An unexpected afternoon

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Mein Leben hatte sich um 180 Grad gewendet. Gute Noten, gute Freunde, ein berufliches Ziel und der Junge meiner Träume. All diese Dinge hatte ich nun. Aber dennoch schien irgendwas nicht mit rechten Dingen zuzugehen.

Da war dieser Typ, Rocco. Er war ein Freund meines Freundes. Und seit Beginn des neuen Schuljahres hatte ich nie eine andere Intention gehabt, als mich gut mit ihm zu verstehen und vielleicht sogar mit ihm anzufreunden. Doch irgendwas war seltsam. Ständig starrte er mich an, hielt sich in meiner Nähe auf und rannte beim Fußball spielen fast immer absichtlich in mich rein. Aber das verrückteste war, sprach ich von meinem Freund, reagierte er genervt. Eines Tages beschloss ich auf ihn zuzugehen und ihn zu fragen, was los wäre. Seine Antwort war kurz und knapp: Aufgrund meiner Vermutung wären wir wohl ziemlich aneinander vorbei geraten, meinte er. Doch gegen eine Freundschaft schien er nichts zu haben. In der folgenden Stunde fragte ich ihn, ob er mit mir ein Referat über Narzissmus halten wollte. Er sagte zu. Wir trafen uns bei ihm, um daran zu arbeiten. Gerade als wir durch waren bot er mir an noch etwas zu bleiben. Wir redeten. Schule, Lehrer, das Referat, das Übliche eben. Die Abendsonne schien golden auf seinen Schreibtisch.

Ich denke ich muss so langsam los, da ich um sieben Besuch bekomme.

Okay. Soll ich dich vielleicht zu dir nach Hause begleiten?

Gerne. Dann kannst du dich noch ein bisschen mit Jason unterhalten.

Ach, Jason kommt zu dir?

Ja. Wie immer am Wochenende halt.

Na gut. Dann lass uns mal losgehen, Damit du deinen Bus bekommst.

Nun war ich erneut verdutzt. Diesmal konnte ich es nicht so stehen lassen.

Rocco, was ist los?

Was? Nichts, warum?

Jetzt rede doch mit mir. Ich merke doch, dass was nicht stimmt.

Es ist alles okay.

Immer wenn ich von Jason spreche reagierst du Anti und genervt.

Das ist nicht wahr.

Irgendwas stimmte da nicht. Doch in diesem Moment hatte ich nicht mehr die Lust, mir seine Ausreden anzuhören. Ich stand auf und wollte gehen.

Warte.

Mit einem giftig angehauchten Was! drehte ich mich zu ihm um.

Ja, man, du hast recht.

Womit?

Es nervt mich. Dieses ganze Gerede.

Von Jason?

Ja.

Aber wieso? Habt ihr euch gestritten? Ist irgendwas passiert?

Ja, ist es.

Er stand ruckartig auf.

Jason hat das schönste Mädchen auf der Welt abgekriegt und er verdient es nicht mal.

Meine Güte! Konnte es wahr sein? Hat er sich in mich verliebt? Er setzte sich wieder hin und stützte seinen Kopf auf die Hände. Ich stand wie angewurzelt da. Mein ganzer Körper begann zu zittern und zu beben. Die Art, wie er dasaß. In mir breite sich ein Gefühl von Schock und Angst zugleich aus. Doch vor allem anderen fühlte ich in diesem Moment nur eines: Schuld. Jede Minute, in der ich von Jason gesprochen hatte, muss ihn derart gekränkt und verletzt haben. Wie konnte ich so blind sein? Der Grund, warum er der Freundschaft zugestimmt hatte, der Grund für diese Partnerarbeit. Nach all meinen falschen Wahrnehmungen, nach all den Fehldeutungen Dieses Mal hatte ich recht.

Er hatte sein Gesicht vollkommen verhüllt. Ganz krumm und versteckt saß er da. Ganz leise konnte ich ein Schluchzen wahrnehmen. Jetzt tat er mir leid. Mir war bewusst, dass ich Jason niemals seinetwegen oder für sonst jemanden verlassen würde. Aber dafür musste ich Rocco wehtun. Und ich fühlte seinen Schmerz. Langsam bewegte ich mich auf ihn zu.

Rocco?

Nun stand ich neben ihm. Er saß noch genauso da, niedergeschlagen, enttäuscht, gebrochen. Ich konnte mir das nicht mit ansehen. Er leidete meinetwegen. Irgendwas musste ich machen.

Komm mal her.

Ich setzte mich neben ihn und berührte ihn am Rücken. Er blickte auf. Seine Augen rot, Seine Wangen getränkt in Tränenflüssigkeit, trauriger Blick, ein gebrochenes Herz. Es fühlte sich an wie ein Schlag ins Gesicht. Die Angst ihm wehzutun, brauchte ich nicht mehr haben. Es war längst geschehen.

Ich wusste es war vielleicht falsch, aber ich konnte ihn nicht so dort sitzen lassen. Ich kniete mich auf das Bett und bewegte mich hinter ihn. Vorsichtig positionierte ich meine Knie links und rechts von ihm, legte von hinten meine Arme um ihn, presste meinen Oberkörper an seinen Rücken und meinen Kopf in seinen Nacken. Sein Körper bebte. Ich spürte seinen Herzschlag. Ich konnte sein Herz förmlich weinen und schreien hören. Es tat so weh. Er leidete, wegen mir. Ich habe ihn verletzt, ICH war das. Damit kam ich nicht zurecht. Leise begann ich zu weinen. Auf einmal spürte ich, wie seine Hände meine Arme berührten. Er presste sie an seine Brust und schluchzte. Ein paar Minuten verharrten wir in dieser Position. Schließlich löste ich mich und setzte mich neben ihn. Er sah mich an.

Möchtest du reden?

Er nickte. Dann begann er zu erzählen. Ich merkte, wie seine Worte mir schmeichelten. Sie klangen so schön und warm. Nun tat es mir doppelt so sehr weh, dass ich ihn ablehnte. Doch Jason war derjenige dem mein Herz gehörte. Ich wusste das. Rocco wusste das. Ich schaute auf mein Handy.

Es tut mir leid, aber ich muss gehen.

Ich weiß. Jason wartet. Schon okay.

Rocco ich

Mach dir keine Gedanken. Ich komm schon klar.

Nein, tust du nicht. Du bist verletzt. Dein Herz ist gebrochen. Wie kannst du sagen, dass es dir gut geht?

Hey,

Nichts hey. Ich habe dir wehgetan. Ich habe dir dein Herz rausgerissen und bin draufgetreten. Noch vor ein paar Minuten bist du in Tränen ausgebrochen und hast meinen Körper an dich gepresst. Du warst am Boden zerstört. Also sag mir nicht es geht dir gut.

Er schwieg. Er wusste ich hatte recht. Doch andererseits; was blieb ihm anderes, als zu sagen, dass er klarkommt?

Ich schaff das schon. Morgen gehts mir schon wieder besser. Wirklich.

Versprochen?

Versprochen.

Ich legte meine Arme um ihn und ließ meinen Kopf auf seine Schulter sinken.

Es tut mir so leid, hauchte ich verzweifelt. Ich weiß.

Er begleitete mich zur Bushaltestelle. Als mein Bus kam, umarmte ich ihn zum Abschied und stieg ein. Während der Fahrt versuchte ich einfach mich zurückzulehnen, meiner Musik zu lauschen und den Stress wenigstens für ein paar Minuten zu vergessen. Außerdem kam Jason bald vorbei, dem ich das nun eigentlich beichten sollte. Ich musste nur noch die richtigen Worte finden.

The golden lightWhere stories live. Discover now