1 - Trügerisches Paradies

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Ein helles Licht strahlt in Jonas Augen. Er sieht nichts, rein garnichts, nur das gleißende Weiß. Er hört Vögel zwitschern, die verschiedensten Klänge und Gesänge, wie sie fröhlich singen und er spürt weiches Gras unter sich selbst. Frisches Gras, so lebendig, etwas lebendigeres hatte er noch nie gespürt. Alles fühlt sich so lebendig an. War Nova im Paradies angekommen?

Die Zeit verfliegt wie in Raffer. Jonas streicht immer mal wieder über die frischen Lebendigen Gräser und atmet immer wieder tief ein und aus. Viel Zeit vergeht, bis seine Augen sich langsam an die Helligkeit gewöhnt haben und das Weiß verschwindet. Immer wieder blinzelt er, bis er sich komplett an das Sehen gewöhnt hat und dann doch langsam auf setzt und sich umschaut.
Er war tatsächlich nicht mehr in Refania, geschweige denn im Dorf, oder sonst wo, was er kennen könnte. Sein Vater war nirgendwo zu sehen, aber auch von Engeln fehlt jegliche Spur. Der Himmel ist freundlich blau, überall sind Bäume und viele Vögel fliegen umher. Er greift sich an die Brust und atmet etwas erleichtert auf. Die Wunde ist verschwunden, aber genau das gibt ihm mehr zum bedenken.
"Wo zum Henker bin ich..?", beginnt er leise vor sich hin zu stammeln. Er blickt an sich hinunter und rollt sich dann ab um aufzustehen. Er ist voll und ganz beisammen, nichts fehlt, sein Mantel ist leer und vollständig, seine Gliedmaßen noch alle vollzählig. Keine Wunden, keine Knochenbrüche. War das alles nur ein Traumgebilde? Ein großer böser Traum? Oder ist er doch tatsächlich tot und in einer Nachwelt, dem Leben nach dem Tod gelandet? Ein wenig erinnert ihn die Umgebung an sein erstes mal, als seine Portalmeisterkräfte sich offenbarten. Gabriel hatte ihn immer wieder erzählt, dass es bei bestimmten Portalmeister Familienlinien vorkommt, dass man nach dem Tod in seine Seelenwelt kommt. Losgelöst von Raum und Zeit, in einem Elementaren Paradies.

Als er endlich steht, erfasst ihn jedoch ein ernüchternder Schrecken. Langsam läuft er einige viele Meter und schon steht er am Rand einer großen schwebenden Insel. Überall um ihn herum, auf allen möglichen Höhen, sind noch mehr zu sehen.
"Was zum Teufel?!", lässt Nova von sich los, "Bin ich tot, oder was soll das hier sein?".

Etwas eigenartig war ihm zu Mute. Trotz der wirklich vielen Dimensionsreisen, die Nova in den vergangenen Jahren vollführt hatte, hat er doch noch nie eine solche Welt gesehen. Etwas perplex steht er nun da, am Rande einer schwebenden Insel, hinabblickend in ein ewiges, helles und freundliches blau, was der Himmel ihm entgegen strahlt. Eine Sonne gab es anscheinend nicht, es war jedenfalls keine zu sehen, trotz des einigermaßen freien Sichtfeldes. Nova geht einige Schritte zurück. Viele Gedanken schießen durch seinen, dadurch leicht brummenden, Schädel. Wie kann sowas sein? Wo bin ich? Bin ich tatsächlich tot?

Etwas zweifelnd setzt sich Nova an den Rand und lässt die Füße im Nichts baumeln. Er versucht sich zu erinnern, was passiert ist.
Da war Excelsis, der Kampf, das Schwert was sich in seinen Körper bohrte... danach ist alles schwarz. Als hätte er einen Filmriss. Das er tot ist, wirkt für ihn garnicht mehr so abwägig. Das Schwert hatte sich tief in ihn gebohrt und nun ist er an einen solchen Ort, vollkommen versehrt. Perplex schaut er vor sich her. "Was ist nun mit Lynn..?", flüstert er leise vor sich hin. Er fühlt sich schuldig, sie allein gelassen zu haben, ohne sich je richtig verabschiedet zu haben. Er zog in den Kampf, egal was kommen sollte. Jetzt ist sie allein. Es zermartert ihm das Herz.

Er atmet tief durch und erhebt sich wieder auf die Insel. Er geht etwas umher. Was nun? Soll er ewig auf einer Insel umher laufen, alle anderen allein zurück lassen? Er blickt die Bäume an und stockt kurz mit seinen etwas depressiven Gedanken. Er läuft auf den Baum zu und schaut hinauf. Dort sind doch tatsächlich Vögel! Warum hatte er nicht gleich daran gedacht, es sind Lebewesen!

Ruhig streckt Jonas den Arm aus und spreizt einen Finger von der Hand ab. Ruhig beginnt er zu sprechen: "Hey, meine Freunde. Könnt ihr mir vielleicht helfen?"
Ein kurzer Moment vergeht daraufhin, bis sich ein kleines Vögelchen mit roter Brust und bräunlichem restlichen Federn auf den Finger setzt und ihn mit großen Augen anschaut und fröhlich zwitschert. Freundlich lächelt Nova zurück. "Kannst du mir sagen, wo ich hier bin? Ich bin nicht tot, oder?", fragt er daraufhin freundlich, mit einem Funken Hoffnung in der Stimme. Der Vogel schüttelt leicht mit dem Kopf und zwitschert etwas verwirrt zurück.
"Ach shit... ich verstehe dich ja garnicht... also gut. Ich bin nicht tot?"
Wieder schüttelt der Vogel mit dem Kopf. Er legt etwas den Kopf schief und fliegt auf Nova's Schulter. "Nicht zu komplexe Fragen... Gibt es hier mehr Menschen?"
Diesmal nickt der Vogel leicht und deutet in eine Richtung. Er zwitschert erneut und springt etwas auf Jonas' Schulter herum. Jonas nickt leicht: "Danke... wenn du mich entschuldigen würdest?".
Der Vogel nickt nochmal kurz und fliegt dann auf den Baum zurück, während Nova ihm hinterher schaut. Kurz blickt er an sich herunter als er sich dann hinkniet und sich konzentriert. Einen Moment lang passiert nicht, als er dann in eine Richtung in das frische Gras deutet: "Wenn ihr etwas zum fressen braucht, da sind viele Insekten". Daraufhin steht er auf und geht in die Richtung, in die der Vogel meinte, dass es dort Menschen gibt. Nicht lange geht es, bis er wieder am Rand der Insel angelangt ist. Etwas enttäuscht seufzt Jonas vor sich hin. Wieso ausgerechnet schwebende Inseln? Er beginnt wieder umher zu laufen und sich umzusehen.

"SO EIN DRECK!", brüllt Nova plötzlich in den weiten Himmel hinaus. Alle Seiten der Insel sind begrenzt. Er hat keine Gegenstände, um ein Portal zu öffnen und die nächste Insel ist einige Meter entfernt. Viele Möglichkeiten hat er gerade nicht.

Einige Zeit überlegt er vor sich hin. Was soll er tun? Verhungern ist keine Option, das ist ihm klar. Sollte er sich hinsetzen und versuchen neue Portal Gegenstände herstellen?
Er dreht sich um und schaut sich um. Für ein stabiles Portal braucht er zwei weitere Elemente, die genug Energie tragen. Er hat hier aber nur Dreck und Pflanzen. Er könnte eventuell nach Steinen suchen, aber dann fehlt Nummer drei trotzdem, da er sein eigenes Element kontrollieren kann und es demnach nicht extra braucht. Ein kleines Lüftchen weht, als Nova sich hin kniet und am grübeln ist, was er jetzt tun soll. Er hat keinen Ausweg.
In einem trügerischen Paradies, allein, auf einem fliegenden Haufen Erde und Gras, welches sich schön im schwachen Wind windet.

Nova 2 - Heimat der ElementeWhere stories live. Discover now