Einmal dabei sein

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Einmal dabei sein, dachte sich Felice. Sie freute sich schon darauf, in wenigen Stunden würden sie endlich da sein. Die Fähre war nun schon seit gut 20 Stunden im Bremsflug und sie hatte die meiste Zeit geschlafen. Was sollte man auch anderes tun in einem nur acht Quadratmeter großen Quartier? Ab und an ging sie hinüber zu ihrem Freund Cas, der mit ihr auf dem Weg zum Großen Preis von Garnev-Matinek war.

Ein Klingeln kündigte eine allgemeine Durchsage des Fährenpersonals an: „Sehr geehrte Gäste," krächzte der Lautsprecher, „in ca. 2 Stunden erreichen wir den Renntroiden Garnev-Matinek. Bitte beachten Sie, dass unser On-Board-Wettbüro noch etwa eine Stunde geöffnet hat. Sollten Sie noch Wetten abschließen wollen, möchten wir sie bitten, dies möglichst bald zu tun. Um 22:45 Uhr Board-Zeit wird das Wettbüro schließen. Bitte denken Sie daran, sich für die Landung in ihre Quartiere zu begeben. Über den Verlauf des Anlegemanövers werden wir Sie natürlich auf dem Laufenden halten. Bis dahin wünschen wir weiterhin eine gute Zeit."

Felice nahm ihr kleines Terminal zur Hand und tippte schnell ein paar Zeilen an Cas. Hast Du dich entschieden, auf wen du setzen willst? In 5 Minuten am Wettbüro. Sie schlüpfte in ihren leichten Reiseoverall, zog ein paar Schuhe an und machte sich auf in Richtung des Wettbüros. Nun, das war vielleicht etwas euphemistisch ausgedrückt. Im Grunde bestand das Büro aus einem Wandterminal, das im Speisebereich der Fähre für die Fluggäste zugänglich war. Cas war schon dort und gab gerade etwas in das Terminal ein.

„Was wird das? Du fängst ohne mich an?" fragte Felice.

„Ich habe nur schon mal meine Wette abgegeben. 250 C auf ... na ich sag's lieber nicht. Meine Oma sagte immer, das bringt Unglück!"

„Deine Oma. Soso... Na, ich werde auf M'Tombe setzten. Schließlich wette ich lieber auf die Fähigkeiten der Piloten, statt auf Glück. Bist du fertig?" Er nickte und trat zur Seite. Die Strecke, die dort auf dem Schirm abgebildet war, sah schon ziemlich kompliziert und kurvig aus. Aber M'Tombe hatte sein Können schon bewiesen und bisher noch immer eine gute Platzierung eingefahren. Also M'Tombe. Und wie viel? Sie überlegte kurz. Man gönnt sich ja sonst nichts. In das Eingabefeld trug sie 250 C ein. Cas hatte eigentlich schon eine vernünftige Summe gesetzt. Nachdem sie den Wettschein in ihr privates Terminal übertragen hatte, setzten sie und Cas sich noch eine Weile an einen der runden Tische im Speisebereich. In Kürze würden sie ohnehin mit dem Anlegemanöver beginnen. Bis dahin konnten sie sich ja die Zeit durchaus noch gemeinsam vertreiben.

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„Und hier musst Du besonders aufpassen, klar?" mahnte der Oberst. Zwar hatte er den militärischen Rang nicht mehr inne, aber Gewohnheit war eben Gewohnheit.

„Klar", antwortete Seitachi. Gemeinsam hüpften sie durch die Mikrogravitation des Asteroiden. An dieser Stelle waren zwei alte Minenschächte aufeinandergetroffen und bildeten einen Tunnel mit einer scharfen 170° Kurve. Schon in der Simulation war diese Stelle schwierig zu durchfahren, aber wenn er mit Dutzenden anderen Rennfahrern hier durchheizte, musste er nicht nur auf die Wände, sondern auch auf die anderen Fahrzeuge achten. Früher einmal war Seitachi als Pilot eines interplanetaren Kampfgeschwaders ausgebildet worden. Kurze Beschleunigungsphasen, hohe körperliche Belastungen, Ausweichen, all diese Fähigkeiten brauchte er nun auch als Rennpilot. Sein damaliger Ausbilder, der Oberst, quittierte zeitgleich mit ihm den Dienst und die beiden beschlossen einen Rennstall zu eröffnen. Dies war ihre erste Saison. Dafür, dass er früher im Dienst deutlich schwerere Raumfahrzeuge gelenkt hatte, schlug er sich ganz gut. Zumindest sagten das die Kommentatoren, wenn sie überhaupt einmal über ihn berichteten. Er selbst hatte deutlich mehr Ehrgeiz, wollte gewinnen und irgendwann einmal auf dem Treppchen stehen. „Wenn Du hier herunter kommst", der Oberst deutete mit einer Hand die kurvige Bewegung und die abrupte Änderung der Lage des Rennfahrzeugs an, „dann gehst Du dort auf Vollschub. Denk daran, nicht die Haarnadelkurve ist das Problem, sondern der Korridor danach."

Einmal dabei seinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt