„Du-u-u schmi-i-i-nkst di-ich?" stotterte ich jeden Buchstaben aus meinem geöffneten Mund.
Noch nie hatte ich einen anderen Jungen kennengelernt der sich für Make up interessierte, da ich auch die meiste Zeit meines Lebens auf einem katholischen Gymnasium verbracht hatte und dort war so etwas tabu.

„Na klar! Würde dir bestimmt auch super stehen"

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Und die beiden hatten Wort gehalten.

Sie hatten mich wirklich nicht aus den Augen gelassen, fast so als wollten sie unbedingt, dass ich ihr Freund werden würde.
Und seltsamerweise fand ich sie interessant.
Allein Hyunjins Offenheit und auch dass er sich so offen schminkte, ich wollte mehr wissen und Seungmin ging mit so einer Leichtigkeit an den Tag, dass man ihn einfach mögen musste.

Der Rest der Klasse war wie jede andere, sowie auch der Unterricht.
Spannender wurde es eher als Hyunjin und Seungmin mich dazu überredet hatten sie nach Schulschluss in das nahe gelegene Einkaufszentrum zu begleiten.

Mit Milchshakes in der Hand schlenderten wir nun durch die Shoppingallee während die beiden viel redeten und ich eher etwas schüchterner zuhörte.

„Und Felix hast du eigentlich eine Freundin gehabt in deinem alten Zuhause? Oder etwa einen Freund?"
summte Hyunjin plötzlich mit einem gewissen Unterton und wackelte mit den Augenbrauen.

Überrascht blinzelte ich. Für ihn schien es so selbstverständlich dass es auch ein Junge sein könnte-

„Ne-ein nichts von beidem" murmelte ich zögerlich und Hyunjin nickte.

„Ich muss dir ehrlich sagen Felix, du wärst eigentlich voll mein Typ! Ehrlich! Aber ich hab da aktuell ein Auge auf einen Jungen aus der Klassenstufe unter uns geworfen hehe" plapperte er einfach weiter als wäre es das normalste der Welt und ich verschluckte mich an meinem Milchshake.

„Du-u du bist schwul?!" flüsterte ich ungläubig und blieb stehen.
Die beiden drehten sich verwundert zu mir um.

„Jup. Ist das ein Probem?"

War es das?

Für meine Eltern: ja
Für meine Gemeinde: ja
Für die Welt in der ich aufgewachsen war: ja
Für mich: ....

Wieso sollte es ein Problem sein, Hyunjin konnte ja machen was er wollte? Es war nur so unglaublich ungewohnt für mich, dass das als selbstverständlich gesehen wurde, das war alles so neu und ich war verwirrt, weil seine Leichtigkeit alles was ich kannte und mir gelehrt wurde auf den Kopf stellte.

„Also wenn ja dann muss ich dir echt mal sagen, wir leben im 21. Jahrhundert. Homophobie ist sowasvon out mein Freund."

„Nein das ist okay. Ich Ähm es ist nur... also wisst ihr... meine Familie ist sehr religiös und ich kannte so einen offenen Umgang damit nicht, deshalb... naja aber also ich Ähm ich finde es irgendwie ... cool."

Und damit sagte ich die Wahrheit. Irgendwie fand ich es spannend, auf eine verbotene Weise.

Die beiden zeigten viel Verständnis für meine Erziehung und wir plauderten noch ein wenig darüber bis Hyunjin uns plötzlich in eine Make Up Drogerie zog weil es dort anscheinend mega Rabatte geben sollte.

Seungmin, welcher nicht so viel Interesse an dem Make Up zu haben schien, schlenderte bei den Gesichtsmasken entlang, während Hyunjin einen Eyeliner nach dem anderen auf seinem Handrücken austestete.

IMMORALITY  Where stories live. Discover now