Kapitel 4

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„Hey." grüßte Kaleb lächelnd meine Freundinnen. Diese starrten ihn nur fasziniert an. Alec war zum Glück zu seinen 'Freunden' gegangen, deshalb war es auch nicht soo mega peinlich. „Kaleb geht ab heute in unsre Klasse." erklärte ich um das peinliche Schweigen zu unterbrechen. „Echt?" fragte Lucy vielleicht etwas zu fröhlich. „Ja. Ich wohne jetzt bei Amélia und ihr Vater hat mich an der Schule angemeldet." erklärte Kaleb lächelnd, aber ich sah wie sehr es ihn amüsierte, dass meine Freundinnen so sprachlos waren. Ich seufzte übertrieben genervt und meinte „Ach kommt schon Leute. Gestern wart ihr doch auch nicht so fasziniert." Lucy, Ashlyn und Tamara warfen mir einen bösen Blick zu, wurden aber sofort rot.
„Da wussten wir ja auch noch nicht, dass er noch nicht vergeben ist." erklärte Lucy und schenkte Kaleb ein verschmitztes Lächeln. Ich muss schon zugeben, sie war in ihrer Schwärmerei irgendwie süß, aber Tamara und Ashlyn starrten meinen Artgefährten einfach nur an. Etwas unschön, wenn ihr mich fragt. „Was dachtet ihr denn, an wen ich vergeben bin? Doch nicht etwa an Amélia?" fragte Kaleb wirklich neugierig. „Um ehrlich zu sein schon. Sie hat uns dann gestern nach der Schule aufgeklärt und über unsre Eifersucht gelacht." antwortete Lucy mutig und wurde noch röter. Kaleb grinste sie an und legte dann einen Arm um meine Schulter. „Und wieso hast du das ihnen nicht schon früher gesagt? Ich mein seh sie dir an. Sie sind alle drei hübsch." schimpfte Kaleb mich verspielt und grinste dann wieder meine Freundinnen an.
„Ich wollte eben dass sie ihr Hirn noch eine Weile behalten. Aber jetzt Schluss damit wir müssen ins Sekretion deine Sachen abholen." erklärte ich und zog ihn von meinen Freundinnen weg zum Haupteingang der Schule. „Ich warne dich. Wenn du eine von ihnen anrührst bist du tot." zischte ich ihm lächelnd ins Ohr. „Weiß ich doch, Liebes. Obwohl ich sagen muss, diese Lucy ist echt niedlich." erwiderte er leise und ebenfalls lächelnd. „Ja. Sie war süß, aber du lässt deine Finger von ihr. Besonders von ihr." warnte ich. „Schon gut. Ich hab verstanden." stimmte Kaleb seufzend zu. „Gut, wenn das geklärt ist, dann gehen wir jetzt wirklich ins Seki." meinte ich und zog ihn mit.
Kurze Zeit später standen wir auch schon im Sekretariat. Der Weg war unglaublich nervig gewesen. Entweder haben mir die anderen Mädchen eifersüchtige Blicke zugeworfen oder aber sie haben sich mir und Kaleb in den Weg gestellt und ihm die Nummer zugesteckt. Jetzt leerte er auf dem Pult der Sekretärin seine Taschen. Es waren mindestens dreißig kleine Zettel. Manche in knallpnik, andere in himmelblau, aber die meisten einfach weiß. „Wird jeder neue Typ bei euch mit Handynummern überhäuft?" fragte Kaleb und starrte dir Zettel ratlos an. „Ach du bist echt zu niedlich." sagte ich lachend.
Kaleb sah mich nur verwirrt an und ich erbarmte mich und klärte ihn auf. „Das sind alles Telefonnummern von richtigen Schlampen, die mit dir ins Bett wollen, aber ich warne dich, wenn ich mal mit einer erwisch, dann..." „... dann bin ich tot. Schon verstanden." fiel Kaleb mir ins Wort und hob abwehrend die Hände. Ich grinste ihn an und nickte zufrieden, dann kam die Sekretärin zurück. Als sie die ganzen kleinen Zettel auf ihrem Pult sah, schaute sie mich stirnrunzelnd an. „Er scheint schon jetzt ziemlich beliebt zu sein." erklärte ich, nahm die Zettel und steckte sie zusammengeknüllt in meine Tasche. Einen Moment zögerte die ältere Frau noch, dann gab sie Kaleb seine Sachen, also Stundenplan, Bücher etc. und wir konnten endlich zu unserem Klassenzimmer gehen.
„Krieg ich die Zettel wieder oder hackst du mir dann die Finger ab?" fragte Kaleb grinsend, als er auf dem Weg wieder einige Zettel zugesteckt bekam. „Ich werde jeden einzelnen konfiszieren und du wirst mit niemanden hier schlafen. Das ist ja schließlich der Grund, weshalb du hier bist." erklärte ich grinsend und hielt ihm die Hand hin. Er seufzte ergeben und gab mir bestimmt wieder fast zwanzig Zettel. Ich schüttelte nur mit dem Kopf und steckte sie Weg. „Wenn wir daheim sind verbrenn ich sie alle." murmelte ich und Kaleb sah mich mit einem gespielt leidenden Gesichtsausdruck an.
Ungefähr fünfundzwanzig Zettel später standen wir vor dem Biologieraum. Ich hasste Biologie. Ich meine wen interessiert's, was Menschen für Knochen hatte? Ganz genau keinen. Und wen interessiert's, wie die Welt entstanden ist? Naja okay, ich muss zu geben, dass ist ganz interessant, aber ihr wisst auf worauf ich hinaus will. Mit Physik und Fremdsprachen das gleiche. Das braucht doch heutzutage keiner mehr. Jeder hat ein Handy mit Internet. Mann konnte solche Sachen einfach googeln. Aber ich will ja nichts sagen. Sollen uns die Lehrer halt jede Stunde auf's neue langweilen. Unsre Noten werden trotzdem nicht besser.
„Alles okay, Amélia?" fragte Kaleb und holte mich mal wieder aus der Versunkenheit. „Ja. War nur in Gedanken." erklärte ich und lächelte ihn an. „Denkst du ich kann da drinnen überleben?" wollte er mit einem zweifelnden Blick zum Klassenzimmer wissen. „Setz dich einfach zu mir. Das klappt schon." erklärte ich, grinste ihn an und ging in den Biosaal. Kaleb folgte mir schnell und ich ging erst zu unserem Lehrer. Mr. Ditro ein eigentlich ganz netter Lehrer, wenn er nicht Biologie unterrichten würde. „Sie sind dann also der neue Schüler?" fragte er, musterte Kaleb und schob seine Brille etwas höher. Wieso machten Lehrer so was? Sollen sie sich doch ne gescheite Brille kaufen, wenn die die ganze Zeit rutscht nicht? Lehrer verdienen doch so viel.
„Ja, Mister. Ich bin Kaleb." meinte mein Artgefährte und biss sich unsicher auf die Unterlippe. Er war wirklich süß. Das dachten sich anscheinend auch einige andere Mädchen, denn es kamen einige Seufzer von hinter mir. „Ich hoffe, dass Sie sich zurück halten können." meinte Mr. Ditro und drehte sich zur Tafel um irgendetwas auf die Tafel zu schreiben. Kaleb blieb nur stehen und runzelte verwirrt die Stirn. Da sah man mal, wie fern er den Menschen war. „Er will im Endeffekt das gleiche, wie ich. Du sollst keine der anderen Schülerinnen anrühren. Jetzt komm. Setzen wir uns." sagte ich und zog ihn mit zu meinem Platz in der letzten Reihe.
Die ganze Stunde starrten alle Mädchen immer wieder zu Kaleb. Alec hingegen beachteten sie gar nicht, was ihm anscheinend aber nichts ausmachte. Er sah zwar immer wieder belustigt zu Kaleb und mir hinter, folgte aber sonst dem Unterricht. Wie ich am Anfang ja schon gesagt hatte, schrieb er fast nur gute Noten, was man von mir nicht unbedingt behaupten konnte. Okay, Mathe, Geschichte und Sport stand ich noch auf einer eins, aber alles andere hielt ich mich mit dreiern und vierern grad noch so Überwasser. Jaa, ich weiß, dass es selten ist, dass ein Mädchen Mathe checkt, aber ich mein da kann man auch nicht für lernen. Entweder man kann's oder eben nicht.
„Bitte lest euch den Hefteintrag nochmal durch. Ich frag nächste Stunde ab." erklärte da Mr. Ditro und holte mich wieder in die Wirklichkeit zurück. Schnell packte ich meine Sachen weg und schnappte mir Kaleb, der schon wieder lauter kleine Zettel bekam. Und dass obwohl wir in der letzten Reihe saßen und die Mädchen eigentlich alle nicht an uns vorbei mussten. Die Tür war nämlich vorne rechts neben dem Pult unseres Lehrers. Als wir aus dem Klassenzimmer waren, gab Kaleb mir die Zettel wortlos, aber mit einem Grinsen. Bis zur Mittagspause ging das so weiter. Wir kamen in den Raum unser Lehrer warf Kaleb einen warnenden Blick zu, dieser setzte sich neben mich in die letzte Reihe, er bekam Zettel und gab sie mir nach der Stunde zerknüllt in die Hand.
Als es zur Pause klingelte warf ich jedem Mädchen, dass sich uns näherte einen giftigen Blick zu und sie entschieden sich anders und zischten ab. „Langsam hast du den bösen Blick echt drauf." meinte Kaleb grinsend und stand auf. „Hatte ja auch genug Gelegenheit um zu Üben." entgegnete ich ebenfalls lächelnd. „Du solltest aufpassen sonst glauben die noch, du bist eifersüchtig." giftete Alec hinter mir und grinste bösartig. Ich schnaubte nur und ging mit Kaleb raus in den Gang. „Wohin gehen wir jetzt? In die Mensa? Da bekomm ich bestimmt wieder einige Zettelchen." grinste Kaleb und schlang einen Arm um meine Schulter.
Ich blieb kurz stehen und dachte nach. Nein. Kaleb hatte Recht. In der Mensa war zu viel los. Da kam mir eine Idee. „Nö, wir gehen raus. Lucy, Tam und Ash können die Pause auch ohne uns überstehen." erklärte ich und drehte mich auf den Absatz um. Bei meinem Glück lief ich aber sofort in jemanden rein. Meine Tasche fiel auf den Boden und die Sachen fielen alle heraus. „Mann, Am. Kannst du nicht aufpassen?" schnauzte da auch schon Alec. „Halt den Mund." zischte ich und sammelte meine Sachen ein. Oh Gott, wie peinlich. Ich lief rot an, doch von hinten kam mir eine Hand zur Hilfe und ich lächelte Kaleb dankbar zu. Schnell packten wir meine Sachen und die ganzen kleinen Zettel wieder in die Tasche, dann legte Kaleb mir wieder einen Arm um die Schulter und wir gingen in Richtung Haupteingang.
Natürlich stand an der Treppe Alec mit seinen 'Freunden' und rauchte. Angewidert verzog ich das Gesicht. Ich fragte mich immer, wie man nur diesen widerlichen Gestank einatmen wollen konnte. (Oke, seltsamer Satz.) Ich wollte schnell vorbei laufen, aber Kaleb hielt mich grinsend zurück und steuerte direkt auf die fünf Jungs zu. „Das meinst du doch nicht ernst." zischte ich ihm vorwurfsvoll ins Ohr. „Doch, Liebes. Ich werd mir jetzt auch ein paar Freunde beschaffen." erklärte er und ich sah ein neckendes Glitzern in seinen Augen. Ich schnaubte wieder, machte mich von ihm los und lief Richtung Waldrand. Dort gab es eine Bank, auf die ich mich setzte und die Jungs schmollend beobachtete.
Kaleb sah mir nach, setzte dann aber ein Grinsen auf und ging zu Alec und den anderen vier. Sie waren alle Badboy mit einem scheiß Ruf. Einer von ihnen hieß Jackson. Er war braunhaarig, hatte graue Augen und hatte Lucy mal das Herz gebrochen. Ein anderer hieß Railie und wieder ein anderer Paul. Sie hatten beide schwarze Haare und braune Augen. Mit den Beiden hatte ich bis jetzt aber noch keine großen Probleme. Der letzte hieß Sam. Er war eigentlich der netteste von den fünf und flirtete auch ab und zu mit mir. Mit seinen blonden Haaren und braunen Augen sah er ja eigentlich ganz niedlich aus. Trotzdem war er oft gemein zu meinen Freundinnen. Ach und natürlich hatten die vier auch einen Sixpack. Was konnte man da auch schon anderes erwarten?
Auf jeden Fall begrüßten sie alle Kaleb recht herzlich und sie schienen ihm sogar Zigaretten an zu bieten, aber Kaleb warf einen kurzen Blick zu mir und lehnte dann ab. Die fünf anderen Jungs sahen ebenfalls kurz zu mir und fingen dann eifrig an Kaleb auszufragen. Mit roten Wangen senkte ich den Blick und machte mich daran etwas in meinen Block zu zeichnen. Die Leute sagten immer, dass ich eine echte Künstlerin sei, aber ich machte mir da nicht viel drauß. Ich zeichnete nur für mich. Nicht damit andere sich darüber unterhalten konnten. Es lag außerdem in der Gene der Springer, dass sie gut zeichnen konnten, denn wir konnten uns nur ein neues Gesicht zulegen, wenn wir es auch visualisieren konnten.
„Hey, Am." sagte plötzlich Alec und tippte mich an der Schulter an. Ich wollte ihn schon anzischen, dass er verschwinden sollte, aber ich sah etwas in seinen Augen, dass mich stoppen lies. „Was willst du?" fragte ich leicht misstrauisch. Alec lies sich neben mich auf die Bank fallen und ich sah schnell zu Kaleb und die anderen. Sie unterhielten sich immer noch und schienen nicht mal bemerkt zu haben, dass Alec gegangen war. „Sorry, dass ich dich vorhin so angeschnauzt hab." sagte er. Verwirrt runzelte ich die Stirn. Hatte er sich gerade tatsächlich entschuldigt. Nein, dass konnte nicht sein. Ich hatte mich bestimmt verhört. Nicht? Mein Blick huschte wieder zu Kaleb und diesmal sah er stirnrunzelnd zu uns.
„Äh, bist du noch da?" fragte Alec und schnippte mir vor den Augen herum. „Ja. Ähm... ist nicht so schlimm." sagte ich unsicher und starrte immer noch Kaleb an. „Gut, dann äh... Geh ich wieder." meinte Alec, stand auf und ging zu seinen Leuten zurück. Er wechselte ein paar Worte mit Kaleb, dieser grinste schief und kam dann zu mir. „Hast du ihm gesagt, dass er das machen soll?" fragte ich genervt. „Nö. Ich hab nur gesagt, dass es nicht deine Absicht war, dass du gegen ihn gelaufen bist und dass er nicht immer so gemein zu dir sein soll." antwortete Kaleb mit unschuldiger Mine. „Lass ihn doch gemein zu mir sein. Es geht dich nichts an, wie andere Leute mit mir umgehen. Du bist ja nicht mein fester Freund." zischte ich ihn an, stand auf und lief ein Stück in den Wald.
„Amélia. Sei doch nicht sauer. Ich will doch nur, dass es dir gut geht." sagte Kaleb und lief mir hinterher. „Aber wieso, Kaleb? Du hast dich Jahre lang nicht gemeldet und jetzt, wo es dir ins Zeug passt, mischt du dich in mein Leben ein. Ich kann gut auf mich selbst aufpassen. Ich habe meinen Dad, der sich um mich kümmert. Wieso kannst du nicht erst dein eigenes Leben richten, bevor du es mit meinem versuchst?" rief ich verzweifelt. Wir standen jetzt auf einer Lichtung und ich warf meine Tasche auf den Boden. „Amélia..." fing Kaleb an, aber ich wollte ihm nicht zuhören. Schnell griff ich nach meinem Wolfsgesicht.
Kaleb sah mich traurig an und schien sogar den Tränen nahe. Ein Junge und Tränen? Ich weiß, absurd, aber Kaleb war sehr einsam und ich hatte einen wunden Punkt getroffen, indem ich sein beschissenes Leben ansprach. Ich wollte ihm zwar nicht zuhören und ich war total sauer, aber ich konnte ihn trotzdem nicht einfach stehen lassen. Ich seufzte innerlich und stupste seine Hand an. Lächelnd ging er in die Hocke und kraulte mich sanft hinterm Ohr. Ich brummte zufrieden und Kaleb machte weiter. Eine Träne hatte sich tatsächlich aus seinen Augen gestohlen und ich leckte sie mit meiner Wolfszunge weg. „Hör auf, das kitzelt." schimpfte Kaleb jetzt wieder etwas fröhlicher. Ich schmiegt mein Gesicht an seinen Hals und er kraulte mich wieder.
Nach einer Weile sah er auf seine Armbanduhr. „Die Pause ist bald aus." murmelte er mir zu. Ich leckte ihm über die Finger und wechselte wieder in mein echtes Gesicht. „Deine Haare, Liebes." erinnerte Kaleb mich leise und ich machte sie schnell wieder schwarz. „Tut mir leid. Ich wollte nicht gemein sein." entschuldigte ich mich mit gesenktem Blick. „Ist nicht so schlimm. Außerdem hast du ja Recht. Ich sollte nicht in deinem Leben herum pfuschen, wenn ich meines nicht Unterkontrolle hab." meinte Kaleb und ich sah seine Augen wieder feucht werden. „Nicht doch." sagte ich und nahm ihn in den Arm.
Da klingelte es plötzlich und ich schaute erschrocken auf Kaleb's Uhr. Die Pause war aus. „Komm schnell. Die Lehrer hassen es, wenn wir zu spät kommen." sagte ich, hob meine Tasche auf und zog Kaleb mit mir zurück zur Schule. Alec und die anderen trödelten zwar noch an der Treppe herum, aber ich ging mit Kaleb schnell an ihnen vorbei. Ich hatte jetzt keine Lust auf ihre doofen Kommentare. Kaleb und ich kamen gerade noch rechtzeitig im Klassenzimmer an und ich atmete erleichtert auf. Kaleb und ich verfielen wieder in unsre Routine und ich freute mich schon auf Schulschluss. Dann hatte ich endlich meine Ruhe vor Kaleb's ganzen Verehrerinnen, die mir jetzt böse Blicke zuwarfen.

Amélia - Erbin der 1.000 GesichterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt