Prolog

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7. Juli 1998

Es war Nacht. Der Tag war heiß und schwül, doch jetzt war es kühler. Es war ein Uhr. Mitten in der Nacht. Der Nebel drang aus dem Wald und begleitete die fürchterlichen Schreie, die niemand hörte. Nur ein Mann. Er rannte durch den Wald. Die Furcht stand ihm ins Gesicht geschrieben. Doch er fürchtete sich nicht vor den Schreien. Es war die Person, die sie ausstieß. Er kannte sie nicht gut, aber jeden Monat am selben Tag und um die selbe Uhrzeit passierte es. Der Mann rannte zur Lichtung, zu den Schreien. Seine rabenschwarzen Haare reflektierten das Mondlicht, seine ebenso schwarzen Augen schienen es hingegen zu verschlucken. Die schreie wurden immer lauter, qualvoller. Der Mann rannte schneller. Er musste. Es war seine Pflicht die Bestie von der Stadt fern zu halten. Er wird es nicht zulassen. Seine Familie war wegen ihr gestorben.
Der Mann brach durch das Unterholz. Sofort sah er die blonde Frau in der Mitte liegen. Sie krümmte sich vor Schmerz unter ihrem himmelblauen Umhang, aber der Mann wusste, dass er sich ihr nicht nähern durfte. Sie hatte es ihm gesagt. Es ihm befohlen. Aufmerksam lauschend setzte es sich auf einen Baumstumpf, den er sich extra eingerichtet hatte. Die Schreie wurden ganz langsam wieder leiser und es hörte sich immer mehr nach einem Knurren an. Da hörte der Mann es plötzlich. Es waren nicht nur die schmerzerfüllten Schreie der Frau zu hören. Der Mann richtete sich auf und lauschte angestrengter. Tatsächlich.
Es waren die Schreie eines Baby's. „Karula? Was ist das? Was höre ich da?" fragte der Mann mit vor Angst rauer Stimme. „Es ist mein Kind. Nimm es. Ich werde noch heute sterben. Pass auf es auf." hörte der Mann die seltsam tiefe, knurrige Stimme der Frau in seinem Kopf. Dann, ganz plötzlich und unerwartet, machte es leise Puff und die Frau zerfiel in golden glitzernden Staub, welcher sofort wieder verschwand.
Entsetzt sprang der Mann auf. Wie kann das sein? Die Bestie, die Jahrelang seine Stadt terrorisiert hatte, war einfach verschwunden. Der Mann musste nicht lange überlegen. Er eilte zu dem Umhang, der auf der dunklen, verlassenen Lichtung aussah wie ein kleiner gefrorener See. Es war ein leises Wimmern zu vernehmen. Ganz, ganz langsam hob der Mann den Mantel an.
Wieder war er überrascht. Er konnte einfach seinen Augen nicht glauben. Ein kleines Kind lag dort. Es war in den Mantel eingewickelt wie in eine Decke. Es konnte nicht älter als ein paar Stunden sein. Vorsichtig ging der Mann in die Knie und hob das Bündel an. Er erinnerte sich wieder an die Worte der Frau und wollte das Kind wieder fallen lassen, doch da lachte es leise und der Mann sah es entsetzt an. Wie konnte eine solche Teufelsbrut so fröhlich lachen? Mit seinen kleinen Händen grabschte das Baby nach der Kette des Mannes. Es war einfach eine Schnur, an der eine kleine Schnitzerei hing.
Der Mann konnte sich noch erinnern, wofür der Holzvogel eigentlich gedacht war. Er hatte ihn für seine Tochter geschnitzt. Damals war sie gerade vier Jahre alt und die beiden waren im Wald spazieren gewesen. Das kleine Mädchen war auf den Schultern ihres Vaters gesessen und hatte ein Vogelnest entdeckt. Die kleine war so fasziniert von den Tieren, dass sie eines mit nach Hause nehmen wollte, doch ihr Vater konnte ihr das natürlich nicht erlauben. Als Ersatz schnitze er ihr den Vogel und wollte ihn ihr am nächsten Tag schenken, doch da schlug die Bestie zu. Sie tötete alle, die in dem Haus waren, also nicht nur die kleine Tochter, sondern auch die Frau, den sieben jährigen Sohn und die Cousine des Mannes. Nur den Mann selbst hatte sie am Leben gelassen „Du wirst deine Stadt vor mir beschützen." hatte die Bestie gesagt, dann hat sei ihm tief in die Augen gesehen und diese so schwarz wie ihre eigenen gemacht. Das war jetzt gerade mal ein Jahr her. Eine kleine Träne stahl sich aus dem Augenwinkel des Mannes.
Ein erstauntes Glucksen riss den Mann aus seinen Erinnerungen. Er hielt das Kind der Bestie immer noch in den Armen. Wieder griff das Baby nach der Kette und lachte dabei so fröhlich, dass der Mann sich zu etwas entschloss. Es war leichtsinnig und dumm. Das musste er zu geben, aber er fühlte sich dazu verpflichtet. Mit dem Kind an die Brust gedrückt stand er auf, wickelte es fester in den Mantel und lief wieder nach Hause. Er würde das Kind aufziehen. Nicht weil die Bestie ihn darum gebeten hatte oder weil es moralisch das richtige wäre. Nein, er tat es, damit das Kind nicht so einsam war, wie er.
Der Mann wusste außerdem, dass das Kind überleben und wie seine Mutter werden würde. So nahm er das Kind und betrachtete es genauer. Es hatte die gleichen blonden, fast weißen Haare, wie seine Mutter, aber seine Augen waren nicht abgrundtief schwarz, sondern von einem hellen, leuchtenden Purpur, dass leicht ins Grau überging. Wie der Sonnenuntergang, dachte der Mann lächelnd und nahm das Kind mit in die Stadt. Weg vom Wald.

Hey Leute,
ich weiß, is bis jetzt noch nicht so intressant, aber ich wer spätestens am Sonntag das erste Kapitel hinzufügen. Muss es jetzt nur noch schreiben. Ich freu mich auf eure Komments.

LG Ary-Lu

Ach und von dieser Frau mach ich euch ein Bild rein ;*

Amélia - Erbin der 1.000 GesichterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt