Um den Anschluss nicht zu verlieren, stolpere ich Luke und Victoria hinterher ins Haus. Wir quetschen uns an den Gästen vorbei, die den kompletten Flur und alle umliegenden Räume des Erdgeschosses einnehmen. Zwar führt eine Treppe nach oben ins Obergeschoss, doch die ist mit einem Absperrband und einem ›Betreten strengstens verboten‹-Schild gesperrt.

Im Haus ist es sehr laut und stickig. Die Bässe der Musik und das Gejohle der Leute, die zu den Songs mitsingen oder sich etwas zubrüllen, vermischen sich zu einem ohrenbetäubenden Dröhnen. Der Gestank von Schweiß, Alkohol, Rauch und einem Hauch von Gras liegt in der Luft. Deshalb bin ich froh, als wir durch das große Wohnzimmer nach draußen in den hinteren Garten gelangen, wo es etwas ruhiger und weniger beengend ist.

Dort steuern Victoria und Luke sofort auf einen großen, langen Tisch an der Seite zu, der als improvisierte Bar dient. Darauf stehen leere Becher und verschiedene Alkoholgetränke, für welche die Mehrheit der Gäste eindeutig zu jung ist. Unter dem Tisch befinden sich mehrere Kisten voller Bier und Säfte.

Victoria mixt uns beiden Cocktails, während sich Luke eine Wasserflasche nimmt.

Meine beste Freundin hält uns ihren Becher entgegen. »Auf einen coolen Abend.«

Wir stoßen dagegen, dann nippe ich an meinem Getränk und verziehe das Gesicht, weil der hohe Alkoholgehalt in meiner Kehle brennt.

Victoria hingegen scheint der starke Cocktail nichts auszumachen. Sie trinkt ihn in einem Zug halb leer. Dann zieht sie uns auf die Wiese vor einen beleuchteten Pool, wo sich bereits mehrere Leute zur Musik bewegen.

»Ich will jetzt tanzen«, bestimmt sie und beginnt bereits, sich mit Luke im Takt der Musik zu bewegen.

Ich gebe mir Mühe, nicht allzu verkrampft zu sein. Weil ich Luke und Victoria nicht bei ihrem innigen Tanz beobachten will, lasse ich meinen Blick über den Garten schweifen.

Einige Jugendliche schwimmen mehr oder weniger bekleidet im Wasser, andere sitzen am Rand und flirten miteinander. Die meisten Mädchen unter ihnen sind schlank, groß, haben lange Beine, eine ansehnliche Oberweite und machen wie Victoria einigen Models Konkurrenz. Wie schön wäre es, wenn ich auch mal als eine von ihnen wahrgenommen werden würde.

Als ich wieder zu Victoria schaue, schwingt diese die Hüften, als hätte sie nie etwas anderes gemacht, und zieht damit nicht nur die Blicke ihres Freundes auf sich, sondern auch die der umstehenden Typen.

Bei mir sieht es nicht so anmutig aus. Ganz im Gegenteil: Ich wirke trotz meiner Bemühungen eher wie ein Roboter, der nicht richtig programmiert ist und lediglich steife Bewegungen vollführt. Weil ich mich unwohl fühle, nippe ich immer wieder an meinem Cocktail, bis er leer und mein Kopf leicht benebelt ist. Zumindest werde ich dadurch lockerer.

Irgendwann hören Victoria und Luke auf zu tanzen, weil sie sich etwas zu Essen holen wollen. Erneut werde ich mitgezogen zu einem Tisch, an dem Fingerfood angeboten wird. Davor hat sich eine lange Schlange gebildet. Der Duft von Pizza liegt in der Luft. Victoria stellt sich Händchen haltend mit Luke hinten an. Da ich nicht mit ihnen warten will und mein Kopf vom Alkohol leicht schwummrig ist, begebe ich mich zu einem nahegelegenen Baum, in dessen Krone sich Lichterketten befinden. Darunter stehen zwei Jungen - einer mit schwarzen und der andere mit blonden Haaren. Beide halten Pizzen in den Händen.

Kurz zögere ich, dann überwinde ich mich und trete zu ihnen. Ich will Erfahrungen sammeln. Mich trauen, jemanden anzusprechen. So schwer kann das doch nicht sein.

Fragend sehen sie mich an.

»Hey«, sage ich, ehe ich mich selbst davon abhalten kann.

Normalerweise bin ich, wenn es um Jungs geht, sehr verklemmt. Nie im Leben würde ich einfach so ein männliches Wesen ansprechen, von dem ich potenziell etwas will. Für mich ist die männliche Spezies ein ungelöstes Rätsel, das es noch zu entschlüsseln gilt. Doch der Alkohol beschwingt mich und lässt mich mutig werden.

Kicking Your Love (Railey & Austin) [Leseprobe]Tempat cerita menjadi hidup. Temukan sekarang