Jules

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Diese Woche bekomme ich Nick kaum zu Gesicht, da er zu beschäftigt mit der Uni und dem Training ist. Ich stecke selber mitten in einem Kunstprojekt, was auch super ist. Es lenkt mich von meinem Liebeskummer ab. Jeder muss bis Montag ein Portrait in Form eines Acryl-Gemäldes abliefern. Ich habe mich für die abstrakte farbige Variante entschieden. Das einzige, wie ich das schaffen kann, ist mit wenig Schlaf und Unmengen von Kaffee. Ich male ambitioniert in fast jeder freien Minute. Dies sieht man auch an meinen Klamotten. Immer im Atelierstyle und überall mit Farbflecken versehen. Sogar meine Unterarme sind bekleckert. Meine Haare sind mittels eines Pinsels in einen Messy-Bun hochgesteckt. Mit Ohrstöpseln in den Ohren und meiner Lieblingsmusik voll aufgedreht, mische ich gerade eine neue Farbe an, als ich im Augenwinkel was wahrnehme. Ich drehe meinen Kopf und sehe Nick.

Ich nehme einen Stöpsel raus: «Was machst du denn hier?»

«Ich hole dich ab.»

«Was? Wie bitte?»

«Jules, es ist Freitagabend und du brauchst dringend eine Pause. Es sieht genial aus und du hast das fast das ganze Wochenende noch Zeit.»

«Nein, ich muss das fertig kriegen.»
«Jules du musst wieder mal unter die Leute und durchatmen. Das können wir beide gebrauchen, nach dieser Marathonwoche.»

Widerwillig lasse ich die Farbtube sinken und schliesse den Deckel wieder zu.

«Okay. Du hast recht. Ich komme mit.»

«Geht doch.»

«Wohin gehen wir?», frage ich verwundert.

«Die anderen treffen sich im Irish-Pub zum Karaoke-Abend.»

«Oh Gott! Nicht dein Ernst?»

«Doch genau da gehen wir auch hin.»

«Aber du hast doch morgen ein Spiel», mehr eine Feststellung als eine Frage von mir.

«Ich muss ja nicht die ganze Nacht ausgehen und mich betrinken.»

«Also nur schnell auf einen Drink, aber glaub ja nicht, dass ich singen werde.»

«Warum nicht?»

«Das überlasse ich lieber denen, die es können. Meine Karriere in der Dusche muss reichen.»

Nick lacht. Ich ziehe mein übergrosses Hemd aus und hänge es über den Stuhl. Ich ziehe den Pinsel aus meinen Haaren. Wilde Wellen fallen mir bis Mitte meines Rückens. Meine Kleidung ist legere, aber für den Karaoke-Abend unter Freunden reicht es aus. Der Kampf ist schon voll im Gange. Savannah und Dave liefern sich gerade ein Duell. Savannah hat es voll drauf, so dass Dave schon fast unter geht. Doch das stutz sein Ego kein bisschen. Ich bestelle mir einen Cocktail und eine Cola für Nick. Als nächstes singen Steve und seine Freundin Ashley ein Duett. Die beiden sind echt süss und das Lied «Perfect» von Ed Sheeran echt passend. Wir jubeln alle. Am Ende des Liedes küssen sie sich.

Savannah nickt mir zu: «Jetzt du.»

«Auf keinen Fall. Mich bringen keine zehn Pferde da hoch.»

«Wenn du nicht mir singst, werde ich dich ein lebenslang als Feigling bezeichnen», kommt es von Nick.

«Das wagst du nicht», drohe ich ihm.

«Komm schon Jules. Was hast du zu verlieren. Wir waren auch alle da oben. Sogar Margot hat sich getraut», sagt Savannah.

Hm, und jetzt? Obwohl ich von Margot total überrascht bin. Margot ist in denselben Kursen wie Savannah. Sie hängt fast immer mit uns rum. Ich mag sie, aber sie ist total schüchtern.

«Das kannst du sagen. Du kannst auch singen.»

Nun kommt auch noch Matt den anderen zur Hilfe: «Jules, ich kann auch überhaupt nicht singen. Who cares?»

that something between usWhere stories live. Discover now