Betrayal

750 51 11
                                    

Der einzige der in dieser Nacht nicht schlafen konnte, war William. Er starrte aus dem Fenster in die Sternenklare Nacht. Was war das denn nur für ein Gefühl, dass ihn seit der Begegnung mit Ai, verfolgte? Das Mädchen war in jedem nur erdenklichen Traum. Mal war sie Dämon, mal Shinigami…und mal als normales Menschenmädchen zu sehen. Unschuldig, rein, liebevoll. Und dieses unschuldige Mädchen durfte er eigentlich nicht hassen. Er wusste, dass sie nichts für seine Vergangenheit konnte. Aber dennoch klammerte er sich an der Hoffnung, Rache an ihr zu nehmen. Nur würde er sich danach besser fühlen? Ais Tod würde Miyuku auch nicht zu ihm zurück bringen. Er schloss seine Augen. „Mein Herz. Es schlägt so wild. Aber warum? Wegen Ai?“ Er konnte sich diese Frage selber nicht beantworten. Er löste seine Krawatte und öffnete sein Hemd. „Würde Ai nach mir rufen?“ Er wusste nicht warum, aber innerlich hoffe er irgendwie, dass Ai hier in diese Welt gelang. Auch wenn das bedeuten würde, dass er auf Ewigkeit Miyukus Gesicht in diesem jungen Mädchen sehen würde. Alles was er wollte, war Ai unter seiner Kontrolle zu bringen. Vielleicht ergab sich eines Tages ja die Möglichkeit sich doch noch zu rächen. Ein Seufzer verliess seine geteilten Lippen und er streifte sich das Hemd vom Leibe. Wieder stand er zwischen Vernunft und der Versuchung ihr Leben auszuhauchen…

Die Teetasse zersprang in tausend Scherben. Ai stand vor dem zerbrochenen Porzellan und starrte ins Leere. Die anderen Hausangestellten blicken verwundert zu ihr. Das Mädchen machte keine Anstalten die Scherben aufzuräumen. Stattdessen schritt sie zur Türe, öffnete diese und ging aus der Küche. „Was…was hat sie denn?“ fragte Finnian und sah ihr hinterher. „Ich weiss es nicht. Seit Tagen schon ist sie so merkwürdig“ sagte Meylene und hob die Scherben auf. „Sie zerbricht das Porzellan, versalzt die Suppe, vergisst die Einkäufe. So kenne ich sie gar nicht“ Bardroy sass sich auf den Küchenstuhl hin und verschränkte die Arme. „Ist doch kein Wunder. Der junge Herr hat sie angebrüllt, wäre Sebastian nicht dazwischen gegangen…ich weiss nicht was passiert wäre“
Ai durchquerte den Korridor. Die Herbstsonne schien durch die grossen Fenster und erhellte die Gemälde. Es war angenehm ruhig im ganzen Anwesen. Eine Ruhe, die Ai jedoch nicht wahrnahm. In ihr tobte ein Sturm. Hin und her gerissen von dem Wunsch mehr über ihre Vergangenheit zu erfahren und doch hier in vollkommener Sicherheit zu sein. War es doch nur der verführerische dunkle Schatten der sie festhielt. Irgendwie musste das hier weitergehen. „Sobald ich meine Augen schliesse, sehe ich diesen Shinigami William“ dachte sie verzweifelt.

„Ähm…Senpai, Sie haben mir das falsche Dokument gegeben. Edward Tenner stirbt erst nächste Woche“ Ronald hielt ihm die Todesdaten entgegen. William richtete seine Brille, nahm das Dokument wieder und sah es sich nochmals genauer an. „Oh…“ sagte er bloss und wechselte die Akten. „Hier, das ist das richtige“ Ronald kratze sich am Hinterkopf. „Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Senpai“ Sorge schwang in seiner jugendlichen Stimme. „Hm? Was? Ach…ja sicher doch“ William winkte ab. „Mr. Knox, ich möchte, dass sie später mit Mr. Sutcliff die Seele des Schuhmachers Oliver James einsammelt. Ich kann das bedauerlicherweise nicht, da ich noch etwas Wichtiges zu erledigen habe“ Mit diesen Worten verliess der Shinigami-Mentor sein Büro und hinterliess einen völlig verwirrten Ronald zurück.
William eilte durch die Abteilung, geradeswegs in das Büro seines Vorgesetzten. Höflich verbeugte er sich und nahm Platz. „Sie haben mich rufen lassen“ Sein Chef drehte sich um und sass sich ebenfalls hin. „Ja Mr. Spears. Ich wollte Sie fragen ob sie den ersten Teil des Auftrages nun schon erledigt haben?“ William sah ihn nicht an. Was sollte er sagen? Dass er Ai nicht zwingen wollte, ja nicht einmal zwingen durfte. Er holte tief Luft. „Nein. Ai spielt nicht mit in diesem Plan. Sie rebelliert nicht nur gegen ihre dämonischen Kräfte, sondern auch gegen die Shinigami in ihr. Andersherum, sie möchte wieder ein Mensch werden.“ Sein Vorgesetzter schwieg und schien angestrengt nachzudenken. William war sein fähigster Shinigami, was ihn ja auch zum Abteilungsleiter gemacht hatte. „Wenn Sie das nicht hinkriegen, wer soll es dann tun, Mr. Spears?“ Eine Frage die nun offen im Raum stand. Williams Hand wanderte zu seiner Brille. „Ich habe ihr gesagt, dass sie mich rufen soll, wenn sie es sich doch noch anders überlegt.“
„Und Sie meinen, das nützt etwas? Seien Sie doch nicht so naiv, Mr. Spears! Wer sich von einem Dämonen verführen lässt, kommt aus der ganzen Situation nicht so schnell wieder heraus.“

Lucifers daughter (A Black Butler Story)Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon