Kapitel 2

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[POV Sakusa]

"Koooo-mooo-riiiiiiiiiiii!", wütend stampfte ich auf meinen Cousin zu.
"Ich lasse dich einmal die Unterlagen machen und schon passiert das?", ich hielt ihm einen Zettel vor die Nase.
"Wieso zum Teufel hast du mich nicht für ein Einzelzimmer eingetragen? Ich hätte mein altes behalten können!"

Komori sah mich leicht verängstigt an und hob abwehrend die Hände.
"Hehe. Naja, ich dachte das würde dir gut tu-" Ich unterbrach ihn scharf.
"Hör auf dich einzumischen. Ich will das nicht und es hat auch nichts mit dir zu tun!"

Betroffen sah er nun zu Boden.
"Ja. Tut mir Leid Sakusa. Aber es wird eine Weile daurern, bis ich das ändern kann. Aber ich klär das für dich."
Geschockt sah ich ihn an. Ich würde mir aslo ein Zimmer teilen müssen?

"W-wie lange?", stammelte ich. "Naja...Also schon so zwei Wochen?"

Mein Atem wurde schneller. Zwei Wochen?
Mit einem Fremden im selben Zimmer?
Die Vorstellung allein gab mir Angstzustände, doch Komori unterbrach diesen Gedankenstrudel.

"Hey Sakusa. Beruhig dich. Das wird schon. Hey, tut mir echt leid. Ich hab es wohl echt übertrieben...", kurz schwiegen wir beide doch dann setzte er etwas fröhlicher fort.
"Aber ich glaub an dich, du schaffst das! Vor dem Auftritt warst du auch nervös und es wurde echt super! Ich mein, dich als Ersatz zu haben bis es dem eigentlichen Gitarrist wieder gut geht ist echt toll!"

Ja. Der Auftritt. Es war tatsächlich sehr schwierig gewesen mich dazu zu bringen aber weiß Gott wie, hat es Komori doch noch geschafft mich dazu zu überreden.
Auch, wenn es unangenehm war, im selben Raum wie diese vielen dreckigen Menschen zu sein, hatte ich es mit Maske aushalten könnnen.
Es war auch von Vorteil gewesen, dass Instrumente und Bühne zuvor gründlich geputzt wurden und die Show nicht zu lange gedauert hatte.

Ja, ein bisschen Spaß hatte es sogar gemacht. Doch ich gab nur ein Schnauben von mir und gab mich geschlagen.

An dieser Situation würde ich nichts ändern können. Nun gut. Dann suche ich mal mein Zimmer, dachte ich und zog meinen Schlüssel aus der Tasche um nach der Nummer zu sehen.
"Ich gehe.", informierte ich meinen Cousin noch schnell.
"Okay! Schreib mir, wenn du da bist! Ach und schick mir noch ein Foto von Raumnummer und so, ja?"
Ich nickte nur kurz und begab mich nervös auf den Weg.

"210...212...", murmelte ich die Raumnummern vor mich hin.
"Ah, da: 215."

Ich nahm mir eines meiner Desinfektionstücher und wischte über die Klinke, dann wechselte ich Handschuhe und Maske, und steckte den Schlüssel ins Schloss.
Die Tür öffnete sich und im Raum war...niemand. Der Raum war leer.
Zwar sah man ein paar fremde Sachen, aber ansonsten war dort niemand.

Ein erleichterter Seufzer entfuhr mir und ich begann den Raum zu putzen. Als das erledigt war, bezog ich mein Bett neu und räumte meine Sachen ein. Nun würde ich den ganzen Schmutz erst einmal von mir abwaschen.

Also stieg ich unter die Dusche.
Ich wusste, dass ich nicht übertreiben durfte, weil ich mir sonst die Haut wund schrubbte, also hielt ich es (für meine Verhältnisse) kurz.

Nur mit einem Handtuch bekleidet trat ich nun wieder aus dem Bad des kleinen Appartements in das Zimmer. Gerade als ich an der Tür vorbei lief, öffnete sich diese und ich stieß mit jemandem zusammen.

Urplötzlich lag ich auf dem Boden und spürte ein schweres Gewicht auf mir.
"Um. Hey. Alles okay?", fragte ich. Langsam hob der Blondschopf den Kopf und sah mich an. Mit seinen dunklen Augen sah er mich verwundert an.
"Sakusa Kiyoomi?", fragte er.

Woher kannte dieser hübsche Junge meinen Namen? Moment, 'hübsch'? Was dachte ich da. Schnell rappelte ich mich auf und zog mein Handtuch wieder zurecht, bis mir auffiel, dass er mich noch immer Berührte.

Langsam blickte ich auf seine Hand herab, die auf meiner Brust lag.
Er...ein Fremder...berührte mich. Keime! Viren! Bakterien! Schmutz!
Ich musste sie schnell von mir weg bekommen.

Doch seltsamerweise, fiel mir auf, hatte mir seine Berührung am Anfang recht wenig ausgemacht. Was war das bloß?
Wie komisch. Dennoch stand ich schnell auf und desinfizierte meinen Oberkörper. Nachdem ich fertig war, bemerkte ich den neugierigen Blick des anderen.

"Woher kennst du meinen Namen?", fragte ich ihn. "Oh. Äh...Naja, ich bin Atsumu Miya, ich bin Setter bei den Black Jackals. Als eines der besten Asse Japans, kenne ich deinen Namen und so.."

Ah. Ein Volleyballspieler. Setter sagte er? Atsumu Miya? Ja, ich meine mich zu erinnern, dass ich schonmal von den Miya Zwillingen gehört hatte. War er einer der beiden?

"Miya? Hast du einen Bruder?", fragte ich also.
"Ja. Osamu ist mein Zwilingsbruder. Wohnt übrigens in der 203. Aber der ist eigentlich egal. Ich bin eh besser als er!", spielte Atsumu sich auf.
Ganz sicher konnte ich nicht sagen, was ich von dem Jungen halten sollte, aber sicher war, dass er mich durcheinander brachte.

"Achso! Nenn mich einfach Atsumu, weil Samu und ich ja den selben Nachnamen haben.", lachte er. "Ok.", gab ich nur zurück und suchte mir schnell etwas zum anziehen.

Schnell verschwand ich im Bad und kam dann vollkommen bekleidet wieder ins Zimmer. Atsumu saß inzwischen auf seinem Bett und war am Handy. Ein seltsames Grinsen überzog sein Gesicht und ich setzte mich einfach auf mein eigenes Bett, gegenüber von ihm.

Seine Berührung hatte mir weniger ausgemacht, als die der meisten anderen. Das hatte mich wirklich verwirrt.
In Gedanken inspizierte ich sein Gesicht und mir fiel auf, dass dieser Junge wirklich gut aussah.

Dennoch war er ein Fremder. Ich musste ein paar Dinge klar stellen. "Hey.", zog ich seine Aufmerksamkeit also auf mich.
"Oh! Du bist wieder da. Ja, also nochmal sorry wegen dem Unfall vorhin.", entschuldigte Atsumu. "Alles gut.", gab ich zurück.

"Aber es gibt ein paar Dinge, die ich gerne klar stellen wollte.", fing ich an. Statt einer Antwort, sah mich Atsumu einfach nur an.
"Ich würde gerne ein paar Regeln aufstellen. 1. Du fasst meine Sachen nicht an. 2. Du musst jeden Tag mindestens einmal duschen. 3. Keine Besucher. 4. Ich benutze das Bad zuerst. 5. Halt immer mindestens zwei Meter Abstand."

"Was?", fragte Atsumu.
"Was soll das? Wieso?" Ich seufzte.
"Ich habe eine Germaphobie." Ich erwartete schon beinahe einen abfälligen Kommentar oder so, denn die bekam ich in solchen Momenten oft.

Doch stattdessen machte er: "Oh. Das wusste ich nicht. Entschuldige. Das muss blöd gewesen sein, weil ich dich vorhin berührt hab. Klar. Kein Problem! Machen wir so!"

Es war okay für ihn? Keine Einwände? Das erstaunte und erleichterte mich zugleich.
"Aber darf ich dir eine Frage stellen?", setzte er fort. "Okay."

"Hast du deshalb mit Volleyball aufgehört? Studierst du hier? Ja klar, tust du, aber was studierst du? Und kann es ein, dass du in einer Band spielst? Ich finde, du spielst wirklich gut. Ich mein, also naja.. ich hätte halt nicht erwartet das..."

"Das waren definitiv mehr als eine Frage. Aber ja. Ich habe deshalb aufgehört und ich spiele in der Band meines Cousins.", antwortete ich.

Atsumu war sehr offen. Er stellte mir viele Fragen über mein Studium und die Band.
Er war neugierig, weshalb ich aufgehört hatte und was ich machen möchte.
Er hatte mich außerdem gefragt, ob es außer den Regeln noch etwas für ihn zu beachten gäbe.

Ich möchte es ungern zugeben, aber ich fühle mich wohler als bei vielen anderen Menschen bei ihm. Seine Art beruhigt mich irgendwie und er ist total verständnisvoll, was meine Phobie angeht.
Er erzählt sehr gerne, scheint es mir, und es macht Spaß seinen Geschichten zuzuhören.

Ich weiß nicht wieso, aber wir verstehen uns gut. Seine Berührungen, seine Art, ich habe das Bedürfnis noch viel mehr über ihn zu erfahren.

Du interessierst mich, Miya Atsumu.

I hate your touchWhere stories live. Discover now