Never trust a Fujoshi || Eine NCT Story {TaeTen}

~2~

Eine falsche Fassade
Jahr 2021, April - Seoul

...Das hätte ich jetzt echt nicht erwartet.

Etwas enttäuscht schaue ich in die Klasse, was die Aufregung der Schüler natürlich nicht gerade senkt.

„Und, was ist es jetzt?!", ruft Shotaro plötzlich und durchbricht damit die Stille. „Ähm, also ja, wie es scheint, fliegen wir nach Deutschland", verkünde ich jetzt endlich mit enttäuschtem Unterton.

„Och nööö, warum müssen wir in Yangyang's Land reisen? Am Ende treffen wir noch auf seine Freunde, die wahrscheinlich genauso seltsam sind wie er", äußert sich Hendery plötzlich, um von der bedrückenden Stimmung abzulenken. „Ey, meine Freunde in Deutschland waren immer freundlich, außerdem erinnern die sich wahrscheinlich eh nicht mehr an mich." Den letzten Teil nuschelt der Jüngere, woraufhin die Klasse laut das Lachen anfängt.

„Ruhe bitte!", unterbricht uns der Lehrer wieder. Nachdem sich auch die letzten Schüler eingekriegt haben, meldet sich der Direktor wieder zu Wort.

„Du darfst dich jetzt wieder auf deinen Platz setzen", richtet er mir aus und schiebt mich daraufhin mit seinem Arm an meinem Rücken in die Richtung meiner Sitzbank. Etwas überfordert drehe ich mich noch einmal zu Herrn Lee um, lasse mich dann aber wieder auf meinem Platz nieder.

„Gut, wie euch euer Klassensprecher eben schon mitgeteilt hat, werdet ihr eure letzte Klassenfahrt in Deutschland verbringen. Der Flug sollte in den nächsten vier Wochen arrangierbar sein. So, das war's auch schon. Ihr könnt euch jetzt alle erst einmal zurücklehnen, da alle wichtigen Vorbereitungen von mir getroffen werden. In den nächsten Tagen sollten dann auch die Lehrer, die euch begleiten werden fest stehen.
Bis dahin wünsche ich euch noch viel Spaß in euren letzten Wochen an dieser Schule." Mit diesen Worten verlässt Lee Soo-man auch schon wieder unseren Klassenraum.

„Gut, da eure Aufmerksamkeit durch diesen kleinen Zwischenfall wahrscheinlich noch mehr zu wünschen übrig lässt als sonst, dürft ihr heute mal fünf Minuten früher nach Hause gehen", entscheidet der Lehrer spontan und beendet mit einem lauten Klatschen in die Hände den Unterricht.

Während des Verlassens des Schulgeländes sehe ich einen großen Teil meiner Klasse auf dem Schulhof zu Yangyang rennen. Wahrscheinlich um ihn über Deutschland auszufragen. Als sich ein paar Mitschüler dieser Gruppe kurz zu mir umdrehen, schenke ich diesen nur ein kleines, peinliches Lächeln und verbeuge mich kurz, um dann endlich auch den großen Pausenhof zu verlassen.

„Puh!", atme ich erschöpft aus, bevor ich anschließend in den Bus nach Hause steige.

Mit dem Kopf an die Fensterscheibe des Busses angelehnt, versinke ich endlich wieder in meiner Gedankenwelt.

...Er ist so toll...

Ten PoV:

„Na Kleiner?", spreche ich zu meiner Rennmaus, Jan. „Man bin ich froh hier ganz alleine mit dir zu sein. Naja, eigentlich habe ich ja auch noch einen Kater, wäre der nur mal zuhause.

Wie dem auch sei.

Menschen machen einem nur Probleme. Ja ich hasse meine Spezies. Und wie ich sie hasse!

Nachdem ich Jan seine tägliche Ration an Futter verabreicht habe, schalte ich alle Lichter in meinem Raum aus, ehe ich mich in mein frisch gemachtes Bett lege.

Die letzte Klassenfahrt. Solch eine tolle Gelegenheit Spaß zu haben. Auf derartigen Schulausflügen passiert meist nichts Spannendes. Außer... Außer man sorgt für Spannung! Und genau darauf möchte ich hinaus. Denn wenn man es gezielt macht, kann man Menschen auch als Mittel zum Zweck ausnutzen und wenn man gut ist sogar als etwas zu groß geratene Puppen. Ich finde immer einen Weg etwas ursprünglich Langweiliges zu etwas Spannendem zu machen.

Dies natürlich unter ein paar Bedingungen und mit der Voraussetzung, dass allein mir dieser Spaß gegönnt ist.

Bisher sind meine Pläne alle glatt verlaufen und niemand ist dabei wirklich zu Schaden gekommen. Da dies aber eh die letzte Klassenfahrt sein wird und ich meine Mitschüler nach dem Abschluss sowieso nicht plane wiederzusehen, versuche ich dieses Mal für mehr Drama zu sorgen. Ich weiß zwar noch nicht wie, aber wie schon gesagt, mir sind in ähnlichen Events aus der Vergangenheit auch schon alle möglichen Sachen eingefallen.

Ich könnte theoretisch alles machen und würde dank meiner falschen Fassade nicht auffliegen. Eigentlich kotzt es mich an immer den guten Jungen spielen zu müssen, aber ohne dieses falsche Bild von mir, dass ich den Leuten um mich herum tagtäglich für mein echtes Ich verkaufe, hätte ich bestimmt das ein oder andere Problem beim schmieden meiner Pläne.

Hmmh... So viel Zeit habe ich ja eigentlich garnicht mehr. Sollte ich dann vielleicht jetzt schon anfangen, die ersten Ideen zu sammeln? Ich meine, ich hab' ja gerade nichts anderes zu tun.

Also, mal sehen. Auf jeden Fall gibt es schon einmal drei Personen, die ich in jedem meiner Pläne bedingungslos ausnutzen könnte, da ich ihr Vertrauen über die Zeit vollkommen für mich gewinnen konnte.

Da wäre zum einen Jisung- ein hoffnungsloser Fall. Ein kleines naives Kind, welches mir wie ein Hund überall hinterher läuft und sich hinter mir vor unangenehmen Situationen versteckt. Dann ist da noch Winwin, unser Klassenmaknae. Nun ja, die meisten Klassenkameraden vergöttern den Kleinen, aus mir unbekannten Gründen. Also war es nicht sehr schwierig an ihn heran zu kommen, ohne dabei aufdringlich zu wirken.

Und zu guter letzt, Taeyong, unser schüchterner Klassensprecher, den jeder so gern mag. Ich kann beliebte Schüler einfach nicht ausstehen, das konnte ich noch nie. Sein ganzer Charakter pisst mich, um ehrlich zu sein, an. Er ist quasi Naivität in Person und einer dieser Menschen, die vorgeben nur an das Gute in der Welt zu glauben.

Einer dieser drei könnte ich dann vielleicht als das Hauptopfer auswählen. Obwohl, ich weiß nicht. Währe das nicht langweilig? Eigentlich will ich ja eine Herausforderung.

Hmmh... Wie wär's mit Johnny, mein Verhältnis zu ihm ist, würde ich sagen, ok. Ich bin jetzt nicht mit ihm 'befreundet', aber auch nicht verfeindet.

Außerdem wollte ich schon immer mal wissen, wie er sich so im Bett macht. Wenn ich ihn irgendwie zu einem One night stand mit mir bringen könnte, würde ich damit zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Zum einen hätte ich meinen Spaß mit dem Frauenschwarm der Klasse, andererseits könnte ich dafür sorgen, dass jeder davon erfährt und seine Beliebtheit wäre dahin.

Da fällt mir ein, dass Johnny sehr offensichtlich in seinen besten Freund, Mark verknallt ist. Der würde sowas sicher nicht machen. Und ihn einfach nur bloßzustellen wäre zu langweilig. Naja schade, das war's dann auch mit meiner ersten Idee.

Zeit zum Überlegen ist sowieso noch ausreichend da. Vielleicht sollte ich ja auch weniger darüber nachdenken und die Sachen einfach auf mich zukommen lassen, um diese dann bei Gelegenheit in etwas Brauchbares umzuwandeln.

Wie dem auch sei, ich sollte jetzt besser schlafen gehen. Morgen ist schließlich wieder ein Schultag.

Ich gähne noch einmal laut, bevor mir dann auch schon die Augen zufallen.

-

Viel Schlaf ist mir heute jedoch nicht gegönnt. Denn kurz nachdem ich weggenickt bin, spüre ich plötzlich mein Handy unter meinem Kissen vibrieren.

Aus dem Schlaf gerissen und wahrscheinlich mit überdimensionalen Augenringen und zerknautschtem Gesicht, schaue ich nun auf den viel zu hellen Bildschirm des Smartphones. Schnell stelle ich die Helligkeit etwas runter und sehe dann auf die Uhrzeit.

„03:00 Uhr Morgens, wer schreibt denn um solche Uhrzeiten?", murre ich leise vor mich hin und entsperre daraufhin mein Handy, um zu sehen, von wem die Nachricht kommt. Als ich dann auf die Startseite meines Handys schaue, stelle ich fest, dass die Nachricht keine Whats App sondern tatsächlich eine Nachricht ist.

Als ich dann also die Nachrichten App öffne, bemerke ich auch schon die nächste komische Sache, die Nummer des Absenders der Nachricht ist mir nicht bekannt.

Plötzlich trifft mich der Schlag und ich erkenne, was ich in dem völlig verschlafenem Zustand noch nicht erkennen konnte. Denn mir ist jetzt klar, von wem die Nachricht kommen muss.

„Natürlich! Wer auch sonst? Es hätte mir eigentlich sofort einfallen sollen."

Fortsetzung folgt...