Prinzessin Dilara - Nagende Fragen

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„Ich... hatte Hunger."

„Ihr hättet eine Magdauf Euer Zimmer rufen lassen können!"

„Ich wollte..."

„Es hat einen Vorfallgegeben. Ich eskortiere euch besser zurück auf Euer Zimmer."

„Was für einen Vorfalldenn?"

Dilaras Herz klopfte solaut, dass sie sich sicher war, er müsste es hören. Zum Glück kam ein zweiterWachmann hinter ihm hergehastet. Das Scheppern und Klappern seiner Rüstung erfülltehallend den ganzen Gang.

„Es besteht derVerdacht, dass der Rebell eventuell einen Kumpanen hat, der sich im Schlossversteckt. Habt Ihr hier jemanden gesehen, der verdächtig wirkte, Hoheit?"

Bis auf mich selbstnicht, dachte Dilara. Sie straffte die Schultern und gab sich Mühe, dieautoritäre Stimme ihrer Mutter nachzuahmen.

„Und er ist Euchentwischt? Wie konntet Ihr das zulassen? Stehen denn keine Wachen vor demKerker?"

„Sie haben sie dorteingesperrt, Mylady."

Dilaras Fingerklammerten sich so eng um den klobigen Shclüssel in ihrer Hand, dass sie zuschwitzen begannen. 

„Dann seht besser zu,dass ihr sie erwischt! Wer weiß, wie viele es sind!"

„Wir werden uns mitallen zur Verfügung stehenden Kräften darum kümmern, eure Hoheit! Darf ich Euchnun in Eure Gemächer beg..."

„Ich bin sicher, ihrwerdet beide grade woanders dringender gebraucht. Mein Zimmer finde ichalleine."

„Eure Hoheit, ich bitteEuch, Ihr seid in höchster Gefahr!"

Das war sietatsächlich, wenn die ihren Schlüssel entdeckten. Oder den Dreck an ihremMorgenmantel. Hoffentlich klebte zumindest kein Strohhalm mehr daran.

„Das war keine Bitte!"

Sie funkelte die Beidenan und drehte sich dann auf dem Absatz um. Zu ihrer Erleichterung rannten dieWachen in eine andere Richtung weiter.

All ihr Vorsicht warüberflüssig gewesen. Niemand hielt eine Prinzessin für eine Hochverräterin.

Dennoch verbrannte sieihren Morgenmantel in ihrem Kamin, sobald sie in ihrem Zimmer angelangt war.Und dann legte sie sich in ihr Bett, um zu schlafen. Nachdenken konnte siespäter noch.

„Lass mich, Anne. Ichwill noch weiter schlafen", murmelte Dilara.

„Was haben Eure Hoheitgemacht? Ihr seht wirklich müde aus!"

Dilara stöhnte unddrehte sich weg.

„Ihre Majestätverlangt, dass Ihr Euch unverzüglich unten einfindet. Die Ratssitzung beginntin einer Stunde."

Die Ratssitzung. Dilarahatte sie vollkommen vergessen. Sie setzte sich stöhnend auf. Sie zitterteimmer noch von der Kälte im Kerker. All ihre Knochen schmerzten. Ihre Stirnfühlte sich heiß an. Das durfte nicht wahr sein. Wie sollte sie in diesemZustand eine Rede halten?

„Könnt Ihr meinerMutter ausrichten, dass ich krank bin? Vielleicht ist es die schwarze Seuche."Oder Kreuzspinne Lis hatte sie gebissen... Dilara sank zurück ins Bett.

„Ich fürchte, dasswürde Ihre Majestät nicht erlauben", sagte Anne besorgt. „Soll ich Euchvielleicht einen heißen Tee bringen?"

„ja, bitte, das wäresehr nett von dir", murmelte die Prinzessin.

Die Magd stockte einenMoment. Sie warf Dilara einen äußerst erstaunten Blick zu. Dann fing sie sichwieder und verschwand eilig aus dem Zimmer.

Mit dem Tee und vielgeduldigem Zureden von Anne schaffte Dilara schließlich doch, sich aus denBettdecken und in ihr heutiges Kleid zu schälen. Es war unpraktisch, aberprächtig und feierlich. Die Farben – rot und gold – waren die Farben des Rates.Und natürlich war es wieder ein brand neues Kleid. Warum hatte sie sicheigentlich noch nie gefragt, wieso sie jede Woche ein völlig neues Kleid trug?Das war doch eigentlich komplett unnötig. Es sah sie meistens eh kaum jemanddarin.

Die Legende der Nachtigall 1 - Der Ruf des RabenWhere stories live. Discover now