52. Kapitel

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Würde Fatima die Atmosphäre in meinem Arbeitsplatz sehen, müsste ich wahrscheinlich freiwillig kündigen. Mit Jasmin im Team zu arbeiten würde sie niemals tolerieren, was ich ziemlich gut nachvollziehen kann. Das Problem war, wie sollte ich ihr das erklären? Mit dem blauen Kugelschreiber kratzte ich leicht meine weichen Haare. Nachdenklich versuchte ich mich ebenfalls an die Arbeit zu konzentrieren, vergebens. ''Diese Dateien muss du dir auch anschauen.'' kam sarkastisch von Jasmin. Dann setzte sie  sich auf dem Stuhl genau gegenüber mir. Schweigend sah ich mir die Dateien an, welche sie gerade eben auf meinem Tisch gelegt hatte.


''Und, wie läuft's? Ist sie gut genug für dich?''


''Geht dich meine Privatsphäre was an?''


Sie  lächelte dunkel, doch ich ignorierte ihre Art. In der Hoffnung, meine Blicke senkend, dass sie nach Ewigkeit mich in Ruhe lassen würde, erledigte ich hochkonzentriert meine Arbeit. Leider blieb sie bis ans Ende auf ihrem Sitz geklebt sitzen. Ohne ihr ein Blick zu werfen schob ich die Dateien vor ihrer Nase. Anschließend machte ich meine tatsächliche Arbeit weiter, doch Jasmin saß immer noch schweigend da. Anscheinend wollte sie nicht so los lassen, daher warf ich ihr einen fragenden Blick, doch ohne direkt sie anzuschauen.


''Am Abend sind wir geschäftlich gemeinsam auf ein Abendessen, der Chef wollte es so haben.''


Ich überlegte kurz, plötzlich hatte ich ein mieses Gefühl, denn der Abend würde nicht gut enden.


''Warum wir? Ich meine wir sind noch Neuling, sollte diese große Verantwortung jemand übernehmen, der seine Jahre schon im Überzeugen von solchen edlen Geschäftsmännern viel besser ist?'' Nach dem langen Satz war ich auf die Antwort ziemlich gespannt. Klar wäre das für mich eine Ehre gewesen, gleich am ersten Tag eine große Arbeit zu ergattern, jedoch nicht mit ihr.


''Ich kann nichts dafür, der Chef wollte so, außerdem müssen wir stolz sein, dass wir gleich am ersten Tag so eine Arbeit übernehmen!''


Ich sagte nichts mehr dazu. Am Feierabend huschte ich zuerst rasch nach Hause um Fatima Bescheid zu geben. Auf dem Weg zögerte ich immerhin, wie ich den Fall ihr ausrichten sollte. Irgendwie hoffte ich allzu sehr das irgendwas da zwischen kam, sodass ich nicht in der Lage sein könnte zum Abendessen aufzutauchen. Letztendlich öffnete ich still und langsam die Haustür. Mit leichten Schritten betrat ich den Flur, das Licht  erleuchtete grell das Wohnzimmer. Plötzlich begegnete ich Fatima in der Küche, sodass ich kurz mit den Schultern auszucken musste. ''As Selamun Aleykum, ich habe für uns ein leckeres Abendessen zubereitet, komm du bist bestimmt hungrig, setz dich.'' lächelnd nahm sie meinen Mantel ab und brachte ihn schnell in die Garderobe. Ich stand schweigend immer noch da und versuchte im Kopf die Sätze, die gleich  als Erklärung raus kommen müssten, zu formulieren. ''Warum nimmst du nicht Platz?'' Lächelnd kam sie aus dem Flur zurück und wartete ungeduldig auf meine Reaktion. ''Ich... ich muss mit wichtigen Geschäftsmännern zum Abendessen.'' Plötzlich fing sie aus Freude an zu jubeln und umarmte mich fest als Gratulation. ''Dein Ernst? Warte, warte! Ich hole schnell wieder dein Mantel, dies ist hier viel wichtiger, du darfst dich nicht verspäten. Ich packte sie leicht an ihrer Schulter, sodass sie sich 90 Grad zu mir drehen musste. Diesmal verschwand ihr Grinsen, stattdessen entdeckte ich ein wenig Skepsis in ihrem Gesichtsausdruck.


Ihr Geschweige bereitet mir eine unangenehme Gänsehaut. Die stille Minute kam für mich wie eine Unendlichkeit. Viel erwartete ich derzeit von ihr nicht. Alles würde ich in dem Moment offen akzeptieren. Inzwischen war das keine einfache Entscheidung, was ich absolut verstand. Doch Fatima überraschte mich mit ihrer Antwort.


''Geh bitte hin.''


Schweigeminute


''Ich vertraue dir vollkommen, das weißt du, daher weiß ich, dass du nur wegen deiner Arbeit hingehen willst. Ich weiß, ich spüre das und ich weiß wie wichtig für dich dieses Treffen ist.'' Am Ende lächelte sie wieder - diesmal schief, was ihr absolut stand. Schließlich begleitete sie mich bis zur Tür und gab mir einen Kuss auf die Wangen. Nun hatte ich erst jetzt ein gutes Gefühl. Dank Fatima konnte ich mich wiederfinden. Offensichtlich konzentrierte ich mich nur über das Treffen und hoffte nur das nichts schief lief. Zum Restaurant angekommen, parkte ich mein Auto in den Eingang, sodass ich in spätaren Abend ohne Schwierigkeiten schnell nach Hause sausen konnte. Gleich beim Eingang erwischte ich Jasmin auf dem reservierten Tisch. Mit selbstbewusstem Schritten begab ich mich zum Tisch und setzte mich gegenüber Jasmin. Ich sah sie mir zwar nicht an, aber ihr finsternes Grinsen konnte ich spüren.


''Ich dachte du würdest nicht kommen.'' 


''Arbeit steht vor.''


''Stimmt.''


Nach einigen Schweigeminuten kamen auch die Geschäftsmänner. Im Ablauf des Abends ging nichts schief, außer das Jasmin ihre Augen von mir nicht wegnehmen konnte. Jedenfalls stand für mich die Arbeit im Mittelpunkt. Als endlich alles durchgesprochen und der Vertrag problemlos von den Männern unterschrieben wurde, beendeten wir  das Meeting Punkt Mitternacht. Während ich mein Autoschlüssel in meiner Hosentasche suchte, spürte ich das ein Gestalt hinter mir wartete. Letztendlich drehte ich mich mit dem Schlüssel in der linken Hand um und blickte ungewollt in Jasmins Augen. Jedoch brach in der selben Sekunde den Kontakt. 

 ''Könntest du mich vielleicht nach Hause fahren, ich trau mich nicht um der Uhrzeit mit der U-Bahn zu fahren.'' 

Ich zögerte eine Weile, erst jetzt kam wieder dieses schlechtes Gewissen hoch. Allein konnte ich eine Frau nicht gehen lassen, egal wer dies war. Aber bei Jasmin wusste man nie, was für Hintergedanken sie hatte. Auch wenn ich es nicht von Herzen wollte, nickte ich ganz leicht und wir stiegen ins Auto ein. 


**Ömers Sicht**

Ihre Schmerzen hörten nicht auf. Einerseits schrie sie andererseits schrie unser Baby. Und ich konnte nichts unternehmen, eher auf die Rettung zu warten. Ich konnte ihre Schmerzen nicht lindern. Ich, ich war so orientierungslos, ohne eine Ahnung zu haben, versuchte ich beiden zu beruhigen. Dann kam auch schon die Rettung, wofür ich sehr dankbar war. Das Baby ließen wir bei Fatima. Im Krankenhaus wartete ich eine Ewigkeit auf Kübra in der Gynäkologie-Abteilung. Inzwischen befragte ich mich selbst warum sie auf einmal solche Unterleibschmerzen bekommen hatte. Ich hoffte nur aus tiefstem, dass nichts Schlimmes mit ihr geschieht. 









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