Zwölf - Karma vs. Sue

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Zwölf – Karma vs. Sue

Willkommen bei den Masumanskis zu Hause. Ich kann nicht anders. Ich habe schon oft Menschen sterben sehen, die ich zeit ihres Lebens sehr gemocht habe. Um ehrlich zu sein, sterbt ihr relativ schnell über die Zeit gesehen. Und trotzdem muss ich sehen, was Sue angerichtet hat.

Anita sitzt auf dem Sofa und streichelt Zoey über den Rücken, die neben ihr liegt und friedlich schläft. Äußerlich ist ihnen nichts anzumerken. Abgesehen von Beau, der in voller Anspannung zu ihren Füßen sitzt und die beiden nicht aus den Augen lässt. Aber Anitas Gefühle sprechen Bände. Auch wenn ihr Menschen euch verschiedene Modelle der Trauerphasen aufgestellt habt, um mit diesen verletzlichen und unangenehmen Momenten besser umgehen zu können: Letztendlich trifft in der Praxis keines von ihnen zu. In Anitas Herz kämpfen alle diese Gefühle miteinander, mal ist es die Trauer, die nach oben kommt, dann flackert Wut in ihr auf, gefolgt vom Nicht-wahr-haben-wollen. Es wird noch eine Weile brauchen, bis eines davon endlich die Oberhand gewinnt.

Ich war nicht da, um einzugreifen.

Ob ich Schuldgefühle deswegen habe? Nein. Es ist nicht mein Job, eure Leben zu retten; ich bin kein Schutzengel.

Ihr seid für euch selbst verantwortlich. Und wenn Olaf aus der Güte seiner Seele heraus beschließt, als Superheld durch die Straßen zu ziehen und sich Verbrechern entgegenzustellen, dann ist das vielleicht lobenswert, vielleicht ist es auch einfach nur dumm. Aber es ist seine Entscheidung und ich bin nicht in der Pflicht, ihn davon abzuhalten.

Warum ich Sue die Schuld daran gebe, fragt ihr jetzt? Das tue ich nicht. Sie hat keine Schuld daran, dass Olaf an einem Herzinfarkt stirbt. Sie wollte nur das Beste. Für die Welt. Für Olaf. Aber vor allem für sich.

Glaubt ihr nicht? Statten wir doch ihr mal einen Besuch ab. Dann zeige ich euch, wie es ihr inzwischen geht. Wie ich sie finden will, wo ich sie doch nicht wahrnehmen kann? Ihr Menschen schreit es mir kollektiv entgegen. Sue ist berühmt und jeder spricht über sie. Und jetzt – da ich wieder hinhöre, was so über sie gedacht wird – weiß ich zumindest, was der Allgemeinheit über sie bekannt ist.

Sue wohnt schon lange nicht mehr in der kleinen Wohnung. Zusammen mit ihrer Mutter und Ben ist sie in ein regelrechtes Schloss gezogen. Verglichen mit dem Ort, in dem Anita mit Zoey nun zurückgelassen wurde.

Schauen wir uns doch mal in der Superhelden-Villa genauer um.

Ben wird von einer eigens eingestellten Pflegekraft rund um die Uhr betreut. Janine hat die Marketingabteilung für Sue übernommen. Sie gibt Aufträge für Pressemitteilungen, Auftritte, Merchandising. In einem Regal des Eingangsbereiches sieht man eine Sue-Superhelden-Action-Puppe. Blonde Haare, schwarzer Suit, lilafarbene Maske. So wie ich sie das erste Mal getroffen habe.

Wie Sue das alles aufgebaut hat? Wie sie sich das leisten kann? Mit Ehrgeiz und einem Sinn fürs Geschäft. Und mit der Skrupellosigkeit, andere für sich auszunutzen. Sie lässt alle Olafs dieser Welt dafür zahlen, sich in ihren Klubs aufzupimpen. Das hat doch längst nichts mehr mit gesundem Lebenswandel zu tun. Sie setzt ihnen den Floh ins Ohr, dass sie alle Helden zu sein haben. Nichts mit dem normalen Mann von nebenan, der seinem Job nachgeht und sich liebevoll um seine Familie kümmert. Nichts mit der verantwortungsvollen Frau, die sowohl für sich als auch für ihre Nächsten sorgt. Die Menschen sollen sich um die ganze Welt kümmern. Und um dem überhaupt gewachsen zu sein, müssen sie an sich arbeiten. Und sie müssen Geld zahlen, damit andere ihnen dafür in den Arsch treten, damit sie wirklich hart genug an sich arbeiten. Damit sie Superhelden werden, so wie Sue eine ist. Damit sie durch die Straßen ziehen können und ihr Leben in Gefahr bringen, obwohl sie eigentlich Angst haben und weniger heldenhaft sind, als sie zugeben wollen. Während Sue in ihrem Schloss residiert und Geld scheffelt.

Ich gönne ihr und ihrer Familie ein angenehmes Leben. Sie haben viel durchgemacht und hart dafür gearbeitet. Aber nicht so, nicht auf Kosten anderer.

Bitte entschuldigt mich. Bei dem, was ich vorhabe, kann ich euch leider nicht gebrauchen.

Ich hoffe, ihr versteht, dass ich euch wieder für eine Weile verlasse.

Es ist etwas Persönliches.

Bis später.

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Hallo, ihr Lieben! Hat es euch bisher gefallen?

Die nächsten Kapitel sind aus Sues Perspektive. Da seht ihr, was passiert, wenn das Karma so richtig sauer ist … 

Da ich bisher als Wattpad-Neuling noch kaum Leser habe, die Frage: Will überhaupt jemand weiterlesen? Lasst mir bitte einen Kommentar da oder stimmt für dieses Kapitel ab, damit ich weiß, dass ich weiter posten soll. :)

Ansonsten ist "Karma und Sue" aber auch als eBook und Taschenbuch auf Amazon erhältlich. Mehr Info auf: http://lemonbits.de/wattpad-karma

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 10, 2015 ⏰

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