Kapitel 2- Neue Situationen fordern neue Lösungen

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Song des Kapitels: Bags- Cairo

Ich konnte es nicht fassen, sie hatte tatsächlich MEINEN Namen gesagt. Das war eine Katastrophe!

Schnell blickte ich zu Celestia die einfach nur dasaß und vor sich hin starrte. Wüsste ich es nicht besser könnte man meinen sie wäre zu Eis erstarrt. Vollkommen bewegungslos blieb sie sitzen und sah nach einer Weile in der ich sie komplett unverhohlen angestarrt hatte, endlich zu mir.

Ich konnte aus ihrem Blick keinerlei Emotionen lesen. Eigentlich war ich gut darin die Gefühle Anderer zu verstehen, bevor sie es überhaupt selbst taten, jedoch war Celestia schon immer schwieriger gewesen als die meisten. Normalerweise erkannte man trotzdem wenigstens eine kleine Regung innerhalb ihrer Mimik doch da war absolut nichts.

Ein wenig verwirrt schaute ich weg und bemerkte, dass meine Mutter sich wohl dazu entschlossen hatte die Festlichkeiten früher zu verlassen. Das war enorm ungewöhnlich für sie, da sie selbst wenn sie nicht wie heute die Gastgeberin war, für gewöhnlich immer bis auf den letzten Gast blieb. Der Schock über meine Teilnahme und Celestias Ablehnung musste wirklich tief sitzen.

Normalerweise hielt ich mich nicht besonders lange auf Festlichkeiten auf, höchstens zwei bis drei Stunden, jedoch musste ich diesmal bleiben um das plötzliche Verschwinden meiner Mutter auszugleichen. Also tanzte ich, ließ mich beglückwünschen und war gedanklich schon lange in meinen Gemächern, genauer gesagt bei meinem Kleiderschrank. Klamotten waren meine große Leidenschaft. Ich nähte regelmäßig, stickte und designte. Es erfüllte mich einfach irgendwie. Ein Nachteil meiner Leidenschaft war allerdings meine Einkaufssucht. Ich war dauernd am Klamotten, Stoffe und Extras kaufen.

Vier Stunden später hatte sich endlich auch der letzte Gast verabschiedet. Obwohl ich am liebsten einfach auf direktem Weg in meine Gemächer gegangen wäre, beschloss ich vorher Celestia noch einen Besuch abzustatten.

Leise klopfte ich an. „Herein" kam es mehr geflüstert als gesprochen von drinnen. Sobald ich das Zimmer betrat sah Celestia erleichtert aus. „Ich dachte schon du wärst Mutter". Ich lachte kurz auf „Nein alles gut ich wollte nur schauen wie es dir so geht mit der ganzen Situation.". Ihre Augen nahmen erneut diesen verschleierten Ausdruck an. „Ich weiß nicht Bell. Ich wurde mein ganzes Leben auf diese Zeremonie vorbereitet, ich habe keine Ahnung was ich stattdessen mit meinem Leben anfangen soll."

Ich konnte sie gut verstehen. Unsere Mutter war schon immer sehr überzeugt davon gewesen, dass Celestia in der Lage sei das Herz des Prinzen im Stur zu erobern. Um sie auf diese laut ihr lebenserfüllende Aufgabe vorzubereiten war sie gezwungen gewesen jegliche Tänze, Gesänge und Geschichte der letzten 500Jahre auswendig zu lernen, ganz geschweige von der Vorbereitung auf die Kameras.

Wir redeten noch eine Weile und ohne es zu merken schlief ich irgendwann in Celestias Armen ein, meine Tasse Tee noch auf meinem Schoß.

Als ich erwachte lag ich in meinem Zimmer. Zuerst dachte ich ich hätte alles nur geträumt doch dann fiel mir ein, dass ein paar der Dienstboten mich wohl herübergetragen haben müssen.

Heute war nicht nur der nächste Morgen sondern gleichzeitig der Tag meiner Abreise. Apropos: ich musste wirklich dringend meine Sachen packen. Mit einem Blick auf die Wanduhr fiel mir auf, dass ich noch drei Stunden bis zur Abfahrt hatte. Ich musste trotzdem jetzt packen, da heute Sonntag war, hieß der wöchentliche Sonntagsbrunch meiner Mutter stand an. Ich seufzte leise, denn für mich zählte dieses Ereignis zu wohl einem der anstrengensten der Woche. Wenn ich mich korrekt erinnerte war diese Woche ein Ausritt auf dem Programm.

Bevor ich mir Gedanken über den Ausritt machte, musste ich jedoch ersteinmal packen. Ich betrat den Ankleidebereich und fühlte mich direkt besser. Allein der Anblick der vollgefüllten Kleiderschränke erfüllte mich mit innerer Zufriedenheit. Genaugenommen musste  ich mir nicht einmal besonders Mühe bei meiner Garderobe geben, ich hatte eh nicht wirklich vor den Prinzen für mich einzunehmen, jedoch siegte meine Eitelkeit, immerhin gab es Kameras. Ich packte also meine Lieblingskleider zusammen und entschied mich für ein Reitoutfit.

Im Salon angekommen erwarteten mich bereits eine Schar der Freundinnen meiner Mutter. Als ich diese erblickte musste ich kurz innehalten. Die Verzweiflung von gestern war wie verschwunden und sie wirkte als wäre alles exakt so verlaufen, wie sie es sich vorgestellt hatte. „Ahhh Marabell, wie schön dass du es einrichten konntest Liebes" rief sie mir nun zu. Ich hasste es eigentlich dass sie mich nicht einfach Bell wie jeder andere nennen konnte.

Ein wenig verwirrt stand ich nun da. Ich hatte mit allem außer dem hier gerechnet. Nun erhob sie sich und kam in meine Richtung „Magst du mir helfen den Tee zuzubereiten?" Also doch, sie wollte mich privat sprechen. Ich war exakt diesem Gespräch den ganzen Morgen aus dem Weg gegangen.

Meine Mutter und ich hatten ein eher distanziertes Verhältnis. Sie hatte sich noch nie über alle Maßen für ihre Kinder interessiert und ich kam mir meistens mehr wie eine hübsche Dekoration vor, als wie ihre Tochter. Es war jedoch nicht ungewöhnlich, dass sie sich sobald ein paar ihrer „Freundinnen" da waren auf einmal für mich und besonders Celestia interessierte.

Als ich ihr nun in die Küche folgte, ließ sie auch endlich diese Maske der Unbeschwertheit fallen. Zum ersten Ma in meinem Leben sah sie aus, als hätte sie eine lange, schwere Nacht gehabt. „Hör zu Marabell...." sie seufzte leise „..ich meine Bell. Es tut mir wirklich Leid wie alles verlaufen ist. Ich und dein Vater haben deinen Namen eigentlich mehr aus Höflichkeit eingereicht. Wir sind davon ausgegangen, dass Celestia auf jeden Fall genommen wird, da sie schließlich die ältere ist."

Ich musste extrem verstört aussehen,denn sie schlug als nächstes vor ich solle den Rest des Tages verbringen wie ich wolle und entbund ich von dem Ausritt.

Ohne ein weiteres Wort richtete sie ihr Kleid und verließ die Küche. Ich war sprachlos. Es mag albern klingen, aber das war das erste Gespräch meines Lebens mit meiner Mutter gewesen in dem sie mir tatsächlich wie meine Mutter vorkam. Den ganzen Tag frei...also eigentlich mehr den halben wenn man bedachte dass ich bereits gegen 12Uhr abgeholt werden würde.

Punktgenau um 12Uhr stand also tatsächlich die Kutsche vor meiner Tür. Erst beim einsteigen realisierte ich so wirklich was jetzt passieren würde. Ich war tatsächlich ausgewählt worden. Ich könnte Königin werde, aber wollte ich das? Ehrlich gesagt war mir mein Rang nie besonders wichtig gewesen. Ich akzeptierte meine Privilegien und war dafür dankbar, jedoch war ich bei weitem nicht so in dieser Blase gefangen, wie manche andere in meinem Umfeld. Um ehrlich zu sein wäre ich manchmal lieber vom dritten Stand. Immer noch wohlhabend, aber ohne den ganzen Druck.

Während ich immer noch meinen Gedanken nachhing erblickte ich von weitem den Palast. Wir kamen ihm immer näher und ich musste zugeben ich war beeindruckt. Gleichzeitig erfüllte mich aber mit jedem Meter zunehmend Panik. Was machte ich überhaupt hier?

Selection- Bells Geschichte Όπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα