Zerbrochenes Eis

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Die Hexe

Die Nordwand. -So wurde der große Berg Tahal im Norden des Königreiches Zinapolis auch genannt. Eine Geschichte der Eismenschen Inéad besagte, dass der Tahal vor langer Zeit einmal grün und voller Leben gewesen sein soll. Eine Zeit, wo die Vorfahren der Inèad ein Leben in Reichtum und Fülle führten und die Früchte des Tahals ausreichten, um ein ganzes Volk zu ernähren. Doch dann kamen die Wíönde, Reiter des Himmels, und brachten in nur einer Nacht ein ganzes Volk zu Nichte. Nur Wenige entkamen den Schwertern und Flammen der Wíönde und konnten sich Ihnen wiedersetzen. Um die Wíönde zu vertreiben und ihrem Feuer etwas entgegen setzten, brachten sie ein schreckliches Opfer. Mit Hilfe der Hexe Iné ließen sie den einst so lebensspendenen Wasserfall des Tahals gefrieren und den ganzen Berg in einem Kältenebel einhüllen, der die Wíönde schließlich dazu zwang den Rückzug anzutreten. Aus Dankbarkeit nannte sich das übrig gebliebene Volk Inéad und passte sich an das Leben in Eis und Kälte an. Die Höhlen des Tahals wurden zu ihrem Zuhause und aus Angst vor dem Zorn der Wíönde verließen die Inéad niemals den Tahal. Das vorher so sorglose und von aller Welt geliebte Volk wurde über die Jahre immer mehr zu einer Scharr von seltsamen Einsiedlern, die sich in der Wildheit und der Einöde des weißen Bergs verloren. Ihre schaurigen Gesänge, welche hauptsächlich die Wíönde für die Gräultat an ihrem Volk verfluchten, hallten manchmal bis ins Tal hinunter, wo die meisten der dort lebenden Menschen eine Gänsehaut bekamen, wenn sie nur daran dachten. Die Nordwand wurde ein Ort, den man besser mied, wenn man bei Verstand war. Auf den Gipfeln des Tahals gab es Nichts, was es wert war, sich den Strapazitäten des Aufstiegs auszusetzen. Jahrhundertlang war der Berg bloß ein Denkmal der Grausamkeit der Wíönde gewesen und in den Geschichtsbüchern der Menschenkinder als ein einstiges Vorbild menschlicher Zivilisationen benannt worden. Jahrhundertlang wurde der Berg in Frieden lassen und weder Mensch, noch Troll, noch Elf scherrten sich um das Geschehen auf der Nordwann. Selbst die Bewohner Zinapolis nicht...

Bis sich dies, eines stürmischen Wintertages, auf einen Schlag änderte. Akuva, ein Mädchen aus dem Volk der Inéad sah es als Erstes. Sie war die Einzige außerhalb der Höhlen, denn kaum jemand außer ihr war verrückt genug die Höhlen an einem Tag wie diesen freiwillig zu verlassen. Besonders, wenn in den Höhlen ein warmes Feuer brannte und es Nüsse und Suppe zu essen gab und außerhalb der Höhlen das Risiko nicht klein war Opfer einer Lawina zu werden oder blind durch den Wind eine Kante zu übersehen und einer der todessicheren Felsspalten herunter zu stürzen. Generell war es schon so nicht ungefährlich sich auf den Gipfeln des Tahals aufzuhalten und dann Tagen wie diesen verdoppelte sich die Wahrscheinlichleit in der lebensfeindlichen Umgebung gleich um ein doppeltes, wenn der raue Wind den Schnee in die Lüfte stieß. Nein, wenn man nicht Akuva hieß, blieb man lieber in den Höhlen und wartete ab, bis sich das Unwettter gelegt hatte.

Akuva war ein hochgewachsenes Mädchen, braun gebrannt von der zwar raren, aber dennoch von überall her reflektierten Sonne der Nordwand. Ihr Gesicht war typisch für alle Angehörige der Inèads. Ovale schmale Augen, meistens blau, umringt von dichten Wimpern und dicken Augenbrauen; eine kleine platte Nase und volle rote Lippen in einem schmalen nicht gerade fülligen Gesicht. Als einer der jüngsten Mitglieder der Inèad trug Akuva ein kleines Tattoo in Form eines Habichts auf ihr rechten Wange. Wenn sie später einmal in den Kreis der Ältesten aufrücken würde, würde ihrem Habicht ein Strich zugefügt werden, als Stammesältester ein Zweiter. Als Medizinerin würde sie zusätzlich noch das Symbol für das heilende Faringmooses tatöwiert bekommen und als Kriegerin einen roten Strich einmal quer über ihr Gesicht. Dazu gab es noch viele weitere Arten von Tatoos, die die Oberarme der Inèads zierten und für bestimmte Eigenschaften und Leistungen standen. Wissen, Wendigkeit, Schnelligkeit und Ausdauer - für beinahe alles gab es ein Symbol, welches von dem Anführer der Inèad jedes Mal höchstpersönlich gewilligt wurde. Auf Akuvas Oberarm prangte etwas, was für ein Außenstehende ein bisschen wie ein Umgekehrtes R aussehen musste, doch es bedeutete bloß, dass Akuva eine gute Näherin war. Zudem hatte sie noch in der Mitte geteiltes U, was darauf hindeutete, dass Akuva gut mit dem Messer umzugehen wusste. Für das besonders verrückt sein, hatte es bisher noch kein Symbol gegeben, doch es könnte sein, dass es für Akuva extra erfunden wurde.

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