2. Willkommen im Alltag

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Emily:

Als ich aufwache, fühle ich mich seltsam. Langsam richte ich mich auf, um festzustellen, dass ich auf meinem Bett liege, noch immer vollständig angezogen. Mein Blick schießt durch den Raum, bis er eine Uhr findet und sie fixiert.
„Gott sei Dank, erst Mittag.", seufze ich und lass mich in das himmlisch weiche Bett zurückfallen.
Das schon, nur, an welchem Tag, Mittag?", fragt meine innere Stimme nach, woraufhin ich wieder stramm im Bett sitze.
Hastig stürme ich zu meinem Koffer und krame meinen Wecker heraus, welcher die praktische Funktion hat, Datum und Tag anzugeben. Ich seufze einmal tief und lasse mich auf den Teppich fallen. Glück gehabt, es ist immer noch derselbe Tag. Dann darf ich allerdings feststellen, dass Muffins Futter verschwunden ist. Mein Blick schießt sofort zum Fenster, wo das niedliche Knäul liegt, von einer Katze beschlagnahmt. Eine ‚Britisch Kurzhaar', um genau zu sein. Die Viecher sind unglaublich süß, zum Knutschen. Da fällt mir auf, dass ich mich nicht erinnere, den Korb hochgebracht zu haben.
„Natürlich nicht, du hast ja den Sohn der Familie damit beauftragt, Dummerchen."
Oh, richtig, Seth hat den Korb hochgebracht... Warte, warum erinnere ich mich daran nicht?
„Soweit ich weiß, lagen wir zuletzt auf dem Teppich, also, wie sind wir wohl ins Bett gekommen~?", ärgert meine innere Stimme mich.
Da der Korb hier ist, war Seth auch hier und alleine der Gedanke, dass er mich ins Bett gebracht hat, weckt in mir das Bedürfnis, im Boden zu versinken. Allerdings habe ich ein größeres Bedürfnis, diese verdammt flauschige Katze zu streicheln! Soweit ich mich erinnere, hat Miss Danvers sie Twinkels genannt.
„Hallo, Twinkels! Würde es Sie stören, wenn ich eure Flauschigkeit streichele?", frage ich mit kindlicher Stimme, woraufhin Twinkels mich mustert.
Vorsichtig halte ich ihr meine Hand hin, an welcher sie schnüffelt. Eine Weile starrt sie mich an, ehe sie ihren Kopf einmal an meine Hand reibt und sich wieder auf Muffin legt. Ich quietsche natürlich wie eine Dumme und bedanke mich bei ‚eurer Flauschigkeit', wie ich sie getauft habe. Ich stelle meine kleine, schwarze Bluetoothbox auf und schalte sie ein. Leise lasse ich die Töne des Songs ‚Follow Me' von ‚Dear Agony' laufen, als ich mein Zimmer erkunde und meinen Koffer ausräume. Natürlich habe ich in diesem schnieken Häuschen auch ein Bad direkt ans Zimmer angeschlossen, was ich ehrlich gesagt bombastisch finde. Summend räume ich meine Kleidung in den gigantischen Schrank, wobei ich zugeben muss, dass meine drei Teile darin etwas verloren aussehen.
„Naja, mit der Arbeitskleidung sieht es vielleicht nicht ganz so kläglich aus.", rede ich mir ein und bitte eure Flauschigkeit um Zustimmung.
Ich muss lachen, als sie tatsächlich als Antwort mauzt. Vielleicht hat sie mir zugestimmt, vielleicht hat sie aber auch gesagt, dass ich die Fresse halten und sie schlafen lassen soll, wer weiß? Als dann jedoch ‚Break' von ‚Trine' läuft, muss ich grinsen und mitsingen.
„I'm dreaming of a fight with no eeeennd~", singe ich gut gelaunt und werfe meinen Kopf hin und her, als mir aus dem Augenwinkel ein grinsender Junge auffällt.
Sofort mache ich die Musik leise und schaue Seth an, wie ein angeschossenes Reh.
„Na, sind wir auch mal wieder von den Toten auferstanden?", grinst Seth amüsiert und hält mir, auf meinen fragenden Blick hin, sein Telefon unter die Nase.
Natürlich kann ich ein mega peinliches Bild sehen, auf dem ich weniger elegant auf dem Fußboden liege und von sämtlichen Tieren des Hauses belagert werde. Wundervoll, ich hasse diesen Jungen jetzt schon und er scheint das zu wissen.
„Hast übrigens einen geilen Musikgeschmack, wenn ich das mal anmerken darf. Lass mich raten, Linkin Park, Nickelback, Papa Roach und Billy Talent sind auch in deiner Playlist?", grinst er und lacht triumphierend, als ich nicke, erstaunt, von seiner akkuraten Aussage.
„Hörst du sowas etwa auch?", frage ich überrascht.
„Na klar! Aber sowas wie ‚Rum & Raybans' darf in einer guten Partyplaylist nicht fehlen.", grinst er, woraufhin ich ihm Recht geben muss, das Lied macht wirklich gute Laune.
„'Changed The Way You Kiss Me', David Guetta hörst du also auch? Man, wir werden und blendend verstehen!", lacht Seth gut gelaunt und stellt meine Musik wieder lauter.
Okay, vielleicht ist er doch nicht so scheiße, wie ich angenommen habe.
„Übrigens, ich habe das Hundefutter unten in die Küche gebracht und die Näpfe neben die von Twinkels gestellt, oder, wie du sagst, ‚eure Flauschigkeit'", schmunzelt er.
Okay, vielleicht ist er nicht scheiße, aber zumindest fies.
„Er hat dir acht Kilo Säcke Hundefutter nach unten getragen, so scheiße kann er nicht sein.", mahnt meine innere Stimme mich und ich fluche, dass ich ihr rechtgeben muss.
„Meine Mom will Abendessen kochen, vielleicht möchtest du ihr zusehen und dich mit der Küche vertraut machen?", fragt Seth und ich muss sagen, dass er echt zuvorkommend ist.
Nickend folge ich ihm und lasse die Tür offen, damit die beiden Tiere nach Belieben gehen können. Die Musik lasse ich an, damit Muffin sich nicht so allein fühlt. Sie ist noch jung und kann es nicht so gut haben, allein zu sein.

HousemaidWhere stories live. Discover now