Gähnende Leere - NobaMaki

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 «Was brauchen wir alles noch?» Fragend sah ich zu Maki, die gerade eine weitere Packung Süssigkeiten in die bereits volle Tüte warf. «Nichts, ich habe alles.», meinte sie knapp und zog mich zur Kasse. Nachdem wir bezahlt hatten, gingen wir zurück zur Akademie. Schweigend lief ich neben ihr her; versuchte nicht allzu nervös zu sein. Seit ich Maki kenne, habe ich für sie geschwärmt. Wann aus dieser Schwärmerei Liebe wurde, konnte ich im Nachhinein nicht sagen. Zuerst habe ich wirklich gedacht, dass ich sie als mein Vorbild betrachtete. Doch dem war nicht so. Die Schmetterlinge, die in meinem Bauch verrücktspielten, wenn sie mich nur ansah und das ständige Bedürfnis immer in ihrer Nähe zu sein, bewiesen mir schnell das Gegenteil. «Nobara? Warum bist du denn plötzlich so still geworden?» Ich zuckte zusammen und wirbelte zu Maki. Sie schaute mich verwirrt an. Mist, was hatte sie gefragt? «Ähm, könntest du deine Frage bitte wiederholen – ich war echt in meinen Gedanken versunken?», fragte ich leise und blickte sie entschuldigend an. «Ach nichts», erwiderte sie nur und lief weiter.

«Hey, könnt ihr mir bitte helfen?» Ich drehte mich zu Yuji, der auf einmal hinter uns stand. «Natürlich, was können wir für dich tun?» Maki lächelte ihm aufmunternd zu. Yuji schaute beschämt zu Boden und knackte seine Fingerknöchel. «Also, wir sind ja auf dieser Mission und ... ich bin mit Megumi in einem Team.», fing er stotternd an. Ich grinste wissend. «Du bist in ihn verliebt – habe ich recht?» Er nickte. «Versuche ihm ein Wenig näher zu kommen. Du darfst ihn nicht überfallen oder gar erschrecken.», erklärte ich ihm, während er nur nickte und eine mentale Notiz zu schreiben schien. «Ausserdem gehe vorsichtig mit ihm um. Er ist nicht der harte Kerl, als den er sich immer darstellt. Er ist jemand, der beschützt werden will, auch wenn er es nicht zugibt.», fügte Maki hinzu. Dankbar blickte Yuji uns an. «Danke, ihr seid meine Rettung. Ich werde mein Bestes geben.» Glücklich lief er in sein Zimmer. «Jungs sind in dem Alter so niedlich.» Ich seufzte traurig. Sie steht wohl wirklich nicht auf Frauen. Enttäuscht lief ich mit den Tüten weiter und stellte sie in die Küche. Ich habe keine Chancen bei ihr. Sie ist zu gut für mich. «Ich muss dich etwas fragen.» Eine warme Hand legte sich aus dem Nichts auf meine Schultern. Ich spürte, wie sich das allbekannte Kribbeln in mir breit machte. Ich blickte in ihre strahlenden Augen. «Du magst mich, oder?», fragte sie ernst. Schockiert sah ich sie an. Wie hatte sie das herausgefunden? War ich so auffällig? «Ich ... wie meinst du das?» Sie machte sich daran die erste Tüte auszuräumen. «So wie ich es gesagt habe – du liebst mich.» Ich sagte nichts dazu. Tränen versperrten mir die Sicht. So schnell ich konnte, rannte ich weg. Ich möchte sie nicht mehr sehen. Akzeptieren würde sie mich sowieso nicht. Wahrscheinlich wird sie mich ekelerregend finden. Vielleicht fragte sie Gojo auch, ob sie mit jemandem die Gruppe tauschen konnte. Ich konnte es ihr nicht einmal übelnehmen. Die Gesellschaft war einfach so. Homosexualität war falsch. Abartig. Abnormal. Ein Mann heiratete eine Frau, sie würden drei Kinder kriegen und dann glücklich sterben. Obwohl ich nicht glaubte, dass Maki das genauso sah. Ausserdem hatte sie Yuji auch geholfen – ihm sogar Tipps gegeben. Warum malte ich dann den Teufel an die Wand? Du hast Angst, dass sie dich nicht mehr mag und dir die Freundschaft kündigt, meldete sich mein Unterbewusstsein zu Wort. Niedergeschlagen legte ich mich in mein Bett. Die Liebe ist echt kompliziert, war mein letzter Gedanke, bevor ich einschlief.

«Und bist du bereit?» Maki stand vor mir und lächelte mich fröhlich an. Ich nickte erfreut, gleichzeitig war ich mehr als nur verwirrt. Warum redet sie überhaupt mit mir? Ich zuckte mit den Schultern. Gemeinsam liefen wir durch die Wüste. Schon jetzt war mir unglaublich heiss. Warum haben ausgerechnet wir dieses Gebiet abbekommen? «Ich schwitze, können wir eine Pause machen?» Ich nickte nur. Selbst das Reden war unglaublich anstrengend. An einem schattigen Plätzchen liessen wir uns auf den Sand fallen. Immerhin haben wir genug zum Trinken dabei. Schweigend sassen wir nebeneinander. «Warum redest du eigentlich noch mit mir?», unterbrach ich die unangenehme Stille. Sie schien zu überlegen. «Warum bist du gestern einfach weggerannt?», stellte sie die Gegenfrage. Peinlich berührt sah ich zu Boden. Eine Hand, die zaghaft über meine Haare strich, liess mich langsam aufsehen. Makis Blick enthielt eine gewisse Wärme, die mich augenblicklich zum Erröten brachte. «Was hätte es gebracht, mir anzuhören, dass du nicht dasselbe fühlst?» Ihre Finger fuhren an meinen Wangen hinab. Zögerlich lehnte ich meinen Kopf gegen ihre Handfläche. «Und was ist, wenn ich etwas ganz anderes sagen wollte?» Verwirrung machte sich in mir breit. Hiess das etwa, dass Maki ... «Ich liebe dich auch, Nobara Kugisaki.» Und schon lagen ihre Lippen auf meinen. Sie küsste mich liebevoll, aber auch ein Wenig herausfordernd. Ohne eine Sekunde zu zögern, erwiderte ich stürmisch. Presste mich noch enger an sie, bis ich fast auf ihrem Schoss sass. «Ich liebe dich auch, Maki.», hauchte ich glücklich gegen ihre Lippen. «Dann sei meine Freundin.» Lächelnd nickte ich. «Gerne.»

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«Und das war die Geschichte, wie Maki und ich in dieser gähnenden Leere zusammenkamen.», beendete ich meine Erzählungen. Zwei grosse Augen blickten mich erfreut an. «Ich will auch mich auch mal verlieben.», meinte Sora fröhlich. «Ja, die Liebe ist etwas Schönes.», äusserte sich Maki, die ihre Hand um meine Taille geschlungen hatte. «Mir ist gerade aufgefallen, dass ihr uns noch nie eure Liebesgeschichte erzählt habt.», bemerkte Yuji schmunzelnd, während sein Blick liebevoll auf Megumi ruhte, der den kleinen Koichi im Arm wog. «Ihr habt auch nie gefragt.», erwiderte Maki und nahm Sora auf ihre Knie. «Habt ihr auch so eine grossartige Geschichte, wie Tante Nobara und Tante Maki, Papa?», fragte Sora an Megumi gewandt. Dieser lächelte fröhlich. «Ja, aber die ist ein Wenig länger.», erklärte er. Dann fingen er und Yuji abwechslungsweise an zu erzählen, während alle gespannt zuhörten. Auch mir ist aufgefallen, dass ich nicht die ganze Geschichte ihrer Beziehung kannte.

«Die zwei Kleinen sind so süss.», schwärme ich beschwingt, als wir uns auf den Weg zu unserer gemeinsamen Wohnung machten. «Möchtest du später auch Kinder haben?» Ich nickte fröhlich. «Irgendwann können wir ja über eine Adoption nachdenken – natürlich nur, wenn du es auch willst.», sagte ich leise, «Aber momentan bin ich damit glücklich, die Zeit mit dir allein zu verbringen.» Maki lächelte sanft. «Damit bin ich einverstanden, ich habe dich echt lieb, weisst du das?», flüsterte sie zaghaft. Errötend sah ich weg. «Ja, das weiss ich ... Ich liebe dich auch, Maki.» Sie hauchte mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen. Wie glücklich sie mich nur machte ...  

Gähnende Leere - NobaMaki-OneshotWhere stories live. Discover now