Kapitel 2

2 0 0
                                    

"Was denkst du?" rief Charlotte am anderen Ende des Ganges und hielt eine knallpinke Schreibtischlampe in die Luft.

"Na klar." rief ich ihr ironisch rüber und nahm eines der Wandregale aus der Ablage. Ich hatte mich für schlichte weiße Dekoration entschieden, da meine Zeichnungen und Malereien öfter mal etwas Farbe enthalten. Ich wollte ja nicht, dass meine Zimmerhälfte aussieht, als würde ein bunter Vogel drin leben.

"Hier, ich habe dir Bilderrahmen geholt." sagte Charlotte neben mir und legte sie in den Einkaufswagen. Jedoch wusste ich nicht, was ich mit denen anfangen sollte.

"Charlotte- Ich habe keine Bilder, die ich reintun könnte." erklärte ich ihr verlegen. Jeder normale Mensch würde Bilder haben mit Freunden. Ich jedoch hatte nie wirklich Freunde, mit denen ich eng befreundet war. Jedes Mal als ich dachte, ich hätte jemanden gefunden die ich als beste Freundin betiteln könnte, hat sich herausgestellt, dass sie nur an dem Ansehen interessiert war, den meine Familie und somit auch ich hatte. Irgendwann habe ich mich aus dem Grund zurückgezogen und mich auf meine Ziele konzentriert.

Naja- Bis Alex in mein Leben trat, aber auf die Geschichte verzichtete ich gerne.

Und wenn es um Familie ging waren die einzigen Bilder, welche ich besaß, gestellte Fotografien von irgendwelchen Fotoshootings, die uns als glückliche, zusammenhaltende Familie Benton darstellten. Es entsprach nicht ansatzweise der Realität.

"Achso- Na dann müssen wir das in den nächsten Wochen ändern." erwiderte sie, ehrlich grinsend.
Charlotte strahlte die ganze Zeit über so eine Lebensfreude aus, dass man gar keine andere Wahl hatte, als ebenfalls zu grinsen.

Nachdem wir die Liste mit Dekoration abgearbeitet hatten, machten wir uns wieder auf den Weg zurück in unser Wohnheim, wo wir nach und nach alle Sachen aus dem Auto in unser Zimmer schleppten. Ich hatte Glück, dass Charlotte ein kleines Auto hatte, in welches wir alle Dinge stopfen konnten. Ansonsten hätte ich wieder Geld für einen Uber ausgeben müssen und in meiner Lage sollte ich besser jeden Dollar sparen.
Da Mutter mein Konto gesperrt hatte, musste ich im Moment von dem Leben, was ich mir angespart hatte. Mein Plan war es, mir einen Job zu suchen, bei welchem ich zumindest ein bisschen verdienen könnte.

"Wie sollen wir eigentlich die Regale und Bilder an die Wand bekommen? Hast du einen Schrauber?", fragte ich.

"Oh. Ähm- Mein Freund hat bestimmt einen. Er kann später bestimmt alles schnell anschrauben."

"Er muss doch nicht extra deswegen herkommen."

"Nein, er wäre sowieso hergekommen. Heute Abend steigt bei Collin und Jaden in der Wohnung eine Party. Willst du mit uns kommen?" fragte sie mich voller Begeisterung, doch die sprang nicht auf mich über.

"Ich würde lieber hier bleiben und weiter dekorieren. Außerdem ist morgen unsere erste Vorlesung und da möchte ich fit sein."
Ich klang wie die größte Streberin, als mir nochmal durch den Kopf ging, was ich dort sagte. Der richtige Grund war einfach, dass ich keine Lust auf die Menschenmassen hatte.

"Komm schon. Es wird richtig witzig. Dann kannst du auch noch ein paar Leute kennenlernen und Spaß haben. Außerdem brauche ich weibliche Unterstützung. Neben Collin und Jaden gehe ich ein wenig unter." Charlotte bettelte mich förmlich an. Ich war fast geneigt zuzusagen, jedoch war mein Wille doch größer.

"Ich kann nicht, okay? Vielleicht ein anderes Mal."

Enttäuscht stand sie auf und holte aus ihren Schränken Handtücher und Shampoo.

"Überleg's dir nochmal. Du verpasst was." sagte sie, bevor sie dann im Flur verschwand.

Ich war wirklich nicht in der Stimmung, auf eine Studentenparty zu gehen. Ich erinnerte mich immer an die Teenie-Filme, in denen an jeder Ecke wild rumgeknutscht wurde, irgendjemand einen Streit angefangen hat und am Ende die Polizei die Party auflösen musste. Darauf war ich zur Zeit wirklich nicht scharf.

Ich nahm vorsichtig meine Lampe aus der Einkaufstüte und platzierte sie auf meinem Schreibtisch.

Nachdem ich die Tüte geleert und die meiste Deko angebracht hatte, sah meine Zimmerhälfte schon viel belebter aus. Ein großer Runder Spiegel hing nun über der kleinen Kommode am Ende des Bettes, Platzen zierten meinen Schreibtisch, wie auch die Kommode und eine kuschelige Decke lag nun über meinem Bett. Gerade als ich mich auf mein Bett gelebt habe, um ein wenig zu entspannen, kam auch schon Charlotte wieder.
In ihr Handtuch gewickelt, mit tropfenden Haaren, nehm sie sich ihre Kleider aus dem Schrank.

Völlig unerwartet ließ sie ihr Handtuch plötzlich zu Boden fallen, weshalb ich instinktiv mein Handy in die Hand nahm und nicht zu ihr rüber schaute. Ich fand es schon immer unangenehm, eine fremde Person nackt zu sehen. In den Duschen von Schwimmbädern gab es jedes Mal Frauen, die sich komplett entblößten. Ihnen war es anscheinend nicht unangenehm, genau wie Charlotte, die entspannt ihre Unterwäsche überstreifte und sich dann ihrem Kleiderschrank zuwendete, aus welchem sie eine Auswahl von Kleidern auf ihr Bett legte.

Fasziniert betrachte ich die verschiedenen Kleider. Von Schlicht, mit tiefem Ausschnitt, bis hin zu glitzernd, hochgeschnitten Minikleidern war alles dabei. Eines davon war pastellgelb, mit Spaghettiträgern.

"Wenn du mitkommen würdest, würde ich dir eines leihen." sagte Charlotte, die anscheinend meinen Blick bemerkt hatte.

"Nein, nein. Die passen mir sowieso nicht." antwortete ich. Charlotte hatte wirklich eine Traumfigur. Schlank, lange Beine wie bei einem Model und schöne kleine Brüste. Sie sah meiner Schwester in der Hinsicht recht ähnlich. Ich hingegen war fast einen Kopf kleiner als sie, hatte eindeutig mehr Hüfte und Oberweite.

Charlotte kam mit ernstem Gesicht auf mich zu, nahm meine Hand und zog mich von meinem Bett herunter. Noch bevor ich realisieren konnte, was sie dort gerade tat, griff sie meinen Pullover und zog ihn mir über den Kopf. Reflexartig schlang ich meine Arme um meine Brust und sah sie verwirrt an.

"Hose runter." befahl sie mir, während sie das gelbe Kleid vom Haken nehm und wieder auf mich zukam. "Mach schon, Lia."

Ohne zu widersprechen, weil dass bei ihr wahrscheinlich sowieso nichts bringen würde, öffnete ich meine Hose und straff sie mir von den Beinen. Völlig unwohl stand ich nur mit verschränkten Armen vor ihr und sah sie hilflos an. Ihr Blick wanderte an meinem Körper herunter, bis zu meiner Unterhose, wo sie schräg ihr Gesicht verzog.

"Grandma-Pants. Entweder du hast deine Tage oder noch nie was von Tangas gehört. Diesen Fummel kannst du nich anbehalten." bemängelte sie, legte das Kleid auf mein Bett und ging dann zu ihrer Kommode, wo sie aus einer Schublade eine Verpackung herausholte, in denen verschiedenste Tangas waren.

"Ich trage sowas nicht wirklich gerne. Die sind so unangenehm." gestand ich.

"Kann schon sein, aber man soll doch die Unterhose nicht erkennen können durch das Kleid." erklärte sie mir und reichte mir einen weißen Spitzentanga. Es hatte so wenig Stoff, dass ich auch direkt ohne Unterhose gehen könnte.

"Letzte Woche erst gekauft und ist Stretch. Zieh an."

Ich sah sie nochmals unsicher an, jedoch drehte sie sich von mir weg und widmete sich ihren Kleidern.

Nachdem ich mir den Tanga angezogen hatte, nahm ich mir das Kleid vom Bett und fuhr über den Stoff. Es fühlte sich so unglaublich weich an.
Ich legte meinen BH ab, öffnete den Reißverschluss an der Seite des Kleides und zog es mir dann vorsichtig über den Kopf.

"Hilfst du mir kurz bei dem Reißverschluss, Charlotte?" bat sich sie höflich. Als sie sich zu mir umdrehte, strahlten ihr Augen förmlich.

"Wow, Lia. Es steht dir um Längen besser als mir. Warte kurz." bemerkte sie und zog langsam den Reißverschluss hoch. Danach richtete sie sanft meinen Busen, sodass sie extra stark hervorstachen und trat dann einen Schritt zurück. "Diese Kurven, Girl. I love it. Bei mir würde es nur langweilig herunterhängen. Wenn du willst, kannst du's behalten."

"Dein Ernst?" fragte ich ungläubig, doch sie nickte nur grinsend.

"Aber nur, wenn du gleich mit mir kommst. Ich mach auch dein Make-up."

Ich zögerte einen Moment und sah nochmal an mir herunter, bevor ich endlich nachgab.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Jul 27, 2022 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

The Art Of LoveWhere stories live. Discover now