Kapitel 23 "Du Springst Ich Springe Schon Vergessen?"

3.3K 220 4
                                    

Kapitel 23 "Du Springst, Ich Springe, Schon Vergessen?"

„People fall in love in mysterious ways, maybe just the touch of a hand. Well, me I fall in love with you every single day, and I just wanna tell you I am."

Ed Sheeran diese Worte ins Radio singen zu hören, ließ mich meinen Kopf in Adrians Richtung drehen. Dieser hatte genau wie ich ein kleines Lächeln auf den Lippen, während seine Augen auf die Straße vor uns gerichtet waren.

„Es ist wirklich komisch, nicht?" Fragte ich, während ich Adrian beobachtete. Sein Blick wurde für ein paar Sekunden in meine Richtung gedreht, bevor er wieder auf die Straße sah.

„Was meinst du?"

„Naja, die Art wie Menschen sich verlieben. Ich meine, es gibt Studien, die zeigen, dass man nur 5 Sekunden braucht, um sich zu verlieben. Also, es dauert nur 5 Sekunden in denen sich unser Körper oder wer auch immer für oder gegen eine Person entscheidet. Aber auch wenn unser Unterbewusstsein nur so eine kurze Zeit braucht, braucht unser Gehirn fast eine Million Mal länger." Erklärte ich Adrian. Das war wirklich etwas, dass mich seit dieser Nacht beschäftigte.

„Woher weißt du solche Sachen immer?"

„Naja, ich lese viel. Aber denk doch mal darüber nach. Ich meine, wenn unser Unbewusstsein die Antwort schon weiß, warum brauchen wir dann trotzdem so lange bis wir mitbekommen, dass sie da ist?"

„Vielleicht weil wir dieses Wissen manchmal verdrängen." Stellte Adrian fest und gab mir einen vielsagenden Blick.

Ja, natürlich. Ich wusste, dass das auf mich zutraf, aber was war mit den Leuten, die sich schon ein Leben lang kannten und sich dann auf einmal ineinander verliebten? Oder die Klischee High-School-Beste-Freunde-Verlieben-Sich-Story, wo beide seit 5 Jahren glücklich verheiratet sind und plötzlich sehen sie sich nach all dieser Zeit wieder und bemerken, dass sie alles sind was sie jemals wollten?

Als ich diesen Gedanken mit Adrian teilte, nahm er sich lange Zeit, um darüber nachzudenken. Als er mich endlich ansah, waren wir bereits fast bei meinem Haus.

„Ich denke, es ist nicht so, dass diese Regel sich nur auf Liebe auf den ersten Blick bezieht. Ich denke es ist eher so, dass du diese Person schon lange kennst, aber dann tun sie etwas und auf einmal verliebst du dich in sie. Deswegen sagt man auch sich Hals über Kopf verlieben. Es ist nicht sanft und langsam, es passiert plötzlich und auf einen Schlag und manchmal sogar unfreiwillig. Aber es ist nichts wogegen man etwas tun kann, sobald es passiert ist."

Auf diese Aussage hin nickte ich bloß. Er hatte wahrscheinlich Recht. Man konnte mit einer Person ein Leben lang befreundet sein und auf einmal ist alles anders. Ob dieses etwas wegen einer Handlung ist oder irgendetwas das sie sagen, aber auf einmal ist es so als hätte einem jemand einen Schleier von den Augen gehoben und plötzlich sieht man die Person, obwohl sie immer noch genauso wie früher ist, in einem anderen Licht. So wie man sie nie zuvor gesehen hat.

Ich wunderte mich was der Grund für mein Schleier lüften gewesen war. In welchen 5 Sekunden mein Unterbewusstsein gewusst hatte, dass es Adrian war. Ich fragte mich, wie lange ich schon diese Gefühle für ihn gehabt, sie jedoch unterdrückt hatte.

„Reden wir gerade wirklich über Liebe basierend auf wissenschaftlichen Erkenntnissen?" Fragte Adrian, nachdem ich nicht auf seine Aussage antwortete und riss mich aus meinen Gedanken.

„Naja, ich denke damit musst du ab jetzt klarkommen. Viel Streberkram und unzusammenhängende Gedanken." Ich lachte etwas. Es fühlte sich so gut an, über diesen einfachen Vorausblick in die Zukunft nachzudenken. Mit Adrian in seinem Auto zu sitzen, über Dinge zu reden, die mir in den Sinn kamen, während das Radio dieselben 12 Lieder in Endlosschleife spielte.

„Ich werde mich geehrt fühlen, das zu tun." Bemerkte Adrian, ganz ernst und legte seine rechte Hand auf meinen Oberschenkel. Ich sah auf zu ihm und lächelte ein bisschen, während mein Gesicht auf seine Worte hin rot wurde. Dann legte ich meine Hand auf die seine und streichelte seinen Handrücken mit meinem Daumen.

***

Obwohl niemand von uns es ausgesprochen hatte, waren wir von diesem Tag an wie selbstverständlich zusammen. So richtig Freund-und-Freundin zusammen. Adrian holte mich vor der Schule ab, wir verbrachten die Mittagspause zusammen mit Kara, Peter und einigen anderen meiner Leute-mit-denen-ich-zu-Mittag-esse Menschen und nach der Schule gingen wir entweder in irgendein Café in der Stadt, um unsere Hausaufgaben gemeinsam zu machen oder er fuhr mich nach Hause und wir verbrachten den Rest des Tages damit, uns SMS zu senden. Es war ein wunderbares Gefühl zu seinen Gute-Nacht SMS einzuschlafen und zu seinen Guten-Morgen SMS aufzuwachen. Die Wochenenden verbrachten wir entweder mit Freunden auf irgendwelchen Partys, zu denen Adrian eingeladen worden war oder bei mir oder ihm. Wir sahen uns Filme an, über die er erheblich mehr wusste als ich. Ich hatte sogar einige seiner Freunde kennengelernt, die nicht totale Vollpfosten waren.

Alles in allem konnte ich mich nicht bei meinem Karma oder irgendjemandem sonst beschweren. Es war eine nette kleine Beziehung.

***

Es war ein regnerischer Sonntagabend als Adrian vorbeikam und ankündige, dass er meine Regel, nur Filme mit deinem Happy End zu sehen, brechen würde. Ich hatte diese Regel gemacht, weil ich Filme, die traurig oder mit einem Cliffhanger endeten, nicht ausstehen konnte. Und außerdem wollte ich nicht komplett durcheinander sein nach dem Film, so dass Adrian mich beruhigen musste.

Zuerst sah ich ihn ziemlich irritiert an, aber er tat meine Verwirrung bloß ab und holte eine Videokassette aus seinem Rucksack. Er warf die Kassette neben mich aufs Bett und ich sah mir das Cover an.

„Titanic? Ernsthaft?" Ich sträubte mich etwas und gab ihm die Kassette zurück, während er sich neben mich setzte.

„Ja. Es ist ein Meisterwerk, auch wenn es richtig kitschig und alles ist, aber ich denke, man sollte es zumindest einmal gesehen haben."

„Ich weiß nicht. Ich meine, ich hab Ausschnitte gesehen und ich weiß wie es ausgeht. Ich denke das sollte reichen." Stellte ich, nicht sehr begeistern von seiner Filmauswahl, fest.

„Aber da gibt's so viel mehr als nur diese paar Szenen und das Ende. Da ist das Problem, dass es viel zu wenig Rettungsboote gibt, wenn das Schiff zu sinken beginnt und wie sie alle damit umgehen. Und da ist der Unterschied zwischen armen und reichen Menschen auf dem Schiff und du musst es dir einfach ansehen." Versuchte er mich zu überzeugen, während er die Videokassette bereits in meinen Fernseher gab.

„Na schön. Aber wenn ich danach total panisch bin, sag nicht, dass ich dich nicht gewarnt habe." Warnte ich ihn und lachte etwas, als der Vorspann begann den Fernsehbildschirm zu erleuchten. Adrian setzte sich wieder neben mich und nahm meine Hand in seine.

„Ich versprech dir, dass ich das machen werde. Du springst, ich springe, schon vergessen?"

„Komm schon. Hör auf Leo DiCaprio zu zitieren." Lachte ich und lehnte meinen Kopf an seine Schulter, um mich in eine angenehme Position zu bringen.

Ich wusste, dass ich am Ende dieses Films ein heulendes Häufchen Elend sein würde und Adrian es bereuen würde, mir jemals diesen Film gezeigt zu haben. Aber ich war neugierig ob er wirklich aus mehr bestand, als der Liebesgeschichte zwischen Jack und Rose und dem katastrophalen Ende durch diesen Eisberg.

****************************************
A/N: Ziemlich kurzes Lückenfüller Kapitel. Der Zwischenpart soll nur zeigen, dass ein paar Wochen Zeit vergangen sind und alles rund läuft.

Promise? Promise! [1] | ✓Kde žijí příběhy. Začni objevovat