauchte, die mich für eine Ewigkeit gefangen gehalten hatte. Notgedrungen rang ich nach Sauerstoff, doch das erlösende Gefühl des Aufatmens blieb aus. Kribbelnde Unruhe beschlich mich.

Warum spürte ich noch etwas? Fühlte sich so der Tod an? Ganz sicher nicht. Ich war davon überzeugt, dass nach dem Leben nichts folgte. Kein dunkler Raum, kein Himmel.

Mein Herz raste, als ich die Augen aufschlug. Grelles Licht stach in meine Pupillen, Geräusche überfluteten meine Sinne und etwas drückte schmerzhaft auf meinen Nasenrücken und mein Kinn. Vor meinen flatternden Lidern verschwamm die Welt. Ich sah Grau und Weiß, sonst nichts.

Die Unruhe, die jeden Nerv meines Körpers zum Kribbeln gebracht hatte, wurde zu blanker Panik, die mir den Magen umdrehte. Eilig hob ich die Hand, doch noch bevor ich mich versah, tauchten zwei unscharfe Gestalten über mir auf und drückten meine Arme zurück an meine Seiten.

Ich hörte, wie undeutliche Worte meinen Mund verließen, die vielmehr nach einem hilflosen Keuchen klangen.

»Sie ist wach!«

»Nimm ihr die Maske ab, sie braucht Sauerstoff!«

Die Worte drangen wie durch dicken Stoff an meine Ohren, gleich darauf strömte frische Luft in meine Lunge, doch es war bereits zu spät. Ich schaffte es gerade so, mich gegen den eisernen Griff zu stemmen und mich zur Seite zu lehnen, als ein Schwall bitterer Galle meine Kehle emporstieg und ich mich übergab.

Beschämt kniff ich die Augen zusammen und sackte zurück auf die harte Matratze. Ich bekam kaum mit, wie jemand mit einem feuchten Tuch über meinen Mund wischte. Tränen bildeten sich unter meinen geschlossenen Lidern und stahlen sich in die Öffentlichkeit. Nicht aus Scham, sondern aus dumpfer Trauer, die sich plötzlich in mein Herz grub.

»Du bist in Sicherheit«, ließ mich eine warme Stimme wissen – sie schien einem Jungen zu gehören. Gleich darauf berührte mich etwas am Arm. »Du lebst.«

Ich presste meine Lippen zusammen. Genau das war das Problem. Ich wollte nicht leben. Nicht nach dem Verlust meiner Familie, nach dem Verrat von Nik, dem ich mein Leben anvertraut hatte. Nicht mit der Bürde des Wissens, die mir auferlegt wurde und mir die einzige Wahrheit raubte, die ich je gekannt hatte. Es wäre wohl besser gewesen, wenn ich gestorben wäre.

Sehnlichst wünschte ich mich zurück in die Dunkelheit, zurück in den vermeintlichen Tod, in dem mich niemand stören konnte. Doch man schenkte mir keinen weiteren Moment der Ruhe.

Eliminated | Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt