Kapitel 1 - Das Ziel

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In Gedanken versunken erreichte ich den Konferenzsaal, ein großer, lichtüberfluteter Raum, in welchem nur leises Murmeln den generellen Geräuschpegel ausmachte. Als der letzte Laut meiner Schuhe in dem hohlen Raum verklang, drehten sich einige Köpfe in meine Richtung. Erwartungsvolle Blicke schossen auf mich zu, schärfer als die Schneide eines Schwertes. Ich seufzte. Sah in zahllose Augenpaare, die zwischen den Pixeln auf gigantischen Bildschirmen, hin und her huschten.

"Nun, was ist denn so wichtig, dass es meine Anwesenheit erfordert?", meine Stimme knallte wie ein Peitschenhieb durch den Raum, zerstörte die bisherige Stille. Für einen Moment schien es so, als müssten sich die Anwesenden von einem jahrelangen Schock erholen und schwiegen eisern wie eine Wand. Doch aus dem unbeweglichen Gewusel, löste sich eine Person. Eine junge Frau, mit kurzen braunen Haaren und Augen so blau wie der Himmel in der verpesteten Welt über uns, trat mir entgegen.

Sie sah mich an, ihre Nervosität war deutlich zu spüren, sie beschwerte die Luft, nahm mir den Atem. "Ich... also, wir...", sie stockte. Mit einer unscheinbaren Bewegung biss sie sich auf die Unterlippe. Was konnte so schlimm sein, dass sie es nicht wagte es mir mitzuteilen?

"Keine Angst, ich beiße nicht."

Ich lachte. Ein trockenes, unbeholfenes Lachen, dessen Sinn in nicht mehr, als eine Illusion von Geborgenheit, zu erzeugen, bestand.
Für einen Moment glaubte ich etwas in ihrem Blick aufleuchten zu sehen, doch verschwand es zu schnell, als dass ich es genauer hätte bestimmen können. Als sie mich wieder ansah, schien sie Mut gefasst zu haben, denn jetzt öffnete sie ohne zu zögern den Mund: "Wir haben uns das Mädchen, aus dem Fortune Cup noch einmal genauer angesehen und sind dabei auf etwas gestoßen, das durchaus relevant für unser Ziel sein könnte."

Sie drehte sich um und gab einem der Personen an den Bildschirmen ein Signal, woraufhin ein Video zu spielen begann. Ein Mädchen mit hellblauen Haaren und großen, kindlichen Augen erschien, Ruka. Das junge Mädchen war mehr als sie zu sein schien. In ihr schlummerten Kräfte, von der kein Mensch etwas wusste, außer ihrem Bruder. Sie war dazu in der Lage mit den Geistern der Duellmonsters zu kommunizieren. Obwohl es unbedeutend aussah, so war es eine Fähigkeit, welche mit dem richtigen Geschick zu einer mächtigen Waffe werden konnte. Es war mehr als das kindliche Träumen von einer fremden Welt, die Welt der Geister war durchaus real. Eine Art Parallel Universum, sie existierte außerhalb unseres Verständnisses von Raum und Zeit. Doch war der Zutritt nur wenigen Auserwählten gewährt. Daher stellte Ruka unsere einzige Möglichkeit dar, einen Weg in diese Welt zu finden. Dazu hatten wir sie beobachtet, so lange bis wir den endgültigen Beweis hatten. Schweigend verfolgte ich die Aufnahme ihres Duells, in spannender Erwartung eines Ereignisses. Bis ich endlich Zeuge wurde.

Ruka wurde durch einen Angriff ihres Gegners für einen Moment in Rauch eingehüllt und verschwand vollkommen darin. Erst nach wenigen Sekunden konnte ich sie wieder erkennen, doch etwas hatte sich verändert. Ihre Augen waren leer, sie starrte in die Leere. Es sah fast so aus als hätte ihre Seele den Körper verlassen. Das war also der Übergang in die Geisterwelt. Sie war nicht länger anwesend, rührte sich nicht mehr von der Stelle, festgefroren. Ich lächelte. Jetzt wusste ich was zu tun war. Ruka musste untersucht werden. Auch wenn das kein einfaches Unterfangen sein würde, so müsste ich es versuchen. Mir blieb keine andere Wahl.

"Gut... das dürfte reichen. Ich möchte, dass sie mir das Video auf meinen Rechner schicken, um den Rest werde ich mich kümmern."

Die Frau nickte und wandte sich wieder ihrer Arbeit zu. Ein leiser Seufzer entwich meinen Lippen, ich fühlte mich nicht als hätte ich gerade eine Entdeckung gemacht, sondern eher... ausgelaugt. Ohne weiter darüber nachzudenken, begab ich mich auf den Weg zurück zu meinem Büro, dem einzigen Ort, an dem ich ein wenig alleine sein konnte. Manchmal wünschte ich mir ein richtiges zu Hause zu haben, eine Familie. Doch das würde mir vermutlich auf ewig verwehrt bleiben. Dennoch fragte ich mich immer wieder, was genau mein Ziel war. Das Ziel der Arcadia Bewegung, war eine bessere Welt. Danach strebten wir und wenn es notwendig war, würden wir auch ohne zu Zögern, Gewalt anwenden. Dazu waren wir durchaus in der Lage. Normale Menschen hatten uns nichts entgegen zu setzen, vorausgesetzt wir hatten das richtige Training durchlaufen und unsere Fähigkeiten geschult. Wir waren eine Armee. Bereit zu zuschlagen, ohne Rücksicht auf Verluste. Wenn ein Krieg dazu in der Lage ist den Menschen zu zeigen, dass sie falsch liegen, dann war dem nun mal so.

Doch was war mit mir? Was war mein Ziel? Ich wusste dass etwas fehlte. Tief in mir war ein Loch. Wonach suchte ich? In meinen Gedanken tauchte ein Bild auf.

Ein Lächeln.

Ein Blick.

Ein Ziel.

"Aki?"

"Aki?"

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⏰ Letzte Aktualisierung: Feb 26, 2015 ⏰

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