Nick

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Ich stehe unter der warmen Dusche und grinse wie ein dämliches Honigkuchenpferd. Endlich! Dieser Kuss war atemberaubend. Hätte mir jemand noch vor einem Monat gesagt, dass Jules und ich eine Chance auf eine Beziehung haben würden, hätte ich laut gelacht. Obwohl das so ganz nicht stimmt, von meiner Seite aus, ist es schon länger nicht mehr so, wie es früher einmal war. Ich trockne mich ab und gehe nur mit einer Jogginghose bekleidet zurück in mein Zimmer. An Lernen oder später schlafen ist nicht zu denken. Alle Gedanken kreisen um Jules. Also schnappe ich mir meinen Laptop und schaue eine Serie auf Netflix, da unser Fernseher im Wohnzimmer von Ashley und Steve in Beschlag genommen wurde. Nicht mal auf die Serie kann ich mich konzentrieren. Immer wieder treten Bilder von Jules in ihren nassen Klamotten, die wie eine zweite Haut an ihrem Körper geklebt haben und jede einzelne Kurve betont haben. Ihren rosafarbenen BH, der durch den nassen Stoff sichtbar war. Mein Schwanz zuckt schon wieder bei dem Gedanken daran. Verdammt und dann erst dieser Kuss, ihre geröteten Wangen mit den Sommersprossen und ihre grünen Augen, die gefunkelt haben wie Edelsteine. Mann! Mich hat es echt erwischt. So kenne ich mich gar nicht. Gut ich war auch noch nie richtig verliebt gewesen.

Der Mittwochmorgen wirkt wie eine kalte Dusche auf meinen gefühlsduseligen Körper. Ich habe wiedermal Jessica am Hals und kann sie einfach nicht abwimmeln. Diese Frau hat es einfach nicht begriffen! Ich. Will. Nichts. Von. Ihr. Verdammt. Nochmal!!! Danach habe ich auch noch einen Zusammenschiss vom Coach gekriegt, da ich heute total neben der Spur stehe und zu guter Letzt, ist die Klausur, von der wir am Montag erfahren haben, auch noch auf nächsten Montag vorverlegt worden. Ich hatte vorher schon keine Ahnung, wie ich diese riesige Menge an Stoff in meinen Kopf prügeln soll, aber jetzt wurden mir auch noch zwei Lerntage geklaut. Das heisst wohl, dass mir ein schlafloses Lernwochenende bevorsteht. Tschüss Sozialleben. Die Mittagspause verläuft nicht gerade besser. Ashley und Steve streiten sich, da Steve ihren Jahrestag vergessen hat und das ganze Wochenende arbeiten muss. Verstohlen betrachte ich Jules, doch die ist in ein Buch vertieft, dass sie neben sich liegen hat. Sie schaut nur kurz auf, um sich ein paar Pommes in den Mund zu schieben. Kurz vor dem Ende der Pause, klappt sie es endlich zu. Jedoch schnappt sie sich gleich ihre Sachen und steht auf. Ich lasse ihr einen kleinen Vorsprung, bis ich ebenfalls mein Tablett nehme und ihr folge. Ich renne ihr hinterher. Im Flur zum Kunstsaal erreiche ich sie, packe ihre Hand und ziehe sie hinter eine Vitrine in eine dunkle Nische.

«Nick was machst du? Ich muss in den Kurs.»

«Ich muss kurz meinen Küsschentank auffüllen, sonst überlebe ich den Nachmittag nicht.»

Langsam nähere ich mich ihr. Ich schliesse die Augen und küsse sie. Ich Lippen sind weich und schmecken nach diesen Erdbeerkaugummi, die sie andauernd kaut. Gott! Wie ich diesen Geschmack liebe. Und aus ihrem Mund ist er nochmal um eines vielfaches besser. Ihr Zungenpiercing streift meine Unterlippe und ich muss mich zusammenreissen, um nicht laut zu stöhnen. Ich dachte, ich habe gestern nur so gefühlt aus lauter Verzweiflung und Verlangen. Doch dieser Kuss ist genauso gut. Kurz bevor mir die Puste ausgeht, beendet sie sanft den Kuss.

«Tank wieder voll?», fragt sie ganz leise.

Ich flüstere: «Noch lange nicht, aber es reicht, dass ich wenigstens den Nachmittag überlebe.»

Jules schmunzelt. Ich drücke meine Nase in ihre Halsbeuge, um ein letztes Mal ihren Duft nach Rosenblüten einzuatmen, bevor ich mich von ihr löse. Widerwillig lasse ich sie gehen. Doch sie muss zu ihrem Kurs, genauso wie ich.

Den Rest der Woche überstehe ich nur mit Kanistern von Kaffee und Energydrinks und mit nie mehr als fünf Stunden Schlaf. Diese angesagte Klausur und das Training nagen echt an meiner Substanz. Den Rest der Woche kriege ich Jules fast nie zu Gesicht. Nur ab und zu mal verstohlene fünf Minuten in einer Nische. Am Freitag verschlafe ich sogar um ein Haar. Im Unterricht bin ebenfalls fast eingeschlafen. Am Samstag stehe ich ebenfalls früh auf, gehe kurz joggen und anschliessend gleich in die Bibliothek. Ich weiss nicht, wie lange ich schon hier drin bin. Mein Magen knurrt verdächtig und die Wörter und Zeilen verschwimmen ineinander.

that something between usWhere stories live. Discover now