~73. Flug~

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Am Flughafen angekommen, gaben wir unser Gepäck auf und schlenderten etwas durch die verschiedenen Läden, bis wir durch den Security-Check gingen und uns jetzt im Duty-Free Shop aufhielten.

Unser Gate wurde geöffnet und wir machten uns auf den Weg zum Flugzeug. Rin war so freundlich und überließ mir den Fensterplatz. Ich hatte komischerweise überhaupt kein Zeitgefühl mehr und war bis jetzt auch gar nicht nervös, bis sich die Türen schlossen und ein kratziges „Boarding completed", durch die Lautsprecher erklang. Einige Stewardessen erklärten die Sicherheitsanweisungen, während die Maschine auf die Startbahn zu rollte. Durch das Fenster konnte ich andere Flieger, einem nach dem anderen, abheben sehen. Wir machten eine enge Kurve und blieben schließlich stehen. Jetzt war ich doch etwas nervös. Meine Hände wurden schwitzig und mein Mund glich der Sahara. Es war immerhin mein erster Flug.

War es okay sich so zu verhalten oder schiebe ich schon wieder Drama?

Ich krallte meine Fingernägel in die Armlehne und kniff meine Augen zusammen. Mein ganzer Körper spannte sich vor Aufregung an und mein Magen schlug Purzelbäume. Ich versuchte so gut es ging alle äußeren Einflüsse zu ignorieren, bis eine warme Hand meine sanft streifte und sich unsere Finger miteinander verschränkten. Ich öffnete meine Augen ein kleines Bisschen. Mein Freund lächelte mich sanft an, lehnte sich entspannt in seinen Sitz und drückte dabei mein Hand etwas fester. Mit seinem Daumen zeichnete er kleine Kreise auf meinen Handrücken, um mich zu beruhigen. Es half. Genau wie Rin, lehnte ich mich in meinen Sitz zurück und versuchte mich nur auf die Person neben mir zu konzentrieren. Wie seine warme, leicht raue Hand, meine sanft umschlungen hatte, unsere Finger, die verschlossen waren. Ich bemerkte fast gar nicht, dass wir losrollten und immer schneller wurden. Die Nase der Maschine wurde hochgezogen und ich schloss meine Augen. Ich spürte den Druck auf meinen Ohren und wie wir immer höher stiegen. Ein leises Geräusch erklang und darauf folgte das Klacken der Gurte.

„Du kannst deine Augen wieder öffnen wir haben die Flughöhe erreicht.", lachte Rin und schnallte sich ebenfalls ab.

Vorsichtig öffnete ich meine Augen und tatsächlich, waren wir über den Wolken. Wie ein kleines Kind presste ich meine Nase gegen die Scheibe und starrte auf die Welt unter mir.

„Wahnsinn wie klein das alles von hier oben aussieht.", murmelte ich eher zu mir selbst als zu Rin.

Durch ein leichtes Rütteln an meiner Schulter wurde ich schließlich geweckt, denn ich war irgendwann nach dem Essen eingeschlafen und hatte scheinbar den restlichen Flug verpennt. Wenn ich wollte, konnte ich immer und überall schlafen. Und das für mehrere Stunden.
Während die anderen Passagiere hektisch ihr Taschen packten und so schnell wie möglich aus der Maschine wollten, hatte Rin seine Hand auf meinen Oberschenkel gelegt, um mir zu signalisieren, dass wir ruhig etwas warten konnten. Der enge Mittelgang war von den ganzen Menschen verstopft und leerte sich nur langsam. Erst als nur noch wenige Personen in dem Flugzeug waren, standen mein Freund und ich auf, nahmen unser Handgepäck aus den Fächern über uns und betraten durch einen grauen, tunnelartigen Gang die riesengroße Ankunftshalle. Rin stupste vorsichtig meine Hand an und als ich ihm meine Hand entgegen strecke, umschloss er diese, um mich in dem Getümmel nicht zu verlieren. Zwischen den vielen Gepäckbändern bog Rin schließlich ab und führte mich zu einem, das sich noch nicht in Bewegung gesetzt hatte.

„Sag Mal, wie konntest du es schaffen, ganze 4 Stunden durchzuschlafen? Hast du in der Nacht etwa nicht genug geschlafen?", war das erste, das Rin sagte, als er seinen Rucksack auf dem Boden abgestellt hatte.
„Ich kann immer und überall schlafen. Schlaf ist eben was Tolles.", grinste ich und mein Freund lächelte mich nur verwirrt an.

Ein lautes Quietschen kam vom Gepäckband und ich zuckte leicht zusammen.

„Erschrecken kannst du dich scheinbar auch immer und überall.", verspottete mich mein Freund. 

Mein Blick wanderte von dem Gepäckband, das sich in Bewegung gesetzt hatte, wieder zu ihm und ich rollte mit den Augen. Die ersten Koffer kamen hinter einem Vorhang aus Gummistreifen hervor und plumpsten über eine kleine Rutsche auf das Band. Rin hatte seine Hände in seinen Hosentaschen, lehnte lässig an einer Säule und überprüfte die Koffer, um zu sehen, ob unsere auch dabei waren.

Irgendwann drehte ich mich auch zum Gepäckband und sah meinen Koffer die Rutsche hinunter rutschen. Noch bevor Rin reagieren konnte, hatte ich mich zwischen den Menschen durch gedrängt und hievte das schwere Gepäckstück vom Band. Ich schob meinen Koffer zu Rin zurück, doch mein Freund war nicht da. Mein Blick huschte durch die Menge vor mir, doch ich war zu klein, um ihn zu entdecken. Suchend drehte ich mich, als mich eine Hand an der Schulter anfasste. Erneut zuckte ich zusammen und ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen, als Rin meine Hand nahm. Ich schnappte meinen Koffer und Hand in Hand verließen wir den Flughafen. Dummerweise hatte ich vorhin nicht das Wetter gecheckt und die eisig kalte Winterluft schlug mir ins Gesicht, als sich die große Tür nach draußen öffnete. Ein kalter Schauer lief meinen Rücken hinunter und ich zog meine Jacke ganz zu, sodass ich mein Gesicht bis zu meiner Nasenspitze darin verstecken konnte. Links von mir hörte ich jemanden einen Reißverschluss zuziehen und wagte einen Blick in diese Richtung. Rin hatte sich seine Jacke ebenfalls bis zum Kinn zugezogen und einen Schal aus seinem Rucksack geholt. Er kam einen Schritt auf mich zu, öffnete meine Jacke etwas, legte den Schal um meinen Hals, zog meine Jacke wieder zu und gab mir einen Kuss auf die Nasenspitze.

„Dankeschön.", lächelte ich und streckte meine Hand aus.

Trotz dessen, dass es zwei Uhr morgens war, war es ziemlich laut. Man konnte die Autos rauschen hören, oder die Durchsagen, die durch den, mittlerweile fast leeren Flughafen hallten. Lichter erleuchteten die Stadt vor uns und hörten vor dem Meer auf. Das grelle Licht, welches von der Überdachung vor dem Flughafen auf uns herunter strahlte, blendete durch den Schnee etwas. Rin nahm meine Hand und verschränkte seine Finger mit meinen.

„Sollen wir uns ein Taxi holen, oder schaffen wir es zu Fuß bis nach Hause?", fragte Rin und sah mich an.
„Ich denke bis nach Hause schaffen wir es schon."

Rin Matsuoka x OCWhere stories live. Discover now