51

15.2K 384 21
                                    

2 Tage später:

Stumm sah ich aus dem Fenster.
Was sollte ich denn sonst machen?
Immer im selben Zimmer.
Immer die selben Personen die ich sah.
Und immer der selbe Ablauf.

Ich hatte in den letzten Tagen wieder viel an meine Freunde gedacht.
Als ich sie im Krankenhaus gesehen hatte,... das war so anders gewesen.
Und immer wenn mir einfiel dass sie mir nach Tagen oder Wochen so nah waren und ich nicht mit ihnen reden konnte, war ich verrückt geworden.
Ich bin wieder durchgedreht.
Und dann wurden mir Beruhigungsmittel eingespritzt und dann schlief ich ein.

Also immer das selbe.
Immer der selbe Ablauf.

Und jetzt bekam ich wieder Tränen wenn ich daran dachte wie die letzten Tage für mich abgelaufen waren.

,,Sydney", hörte ich Claires sanfte Stimme hinter mir. Ich spürte ihre Hand an meiner Schulter.
Sie war seit Tagen immer mit mir im Zimmer.

Ich drehte mich langsam zu ihr um.
Mitleidig sah sie mich an, als sie meine Tränen zu Gesicht bekam.
Sie strich über mein Arm.
,,Bleib stark. Es wird alles besser.", sagte sie leise zu mir.

Jetzt schluchzte ich.
Ich schloss die Augen und schüttelte den Kopf.
,,Nein", hauchte ich.
Claire kniete sich zu mir.

Ich sah sie an.
,,Guck mal in was für einer Lage ich stecke. Ich bin drogensüchtig. Und es wird nicht besser", schluchzte ich und wischte über meine Wange.

Claire legte ihre Hände auf meinen Oberschenkeln ab.
,,Du denkst falsch, Sydney. Ich sehe doch, dass es dir immer besser geht.
Guck zum Beispiel, heute hattest du nichts außer dass du dich kurz mal verkrampft hattest. Und dass du andauernd Übelkeit hast ist normal.
Dir geht es besser. Und in ein paar Tagen wird es dir deutlich besser gehen. Bleib stark, Liebes."

Sie sah mir fest in die Augen und blickte mich abwartend an.
Schließlich nickte ich leicht.
,,Du hast Recht", hauchte ich.
Claire lächelte mich an.
Dann stand sie auf.
,,Gut, dann kommst du jetzt und isst mal was.", forderte sie mich auf.

Zögernd ging ich ihrem Befehl nach.
Seit Tagen hatte ich auch nicht sonderlich was gegessen. Stumm schlürfte ich meine Suppe, während Claire mit was anderem beschäftigt war.

Es klopfte und im selben Moment ging die Tür auf.
Ich musste nicht aufschauen, um zu wissen wer es war.
Außer Matteo kam hier sowieso niemand rein.

Trotzdem legte ich mein Löffel zur Seite und schaute in seine Richtung.
Er deutete Claire mit dem Kopf, dass sie kurz raus sollte.
Sofort nickte sie und eilte aus dem Zimmer.

Matteo zog ein Stuhl zurück und setzte sich quer zu mir.
Er war in den letzten Tagen auch zwei drei mal gekommen, um mich zu fragen wie es mir ging und um zu sehen was ich machte.

Er betrachtete mich einfach nur, ohne etwas zu sagen.
Abwartend sah ich ihn.
,,Was gibt's?", fragte ich schließlich.
,,Wie geht's dir?", fragte er mich.
Ich seufzte.
,,Wie oft willst du mich das noch fragen?"
,,Solange bis du sagst dass es dir perfekt geht.", antwortete er.
,,Dann kannst du noch lange warten.", konterte ich.
Er lehnte sich zurück.
,,Von mir aus."

Ich stand auf und lief zum Fenster.
,,Wann darf ich raus?", fragte ich leise.
Es kam keine Antwort.
Sehnsüchtig sah ich die Bäume am angrenzenden Wald an.
Ich wollte einfach mal raus gehen.
Ich wollte wieder das Gefühl von Freiheit haben.

Plötzlich spürte ich seine Präsens dicht hinter mir.
,,Wenn ich dir genug vertrauen kann.", raunte er mir zu.
Bei seiner tiefen Stimme bekam ich eine Gänsehaut.

Ich drehte mich zu Ihm um und merkte erst jetzt wie nah er hinter mir gestanden war.
Er sah mir fest in die Augen, ohne sich von der Stelle zu rühren.
,,Wann lässt du mich gehen?", fragte ich leise, fast schon verzweifelt.

Er blickte mich stumm an als hätte er meine Frage gar nicht gehört.
Schließlich seufzte er und wandte sich von mir ab.
,,Du solltest so langsam verstanden haben dass du nicht gehen darfst.", kam es aus ihm.

,,Was soll ich denn hier machen?", fragte ich etwas lauter.
Matteo blickte mich an.
,,Das was jeder macht. Ist doch klar."
Meine Augen weiteten sich.
,,Ich werde ganz sicher keine Menschen umbringen oder irgendwelche illegalen Sachen schmuggeln oder sonst noch dreckige Sachen machen!", rief ich beinahe schon.

Meine Hand krallte sich an den Fenstersims. Ich merkte wie ich zitterte.
Matteo spannte sich an und kam auf mich zu.
Schnell fasste er nach meiner Hand.

,,Okay, beruhig dich. Ich hab das auch nicht in dem Sinne gemeint. Keine Sorge. Ich meinte damit einfach, dass du ganz normal leben wirst... Hörst du mich Sydney?"
Ich schluckte und sah ihn mit großen Augen an.
Dann nickte ich langsam und atmete tief ein.

,,Ich will meine Freunde sehen", hörte ich mich plötzlich sagen.
Matteo hob die Augenbraue.
,,Das geht nicht.", sagte er schließlich.
,,Warum!"
,,Ich bin nicht verpflichtet dazu dir einen Grund zu nennen."
Sauer lief ich auf ihn zu.
,,Ich hab auch ein Leben! Ich hab auch Personen die ich vermisse! Es tut weh!", schrie ich in sein Gesicht.

Ich merkte wie Matteo seine Kiefer anspannte.
,,Immer bin mal hier mal dort eingesperrt! Immer hab ich was zu leiden!"
Meine Wange wurde nass.

Matteo fuhr sich über sein Gesicht.
,,Du bleibst hier bis es dir besser geht."
Dann drehte er sich um und ging aus dem Zimmer.
Der Knall der Tür ließ mich zusammenzucken.

Fassungslos sah ich zur Tür.
Was dachte er bitte wer er ist!?

Claire kam rein.
,,Geht es dir gut, Liebes?"
Stumm nickte ich und schluckte die Tränen runter.
Dann setzte ich mich energisch hin.
,,Arschloch", murmelte ich.
,,Verdammtes Arschloch."

Gib mir deine SeeleWhere stories live. Discover now