B wie Besuch im Jammertal

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Der Herbst ist neben dem Frühling die schönste Jahreszeit, die es geben kann

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Der Herbst ist neben dem Frühling die schönste Jahreszeit, die es geben kann. Alles wird bunt, die Luft riecht anders und der morgendliche Nebel verleiht dem Ufer der Moldau eine ganz besondere Atmosphäre. Man sieht gespenstisch die Turmspitze Prags herausragen, während die Karlsbrücke fast ganz versinkt. Bäume wirken wie Kleider, färben sich in einem schönen Maisgelb und Karminrot.

 
Kastanien fallen von den Bäumen, werden lachend von Kinderhänden aufgehoben und zu den schönsten Tieren verbastelt. Eine schöne Jahreszeit, die einige stürmische Tage zu bieten hat, die man sich mit heißem Früchtetee versüßen kann und herrlich duftenden Kerzen, die jedem Raum einen ganz besonderen Flair verleihen.

Herbstmärkte ziehen ein, bieten ihre Waren an, wollen geflochtene Körbe an den Kunden bringen, während Kinder von kandierten Äpfeln träumen und der verlockende Duft von Maronen in die Nase steigt. Das ist die Jahreszeit, auf die ich mich am meisten freue und es kaum erwarten kann.

Mich zieht es in die Innenstadt, auf den Altstädter Ring, direkt vor das Jan-Hus-Denkmal, welches einst der tschechische Bildhauer LLadislav Šaloun entworfen hat. Ein perfekter Treffpunkt in Prag und nun stehe ich hier, warte ungeduldig auf meinen besten Freund, lasse mir den Wind um die Nase wehen und beginne zu lächeln.

 
Wir haben uns einige Zeit nicht gesehen, waren beide beschäftigt und endlich konnten wir einen vollen Tag zusammen nutzen. Obendrauf den Geburtstag seiner Tochter feiern, die einem Engel glich und sein ganzer Stolz war. In Gedanken an ihre blonden Locken, ihre aufgeweckte Art, stupste mich jemand an. "Träumst du wieder, Lena?"

Ein dickes Grinsen legte sich auf seine vollen Lippen, während seine grünen Augen leuchteten und mich an tobende Tannen im Wind erinnerten. Ohne auf seine Frage einzugehen, zog ich ihn in die Arme und umarmte ihn. "Schön, dass es endlich mal wieder geklappt hat", murmelte ich leise, atmete den vertrauten Duft seines Parfüms ein und schloss für einen Moment meine Augen, um den Moment ganz auskosten zu können.

Drei Wochen waren eine viel zu lange Zeit, die wir uns nicht gesehen und kaum gesprochen hatten. Mir wurde schmerzlich bewusst, wie sehr Andrej mir gefehlt hatte. Tief atmete ich nochmals ein, dann löste ich mich und sah ihn an. "Wie geht es dir?"

"Gut, danke und dir?", beantwortete er meine saloppe Frage und fing an in seiner Jackentasche zu kramen. Ich wusste genau, was er suchte, kannte sein Laster.

 
"Es geht mir soweit ganz gut." Während Andrej sich seine Zigarette anzündete, hielt er mir bereits die Schachtel hin. "Jetzt nicht", lehnte ich jedoch ab und wurde stutzig angesehen.

"Geht es dir wirklich gut?", wollte er wissen, während wir uns langsam auf den Weg zu Theresia machten. Von mir kam nur ein schwaches Nicken, ich griff mir jedoch seine Hand und schlenderte auf die andere Straßenseite. Ganz glauben wollte Andrej mir nicht. Ich spürte seine bohrenden Blicke, doch ich wollte nichts sagen. Nicht heute, nicht jetzt und am besten gar nicht. Er würde sich nur wieder aufregen und ihm den Tag vermiesen war nicht meine Absicht. Es gab bessere Zeiten, um einiges zu klären, um meinen Kummer herauszulassen.

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