Der Neue

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 Der Felsen war trostlos. Lome war mehr oder weniger ein riesiger Stein mitten im All. Er zog seine Bahnen um einen Gasriesen, der unter den Namen Delru in den Sternenkarten verzeichnet war. Aber Lome besaß etwas, was den anderen Monden von Delru fehlte. Erz.

Und das in riesigen Mengen und Reinheit, dass sich der ganze Aufwand, den der Megakonzern Iron Helix hier auf diesem trostlosen Felsen betrieb, lohnte. Es wurde quer durch die Galaxie transportiert. Die firmeneigenen Frachter hatten eine gesamt Kapazitäten von über dreißig Million Tonnen. Im All spielte das Gewicht zwar nur eine untergeordnete Rolle, die Menge war aber dennoch gigantisch.

Kathary Delaar, ein dunkel haarige, schlanke Frau, saß an einem Tisch in der Kantine der kleinen Minenstadt und stocherte lustlos in ihrem Essen. Kantine war leicht untertrieben. Es war mehr eine Halle, in der die Arbeiter verpflegt wurden. Während ihre Gabel im Essen stocherte, schaute sie dabei durch das Glas. Der Anblick deprimierte sie. Seit zwei Jahren saß sie nun schon auf diesem öden Felsen. Eigentlich wollte sie nur noch weg, aber sie musste sich noch ein wenig in Geduld üben. Erst im nächsten halben Jahr würde sie hoffentlich endlich ihre Versetzung bekommen. Sie hoffte inständig, dass sie nicht wieder auf einem anderen trostlosen Felsen landen würde. Die Bergspitzen, die sich scharf vom absolut schwarzen All abzeichneten, kannte sie auswendig. Sie hätte blind eine Zeichnung von ihnen anfertigen können. Der Tagebau in den Gruben, die sich schon seit einige Zeit in den Mond fraßen, lagen auf der anderen Seite des Komplexes.

Doch im Augenblick hatte sie gänzlich andere Probleme. Ihre Vorgesetzten bei der Firma saßen ihr im Nacken. Katharys Team hatte ein Signal aufgefangen und Keiner wusste woher es kam oder wer es gesendet hatte. Es tauchte in unregelmäßigen Abständen auf und war so kurz, dass man es einfach nicht orten konnte.

„Ist hier noch frei?", fragte ein Stimme neben ihr und riss sie aus ihren Gedanken.

Kathary drehte den Kopf. Ihre langen Haare rutschten über die Schultern und sie schaute in ein freundliches und aufgeschlossenes Gesicht. Der Mann war wohl in ihrem Alter und hatte kurze blonde Haare. Dunkle Augen glitzerten ihr entgegen.

Eigentlich war reichlich Platz frei. Die Arbeiter würden erst in zwei Stunden zum Essen die Halle fluten. Aber vielleicht würde sie mit dem Unbekannten eine gute Unterhaltung führen können und sich so ein wenig ablenken. Sie deutete mit der freien Hand auf die leeren Stühle.

„Mein Name ist Zulinam Frey.", sagte er und reichte ihr die Hand zum Gruß.

Kathary erwiderte ihn. „Kathary Delaar.", sagte sie.

Lächelnd setzte er sich ihr gegenüber und machte sich über sein Essen her. Interessiert schaute sie ihm zu. Anscheint schmeckte es ihm. Und dann verstand sie.

„Sie sind wohl gerade hier angekommen, Mr. Frey?", stellte sie fest.

Da er gerade den Mund voll hatte, konnte er nur nicken und es dauerte eine Weile, bis er wieder normal sprechen konnte.

„Nicht so förmlich.", sagte er dann. „Nennen sie mich einfach Zul." Dann tastete er seine Stirn ab. „Steht mir es auf der Stirn geschrieben, dass ich hier neu bin?"

Sie lächelte. „Nein, aber ihnen scheint es zu schmecken.", meinte sie und deutete auf sein Tablett.

„Stimmt. Und?", sagte er und legte fragend die Stirn in Falten.

„Es ist der letzte Fraß! Eine Zumutung!", meinte sie erbost. „Den Koch sollte man an die frische Luft setzten." Ihr Daumen wies auf die andere Seite des Glases. „Ich will gar nicht wissen, was die Küche da alles rein gemixt hat."

Demonstrativ schob sie ihr Tablett von sich weg.

„Dann sollten sie mal eine Woche lang das Essen auf einer Passagierfähre kosten.", meinte er amüsiert. „Danach wird ihnen das hier wie ein Festmahl vorkommen."

Sternenwelten - Kathary Delaar - Der AnfangWhere stories live. Discover now