~ Prolog ~

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Gewidmet an Dzenana_Jas

Mit einem unguten Gefühl im Magen ging ich mit schnellen Schritten durch die Gasse. Alles war dunkel und ich wünschte ich hätte einen anderen Weg nehmen können. Aber dies war der Einzige, der zum Haus meiner Freundin führte. Mein Herz hämmerte. Immer wieder warf ich einen Blick zurück, weil ich das Gefühl hatte verfolgt zu werden. Aber bei keinem meiner Blicke entdeckte ich jemanden.

Meine Schritte wurden schneller. Wie jedes Mal, wenn ich zu einer vorhandenen Panik zügiger ging verschlimmerte sich das beklommene Gefühl. Trotz der äußerlichen Kälte begann ich zu schwitzen. Die dunkle Gasse schien sich noch weit in die Länge zu ziehen, stellte ich fest, als ich geradeaus schaute. Ausgerechnet in unheimlichen Gassen gab es nie Laternen oder sonstige Lichter. Es war einfach nur stockdunkel.

Ich warf einen nervösen Blick zum Nachthimmel. Es war eine klare Nacht und man konnte die Sterne hell leuchten sehen. Plötzlich hörte ich Stimmen. Sie schienen beängstigend nah zu sein. Meine Beine liefen automatisch schneller.

Sie wollten zum Jogging-tempo wechseln, aber ich zwang sie im Geh-tempo zu bleiben.

"Hey, was haben wir denn da?"
Ich zuckte zusammen, als sich zwei Hände auf meine Schultern legten. Ohne zu wissen wieso blieb ich stehen. Mein Kopf sagte Laufen, aber irgendwie gehorchten meine Beine meinem Willen nicht.

"Na Süße", hörte ich eine weitere tiefe Stimme. Die zweite Stimme kam von der Seite. Ich konnte mich nicht rühren.
Ich schloss die Augen und wünschte, dass das alles nur ein böser Traum war. Aber als ich gegen eine Hauswand gedrückt wurde, war mir klar, dass ich wach war.
Ich schlug die Augen wieder auf und erschrak.

In dem Moment, indem ich in das abscheuliche Gesicht starrte, wollte ich schreien. Ein junger Mann mit einem schwarzen Vollbart, sowie rabenschwarzen Haaren und knallroten Augen stand direkt vor mir.
Sein Gesicht war so nah, dass ich seinen Atem spüren konnte.
Er stank nach Zigarettenrauch und Alkohol, was mir einen Schauer den Rücken hinunter laufen ließ. Ich wollte etwas sagen. Den angst einflößenden Mann vor mir anschreien, aber kein Laut kam aus meinem Mund.

"So hübsche Dinger sollten Nachts nicht alleine herumlaufen", meinte der Fremde vor mir.
Er hatte so starken Mundgeruch, dass ich vermutete, dass er sich noch nie in seinem Leben die Zähne geputzt hatte.
Mir wurde übel. Mein Herz schlug so schnell und stark, dass ich befürchtete, der junge Mann könne es hören. Zudem begann ich am ganzen Körper zu zittern.

Ich wollte stark sein. Meine Furcht vor ihm verstecken und selbstbewusst wirken. Doch als ich den Mund öffnete, um ihn laut anzubrüllen kam nur eine wimmernde Stimme hervor. "Bitte. Tut mir nichts und lasst mich gehen."

Ich ärgerte mich innerlich, dass ich so schwach und hilflos klang, aber ich konnte es einfach nicht verhindern. Ein schallendes, lautes Lachen ertönte. Ich wollte mir die Ohren zuhalten, doch meine Hände gehorchten meinem Willen nicht.
Ich glich einer zerbrechlichen Porzellan-puppe, die erstarrt an eine Hauswand gepresst stand und sich nicht bewegen konnte.

Ich biss nervös auf meine Unterlippe, als ich bemerkte, dass es nicht nur der Mann vor mir war, der lachte. Es waren noch mindestens zwei weitere Personen in der Nähe. Doch wo? Meine Augen wanderten nach rechts und links. Allerdings konnte ich in der Dunkelheit nur Schatten erkennen.

Plötzlich war das Lachen verschwunden. Meine Finger krallten sich an der kalten Hauswand fest.
"Tja. Was machen wir jetzt mir dir?"
Die Stimme des vollbärtigen mit den auffällig roten Augen klang unheimlich tief.
Im nächsten Augenblick konnte ich seine Hand in meinem Gesicht spüren, die eine meiner braunen Locken wegstrich. Sie war eiskalt. So kalt, dass ich fröstelte.

"Ich würde dich ja laufen lassen", sagte er.
Ich hielt für den Bruchteil einer Sekunde die Luft an und hoffte. Hoffte darauf, dass er es wirklich tun würde. Doch schon kurz darauf war jede Hoffnung auf Flucht erloschen.

"wenn ich nicht so einen unglaublich starken Durst empfinden würde und du nicht so gut und frisch riechen würdest."

Er fuhr mit einer Hand meinen Hals entlang. Ich begann aus Panik hektisch zu atmen. Die Gedanken fuhren in meine Kopf Achterbahn. Was für ein Wesen war das da vor mir? Eigentlich hatte ich meine Frage schon längst beantwortet. Nur mein Inneres wollte es einfach nicht glauben. Es konnte nicht sein. Es war unmöglich.

Plötzlich riss die tiefe Stimme des bärtigen mich aus den Gedanken.
"Es tut mir wirklich sehr, sehr leid."
Die Ironie in seiner Stimme machte mich leicht wütend.
Gleichzeitig erweckte sie jedoch auch Angst in mir.
Ich ahnte, was nun folgen würde. Noch bevor ich irgendeinen Laut oder ein Geräusch von mir geben konnte, sah ich weiße spitzte Zähne in der Dunkelheit vor mir aufblitzen.
Mein Herz setzte für einen Schlag aus. Dann spürte ich die Zähne wie sie in meine Haut stachen und Blut aus meiner Halsschlagader heraus gesaugt wurde.

Der Schmerz war grauenvoll. Nahe zu unerträglich.
Stärker und schlimmer als jeder andere Schmerz den ich in meinen siebzehn Lebensjahren habe ertragen müssen.
Jedoch spürte ich nur in den ersten Sekunden qualvolle Schmerzen.
Danach verteilte sich das Gift, dass von den Zähnen ausging in meinem Blut. Jedenfalls glaubte ich dies.

Es kam mir vor wie Stunden, doch in der Realität hatte es sich nur um Sekunden gehandelt.
Ich bekam noch mit wie die rot äugige Person von mir weggezerrt wurde. Wie die Zähne meinen Hals verließen und wie ich auf die Knie fiel.
Ich spürte Blut, dass von meinem Hals hinunter über meine Haut lief. Ich wagte es nicht mir an die verletzte Stelle zu fassen.
Ich wusste auch so, dass aus den Einstichen der Zähne Blut heraus quoll und es nicht stoppte.
Ich war nur noch zum Teil anwesend.

Laute Schmerzensschreie und Geräusche eines Kampfes, Personen die neben mir auf den Boden fielen und reglos liegen blieben, ein Kopf der neben mir rollte und zum Stehen kam.

All diese Dinge nahm ich nur noch flüchtig wahr. Sie fühlten sich fast an wie Halluzinationen. Mir wurde schwindelig und es fiel mir auf einmal schwer die Augen offen zu halten. Verschwommen nahm ich die Umrisse eines neuen Gesichts wahr, dass mich mit besorgter Miene musterte.
"Alles ok bei dir?"

Ich blinzelte immer wieder, um die Augen offen zu halten. Ich wollte nicken, doch dazu kam ich nicht mehr. Denn im nächsten Augenblick fiel ich der Länge nach nach vorn und alles wurde schwarz.

Der Clan der CosantoirWhere stories live. Discover now