Kapitel 15

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Iridescent ~ Linkin Park

Belle

Zitternd saß ich in dem Wagen. Inzwischen waren wir am Flughafen angekommen und in wenigen Minuten sollte ich in den bereitgestellten Hubschrauber steigen, der mich dann zu meiner neuen Zukunft bringen sollte.

Mein Kopf schmerzte leicht und somit lehnte ich meine Stirn gegen die Fensterscheibe und schloss für einen kurzen Moment die Augen. Was auch immer diese Zukunft bringen würde, ich würde sie nicht lange überleben. Ich würde nie mit achtzig neben meinem geliebten Ehemann sitzen und unseren Enkelkindern beim Spielen zusehen. Wenn ich Glück hatte, würde ich vielleicht dreißig werden. Mit Pech nicht einmal zwanzig.

Eine Welle der Trauer überkam mich und ich seufzte auf. Ich war doch nur auf der Flucht vor meinem Bruder und seinen perfiden Plänen gewesen, ich wollte doch nichts weiter als ein ruhiges Leben führen. Naja, immerhin war ich so weit weg von ihm und unerreichbar für die Wölfe. Aber auch für Adam und Luis. Ich vermisste die beiden schrecklich. Hoffentlich waren wenigstens sie in Sicherheit und all da hier war nicht völlig umsonst gewesen.

„Miss?", sprach mich plötzlich einer Security Männer an. Er hatte sich von Beifahrersitz zu mir umgedreht und hielt mir ein Telefon unter die Nase. „Hier, Sie haben drei Minuten Zeit." Dann stieg er aus und ließ mich allein. Verwirrt starrte ich auf den Bildschirm des Handys in meiner Hand. Es zeigte mir an, dass bereits eine Nummer gewählt wurde. Mit zittrigen Fingern drückte ich das Telefon an mein Ohr und wartete gespannt ab, wer sich auf der anderen Seite melden würde. Das Tuten des Handys vermischte sich mit dem Rauschen meines Blutes und pochte unangenehm in meinem Ohr. Plötzlich ertönte ein Knacken und dann meldete sich eine tiefe Stimme am anderen Ende. Sobald ich sie hörte, schossen mir Tränen in die Augen. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich fühlte mich nicht in der Lage auch nur einen Ton rauszukriegen. „Hallo? Soll das etwa witzig sein Hunter?", knurrte mein Bruder wütend in den Hörer. „Alec?", fragte ich nur um wirklich sicher zu gehen, dass er es war. Sofort änderte sich Alecs verärgerte Stimme in eine panische: „Belle? Liebes wo bist Du? Gott, ich mache mir solche Sorgen um Dich." Die ersten Tränen liefen mir über die Wagen, denn so sehr ich auch versuchte ihn zu hassen, er war immer noch mein Bruder erst jetzt merkte ich, dass ich ihn immer noch mit jeder Faser meines Körpers liebte. „Es geht mir gut Alec. Bitte mach Dir keine Sorgen mehr", murmelte ich wobei meine Stimme jämmerlich versagte. „Belle, weinst Du etwa? Was ist passiert?" „Ich...Maxwell schickt mich weg. Weit weg, er lässt mich zwar leben aber wir werden uns nie wieder sehen." Jetzt fing ich erst richtig an zu weinen. Durch das Aussprechen meiner Bestrafung wurde sie erst real. Alec atmete schwer aus auf der anderen Seite. Auch er hatte inzwischen begriffen wie aussichtslos meine Lage. „Warum musstest Du auch weglaufen?", murmelte er mit einem leicht vorwurfsvollen Ton. Wie bitte? Ich hielt den Atem an und sah hoch. Augenblicklich hatte ich aufgehört zu weinen und Schock und Wut machten sich in meinen Gliedern breit. „Wie kannst Du so etwas sagen Alec? Du hast mich doch erst dazu gezwungen.", fauchte ich wütend. Für einen kurzen Moment vergaß ich den Schwerz des Abschiedes. „Belle, Liebling. Wir wissen beide, dass ich nur das Beste für Dich wollte.", Alecs Stimme war unnormal sanft und jagte mir einen Schauer über den Rücken. „Das Beste für mich oder das Beste für Dich?", meine Stimme klang bitter, keine Spur mehr von Trauer und Liebe. Alec lachte kurz auf: „Schätzchen, dein Egoismus hat Dich in diese Lage gebracht. Wärst du loyal gegenüber Deiner Familie gewesen, würdest Du jetzt bei uns sein. Jetzt musst Du mit den Konsequenzen leben." Ein Klopfen gegen die Scheibe riss mich für einen kurzen Moment aus meinen Gedanken. Der Security Mann stand vor der Tür und deute mir zum Ende zu kommen. „Ich muss jetzt gehen Alec. Sag Dad, dass ich ihn liebe." „Das mach ich Kleines. Du weißt, dass wir beide Dich auch sehr lieben.", dann hatte er auch schon aufgelegt. „Ich weiß. Ich Euch auch.", flüsterte ich noch in die Stille.

Für einen kurzen Moment starrte ich auf den inzwischen schwarzen Bildschirm. Ich hatte mich gerade von meiner Familie verabschiedet. Ich würde meinen Vater und meinen Bruder nicht wieder sehen. Irgendwie hatte ich insgeheim noch die Hoffnung, dass Alec sich wirklich um mich sorgen würde und mich holen käme. Doch wieder traf mich die Realität mit einem harten Schlag. Mit einem harten, staubigen Schlag.

Es dauerte einen kleinen Moment, bis ich realisiert hatte, dass mich einer der Männer aus dem Auto gerissen hatte und ich auf den Boden gefallen war. Meine Knie brannten, da ich sie mir mit Sicherheit aufgeschlagen hatte, auch in meinen Handballen verspürte ich einen stechenden Schmerz. Das Handy war mir aus der Hand gefallen und lag auf dem Boden. Ich bekam gar nicht erst die Chance allein aufzustehen, denn schon wurde ich am Oberarm gepackt und wieder auf die Füße gerissen. Kaum stand ich mehr oder weniger sicher auf meinen Beinen, wurde ich auch schon in Richtung des bereitstehenden Hubschraubers. Im Hintergrund hörte ich nur noch, wie ein weiters Handy laut anfing zu klingeln, doch das störte mich nicht weiter denn mein neues Leben wartete bereits auf mich.

Ein weiter Mann half mir in den Hubschrauber einzusteigen, verschloss die Sicherheitsgurte und setzte mir ein Headset auf. Hin und wieder betrachtete er mich mit einem merkwürdigen Blick doch auch das interessierte mich nicht. Ich starrte nur aus der Scheibe des Hubschraubers und ließ meinen Tränen inzwischen wieder freien Lauf.

Ich bekam kaum mit wie der Pilot sich neben mich setzte. Er drückte ein paar Knöpfe, sprach ein paar undeutliche Sätze in sein Mikrofon und betätigte schließlich einen Hebel zwischen uns. Ein Ruck ging durch den Hubschrauber und wir hoben langsam vom Boden ab. Ich spürte, wie der Pilot mir einen besorgten Blick von der Seite zuwarf. „Weißt Du, der Boss hat vielen Menschen schon schlimmere Dinge angetan. Sei froh, dass er dich in Ruhe leben lässt.", ich drehte meinen Kopf in seine Richtung und sah ihn einfach nur stumm an. Vermutlich hatte er sogar recht.

Entgegen meinen Erwartungen flogen wir aber nicht los. Irgendwer sprach etwas in unsere Headsets, was ich nicht ganz verstand. Ich sah draußen einen der Männer wild winken und schon fing der Pilot an den Hubschrauber wieder zu landen. Verwirrt sah ich ihn an, doch dieser gab mir nur ein entschuldigendes Schulterzucken als Antwort.

Wenige Minuten später stand ich mit dem Piloten wieder neben den Security Männern, welche mich merkwürdig ansahen. „Der Boss hat es sich anders überlegt.", meinte schließlich einer von ihnen. Genervt stöhnte der der Pilot neben mir auf. „Na, das fällt ihm ja wieder früh ein. Die Insel wartet auf ihre Vorräte verdammte Scheiße!", fluchte er, drehte sich um und ging wieder zurück zu seinem Hubschrauber. Ich sah die beiden Männer vor mir mit gerunzelter Stirn an: „Wie er hat es sich anders überlegt?"

Einer der Männer grinste mich nur an, ehe er mich am Arm packte und zurück zum Auto schliff. Ehe ich mich versah, wurden meine Hände mit Handschellen auf meinem Rücken fixiert. Doch anders als beim letzten Mal öffneten sie die Kofferraumklappe und einer der beiden hob mich mit Leichtigkeit hoch. Panisch versuchte ich mich zu wehren, doch vergebens. Sie schmissen mich achtlos in den Kofferraum und sahen grinsend auf mich herab. „Unser Boss hat sich entschieden, Dich in Einzelteilen zu Deinem Freund zu schicken." Geschockt sah ich hoch zu den beiden Männern. „Was? Nein, das würde Maxwell mir nicht antun.", meine Stimme hatte wieder angefangen zu zittern. Ich musste erbärmlich aussehen, wie ich völlig verheult und wehrlos vor den beiden hier im Kofferraum lag. Die Sicherheitsmänner sahen sich einen Moment grinsend an, ehe einer mir antwortete:

„Süße, keiner hat was von Maxwell gesagt."

Dann knallten sie die Klappe zu und ich war allein.    

Wie sagt man so schön? 'Vom Regen in die Traufe?' Ich hoffe euch gefällt das neue Kapitel. Habt einen schönen Tag... 

Beauty and her BeastWhere stories live. Discover now