Tote Mädchen kitzeln nicht

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Ein lautes vibrieren zerriss die Stille im Hörsaal 250. Hektisch versuchte eine junge Frau ihr Handy aus ihrer Tasche zu bekommen. "Liebe Frau Jäger! Würden sie dieses Geräusch bitte sofort abstellen, sonst können sie die Prüfung im nächsten Semester schreiben!", brüllt der kleine cholerische Dr. Schmitt. Mit hochrotem Kopf schaffte es die junge Frau Jenny Jäger ihr Telefon auf stumm zu schalten. Zufrieden grunzend neigte Dr. Schmitt den Kopf und Jenny konnte sich ihrer Prüfung widmen. Die Zeit in der Prüfung verging wie im Flug und bald stand sie zufrieden mit ihrer Leistung vor dem Raum 250 und schaute nach der Nummer, die sie angerufen hatte. Nachdenkliche zog sie die Augenbrauen zusammen und biss sich auf die Unterlippe, da quiekte sie auf und hätte fast ihr Handy fallen gelassen, als ihr jemand von hinten in die Seiten piekste. "Na Jenny, wer traut sich denn dich anzurufen?" Sagte eine vertraut gehässige Stimme. Jenny drehte sich um und blickte hoch zu Christin, sie war die unbestrittene Kratzbürste auf dem Campus und hatte, warum auch immer, ein Problem mit ihr. "Hey Christin, keine Ahnung ich wollte gerade zurück rufen!", Sagte Jenny kleinlaut. Christin war nicht groß oder einschüchternd aber Jenny war nur 155cm groß und schon immer eher zurückhaltend gewesen. Christin schnaubte verächtlich: "Wegen dir haben ich bestimmt ne Aufgabe vermasselt!" Zischte sie und beugte sich vor. Jenny wich instinktiv zurück und blickt auf den Boden: "Sorry...!" Sagte sie leise und wurde rot. "Was nuschelst du da sprich Mal lauter!" Sagt Christin und piekste Jenny in den Bauch, diese wich quickend noch weiter zurück. " Es... es... es... tut mir leid!", sagte sie laut und hob die Hand schützend vor sich. " Ach halt die Fresse!", winkte Christin ab drehte sich um und ging zu ihren Leuten, die in einigen Metern Entfernung auf sie warteten. Jenny fuhr sich seufzend durch ihr kurzes schwarzes Haar und blickte auf ihr Handy. In ihrer Anrufliste stand die Nummer eines Notars, jedenfalls sagte ihr Handy das. Sie schluckte schwer und rief zurück: 

"Ja Ludwig Bonhöffer hier!" "Ha... Hallo! Hier ist Jenny Jäger, sie hatten Versucht mich anzurufen!" 

"Ach, Frau Jäger! Ja in der Tat, gut das sie zurückrufen. Haben sie je von einer Matilda Jäger gehört? Sie ist ihre Großtante." 

"Ähm.... Nein? Sollte ich?" 

"Nun ja es ist ihre Großtante! haben ihre Eltern nie von ihr erzählt?" 

"Nein, ich bin Vollwaise seitdem ich ein Jahr alt bin!" 

"Oh! Das.... Das tut mir leid! Bitte verzeihen sie mir! Das ging nicht aus meinen Unterlagen hervor. Haben sie heute Nachmittag Zeit?" 

"Kein Problem. Ja habe ich aber warum geht es?" 

"Ihre Tante ist vor zwei Wochen verstorben, es geht um ihr Erbe! Wo sind sie? Mein Fahrer holt sie ab!" 

"O....OK, an... an der Uni!"

"Gut. Frau Jäger mein Fahrer wird sie um 14 Uhr abholen, ist das in Ordnung?"

Jenny schaute auf ihr Uhr: "Ja ich...ich werde auf dem Campus Parkplatz warten!"

"Sehr schön! Bis bald, Frau Jäger!"

Stille. Jenny stand da, wie vom Donner gerührt. Erbe? Sie war eine Weise! Sie hatte niemanden. Nicht, dass ihre Kindheit schlecht war, im Gegenteil: Sie hatte Glück. Zwar wurde sie nicht adoptiert, aber sie ist in einer Wohngruppe groß geworden, die von einem alten Paar geleitet wurde. Sie zog die Kapuze ihres schwarzen Übergrößen Hoodys über den Kopf und steckte sich ihr paar Airpods in die Ohren. Sie brauchte nach dem eben gehörten erst einmal etwas Ablenkung und was half da besser als Rockmusik? Es war zehn vor zwei als eine schwarze Limousine vor der Bank auf der Jenny saß, hielt. Beeindruckt nahm sie einen Kopfhörer aus dem Ohr. "Wow!", sagte sie. "Dankeschön!", sagte der Fahrer. Es war ein ältere Herr in einem feinen Anzug. Sein silbernes Haar war zurück gekämmt.

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