Nach seiner nicht enden wollenden Ansprache ging es endlich rein. Jeder nahm seine Taschen und folgte den Vorgesetzten in die Burg. Ich war erstaunt wie viele Sachen die alle dabei hatten, ich war eine der wenigen die nur eine einzige Tasche bei sich hatte. Während Erwin uns den Grundriss erklärte und uns die Räumlichkeiten näher brachte fragte ich mich was die wohl in ihren Taschen hatten, schließlich würden wir unsere Uniform erst hier bekommen. Für jeden Soldaten hingen alle Teile der Uniformen in ihren zugewiesenen Schränken, das heißt theoretisch war alles was man brauchte Trainingssachen, Unterwäsche und Waschzeug. Vielleicht noch was zum schlafen. Ich persönlich hielt es für unnötig Kleider oder Röcke einzupacken, schließlich war mir klar das dies kein Vergnügen werden würde. Nach dem Rundgang wurden uns unsere Zimmer gezeigt. Hanji und Levi kamen in die einzelnen Zimmer und verteilten die Zettel mit den Trainingsplänen, darauf stand ebenfalls in welchen Trupp man gekommen war. Die meisten wurden in Hanjis Trainingsgruppe eingeteilt und nur einige wenige in Levis Eliteeinheit. Da ich hier quasi ein Geist war und mich niemand kannte rechnete ich damit bei Hanji zu landen doch dem war nicht so. Ich bekam meinen Zettel und war nun offiziell Teil der Eliteeinheit. Scheinbar musste sich mein Ausbilder wohl doch bei Erwin für mich eingesetzt haben, verdammt dabei habe ich ihm gesagt er solle es lassen. Ich wollte wirklich so wenig Aufmerksamkeit wie nur irgendwie möglich.
Nachdem ich fertig ausgepackt hatte kam meine Mitbewohnerin zurück. Sie stellte sich vor und schnell merkte ich das sie sehr nett war... Und sehr verfressen. Ihr Name war Sascha. Ich ging nicht davon aus in naher Zukunft Probleme mit ihr zu bekommen. Wir redeten eine Weile und ich verstaute meine Tasche im Schrank. Ich sah das Bild von mir und meinem Bruder einen Moment lang an, bevor ich es zurück in die Tasche legte.
"Weißt du ich bin auch noch nicht so lange hier. Du gewöhnt dich dran... Auch an den Corporal."
Ich sah lächelnd zu ihr.
"Wie lange bist du schon hier?"
"Seit einem Jahr."
"Tja tut mir leid dir dein Einzelzimmer nehmen zu müssen.", lachte ich.
Sie sah mich verlegen an.
"Es war nicht immer ein Einzelzimmer."
Ich nickte verstehend, scheinbar war hier vor kurzem erst jemand gestorben. So schade das auch ist, desto besser ist es für mich. Das schlimmste das ich befürchtet hatte war mit einer Zicke auf ein Zimmer zu müssen. Dem war Gott sei Dank nicht so. Wir gingen in den Speisesaal wo wir bereits eine Vielzahl an Soldaten vorfanden. Wir holten unser Essen ab und setzten uns zu einer Gruppe, die nebenbei bemerkt ihre Freundesgruppe zu sein schien. Hier lernte ich erstmals den leibhaftig Eren Jäger kennen, der durch seine Fähigkeiten zum Titanen zu werden zu einer kleinen Berühmtheit geworden war. Außerhalb der mauern hatte ich davon zwar nichts mitbekommen aber als ich wieder zurück war, war es ein sehr beliebtes Gesprächsthema. Sascha klärte mich auch gleich über das Verhältnis zwischen ihm und Levi auf, was nicht gerade das beste zu sein schien. Ich sah rüber zu einem kleineren Tisch in einer Ecke des Raumes. Daran saßen die Vorgesetzten, also Erwin, Hanji und Levi. Ich machte Augenkontakt mit Hanji, welche mich freudig anlächelte. Ich lächelte nett zurück woraufhin sich Levi genervt umdrehte. Als er mich sah verdrehte er nur die Augen und drehte sich zurück zu den anderen. Ich widmete mich wieder der Gruppe, der ich mich scheinbar unbewusst angeschlossen hatte und hörte aufmerksam ihren Gesprächen zu. Sie redeten viel, alle bis auf Mikasa, aufgrund ihres Namens nahm ich an das sie mit Levi verwand war und das war sie auch tatsächlich, aber soweit enfernt das sie sich beide einen Dreck um den anderen scherten. Sehr sympathische Familie.
Ich verließ den Speisesaal schon vor den anderen und irrte ein wenig durch die Flure.
"Hey du! Warte mal.", rief mir eine Stimme hinterher.
Ich drehte mich um und sah direkt zu einer lachenden Hanji.
"Oh hi.", sagte ich freundlich.
"Du bist eine der neuen richtig?"
Ich nickte.
"(y/n) (n/n)"
Sie schüttelte meine Hand.
"Freut mich (y/n). Alsooo Ich wollte nur das du weißt das du bei Levi nicht alles so ernst nehmen solltest. Er meint das oft gar nicht so.", versuchte sie mich zu ermutigen.
"Ich meine es immer so.", ging ein miesgelaunter Levi an uns vorbei.
Ich sah Hanji grinsend an und sie nickte freudig.
"Ich sehe du verstehst."
Ich verabschiedete mich von ihr und ging in mein Zimmer. Nach einer Weile kam auch Sascha dazu und wir legten uns ins Bett. Wir mussten ausgeschlafen sein um Levis Training durchhalten zu können.
~Nächster Morgen~
Nach dem Frühstück ging es nach draußen auf den Trainingsplatz. Hanjis Gruppe trainierte Nachmittags und Levis Vormittags. Allein deswegen war es eine Schande das ich nicht bei Hanji war, schließlich hasste ich es eigentlich früh aufzustehen. Dafür mussten die von Hanji morgens im Wald trainieren, was wir erst Nachmittags hatten. So gingen wir also nach draußen. Levi stand bereits vor einer kleinen Gruppe von Soldaten. Wir stellten uns dazu.
"Ihr seid zu spät, 10 extra Runden.", gab er kühl von sich.
Sascha seufzte und ich schaute hoch zu der großen Uhr die am Gebäude hing.
"Verzeihen sie aber es sind doch nur zwei Minuten."
Er sah zu mir und drehte sich dann zur Uhr.
"Du hast Recht... 20 Runden! Und jetzt einlaufen, los!"
Sascha sah mich fertig an.
"Entschuldige.", sagte ich leise während wir anfingen los zu laufen.
"Schon gut. Du lernst es noch.", lachte sie leise.
"Hört auf zu reden und lauft endlich!", rief Levi der sich keinen Zentimeter bewegt hatte.
Na super, mein erster Trainingstag und sofort Falle ich schlecht auf. Das wird eine super Zeit hier.
Das Training war anstrengend und bei weitem anstrengender als ich es in Erinnerung hatte. Ich musst mir zwar eingestehen das ich damals bei der Militärpolizei nicht sonderlich viel trainiert hatte aber da die anderen auch angestrengt aussahen dachte ich das es so schlimm Ja nicht sein konnte.
Für die Soldaten war nun Mittagspause, naja für alle außer die 5 die zu spät gekommen waren, unter denen Sascha und ich leider auch steckten. Wir liefen also los.
"Hey Kettenmädchen!", rief Levi.
Ich drehte mich um, da ich die einzige war die eine Kette trug und blieb stehen. Es beeindruckte mich ehrlich gesagt ein wenig das er darauf geachtet hatte. Ich hatte die Kette von meinem Bruder bekommen kurz bevor alles den Bach runterging. Es war eine filigrane, silberne Kette mit einem kleinen bläulichem Schmetterling daran. Ich ging ein paar Schritte in Levis Richtung um nicht so schreien zu müssen und sah ihn erwartungsvoll an.
"Wie ist dein Name?", rief er.
"(y/n) (n/n), Sir."
"Gut (n/n) dann Lauf etwas schneller sonst kannst du nochmal 10 Runden drauflegen!", rief er nun etwas lauter.
Ich sah ihn genervt an, verdrehte die Augen und lief etwas schneller weiter. Mein erster Tag und er hasste mich jetzt schon.
