Dienstag, 06. Juni 1944

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Liebes Tagebuch,

es sieht ganz danach aus, als würden die Deutschen im Krieg weitere Schwierigkeiten bekommen. Stalin forderte schon lange eine Westfront. Wahrscheinlich, damit die Deutschen sich nicht nur auf den Osten konzentrieren können, sondern ihr Militär aufteilen müssen. Jedenfalls sieht es so aus, als würde diese zweite Front jetzt tatsächlich entstehen. Fast 200 000 US-Amerikaner, Kanadier und Briten sollen heute in der Normandie gelandet sein. Eine ausgesprochen große Zahl, wenn man bedenkt, dass es sich um einen einzigen Tag handelt. Und das, obwohl dort laut den Nachrichten im Moment sehr schlechtes Wetter herrscht. Es können noch so viel mehr Soldaten werden, wenn das noch einige Tage oder Wochen so weitergeht! Vielleicht sind die Hoffnungen, das Deutsche Reich könnte den Krieg verlieren, mittlerweile gar nicht mehr so unrealistisch. Sie hatten ja so schon Probleme an der Ostfront und wenn jetzt noch eine zweite Front verteidigt werden muss, wird es noch schwieriger für sie werden.

Ich hoffe, dass der Krieg nicht mehr allzu lange dauert. Noch sind Elke und Olof zu jung, um die Nachrichten wahrzunehmen und zu verstehen, was das bedeutet. Aber wenn sie älter werden, werden sie das zwangsläufig mitbekommen. Das möchte ich für sie nicht. Ich will, dass sie eine unbeschwerte Kindheit haben und sich keine Gedanken darum machen müsse, was passiert, wenn die Deutschen den Krieg wieder erwarten doch noch gewinnen sollten.

Tagebuch einer jungen Frau im 2. WeltkriegWhere stories live. Discover now