Kapitel 4 - Galadriels Garten

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Anoreths Herz klopfte wie wild und energisch zog sie ihre Hände aus denen ihres Vaters.
„Das werde ich nicht tun. Wie kannst du das von mir Verlangen? Ich bin eine Tochter Lóriens, ich sollte mir mein Schicksal aussuchen können."
Wut stieg in ihr auf und übermannte die Angst in ihr. Ihre Augen blitzen gefährlich als sie ihren Vater ansah. Die Sorge und Zuneigung war bei dem Anblick von Anoreths Reaktion aus seinem Gesicht gewichen, es war nun streng und hart.
„Gerade weil du meine Tochter bist, liegt das Schicksal vieler Elben nun in deiner Hand. Du wurdest als Prinzessin erzogen, nun liegt es an dir, dieses Opfer zu bringen. Dich erwartet eine rumreiche und sorgenfreie Zukunft, dies ist dein Weg Anoreth. Ich habe es gesehen."
„Ich werde ihn nicht heiraten, Adar", schnaubte sie und mit diesen Worten drehte sie sich um und verließ ihn. „Dies ist nicht deine Entscheidung, es gibt hier kein Nein", rief Celeborn ihr aufgebracht hinterher. Aber Anoreth ignorierte seine Worte.
Sie begann jetzt zu laufen, die Wut brannte immer noch in ihr und gab ihr Kraft. Ihre Schritte führten sie fast automatisch fern von der Stadt, durch den Wald, bis sie an einen umzäumten Garten kam.
Sie öffnete das silberne Tor und ließ sich auf das Gras fallen. Es war Galadriels Garten, der Garten ihrer Mutter. Einst stand ihr berühmter Spiegel hier, über dem dem kleinen Bach der an der Steinwand entsprang. Doch ebenso wie seine Besitzerin, war er verschwunden.
Anoreth erinnerte sich wie ihre Mutter früher in die steinerne Schale geblickt hatte, auch wenn es ihr stets verwehrt wurde.
Sie kam oft hierher, denn die Magie von Galadriel war immer noch spürbar.
Der Bach plätscherte leise und auf der Wiese sprossen goldene Blumen. Noch nie hatte sie jemanden den Garten gezeigt, nicht einmal Tilion.
Auf einmal übermannte sie das Gefühl des Vermissens. Die Wut war erloschen, so schnell wie sie gekommen war. Sie wurde abgelöst von Hilflosigkeit, Verzweiflung und einem Gefühl von Leere. Sie spürte Tränen aufsteigen, und sie ließ es zu, denn es war niemand hier, der Augenzeuge ihrer Schwäche werden könnte.
Sie versuchte sich einzureden, dass ihre Mutter diese Ehe nicht zugelassen hätte. Doch Galadriels Handlungen waren oft nicht nachvollziehbar gewesen, da sie Dinge aus der Zukunft sah, die anderen verwehrt blieben. Hätte ihre Mutter diese Verbindung ermutigt? Was hätte sie ihr bloß geraten?
Den Kopf auf das weiche Gras gebettet lag Anoreth viele Stunden im Garten. Ihre Auge brannten voller Salz und ihre Kehle war trocken vor Durst, aber sie stand nicht auf. Sie war nicht bereit, mit der Situation umzugehen. Ihr war klar wie feige dies von ihr war, sie wollte stark sein und diplomatisch. Eine gute Anführerin. Dieses Gefühl des Versagens trieb ihr unermüdlich neue Tränen in die Augen.
Es dämmerte bereits, als sie sich schließlich mühsam erhob und neben den Bach kniete. Zittrig begann sie zu trinken und sich mit dem kühlen Wasser das Gesicht zu waschen.
Sofort fühlte sie sich etwas besser. Es hieß die Gewässer Lothlóriens milderten Erschöpfung und spendeten neue Kraft. So gab sich die Prinzessin einen Ruck und begann, immer noch benommen, den Weg zurück.

Falls die Wachen an der Treppe etwas von ihrem Zustand bemerkten, so ließen sie es sich nicht anmerken. Erschöpft erklomm sie die Treppenstufen, ihr Kopf war schwer von den vielen Tränen.
Gweneth konnte ihre Reaktion nicht so gut verbergen. Erschrocken riss sie die Augen auf, als Anoreth in ihre Gemächer trat. Einen Blick in den Spiegel verriet ihr auch weshalb. Das weiße Kleid hatte Grasflecken, in den Augen hingen Blüten der goldenen Blumen und ihre Augen waren schrecklich gerötet und geschwollen.
„Aber Anoreth, was ist denn mit Ihnen geschehen?", fragte sie besorgt und eilte auf sie zu. Doch diese schüttelte nur müde den Kopf und Gweneth verstand. Sie half der Prinzessin aus dem verschmutzen Gewand und ließ ihr ein warmes Bad ein. Während Anoreth die Wärme genoß, begann die Dienerin vorsichtig die Blätter aus den Haaren zu kämmen. Nach einer stärkenden Portion Obst, die aus einer Schale neben ihrem Bett stammte, hatte sich Anoreth ein wenig gesammelt.
Sie beobachtete Gweneth und überlegte, wie viel sie ihr anvertrauen konnte. Sie hatte das dringende Bedürfnis mit jemandem zu reden und sie hatte eine gewissen Zuneigung für ihre Zofe entwickelt.
Sie beschloss es zu riskieren und sprach zögerlich:"Mein Vater möchte, dass ich den Prinz Legolas aus Eryn Lasgalen heirate." Es herrschte einen Moment Stille, als Gweneth erschrocken die Hände vor den Mund schlug.
Dann sprudelte es aus Anoreth heraus und sie begann das ganze Gespräch zwischen ihr und Celeborn zu erzählen.
Gweneth war eine gute Zuhörerin, sie hatte sich neben Anoreth auf das Bett gesetzt und in ihren Augen lag echtes Mitgefühl. Die Prinzessin endete mit den Worten „ Ich möchte eine gute Prinzesinn für mein Volk sein und es nicht im Stich lassen. Ich könnte ihm eine sichere und gute Zukunft gewähren. Es ist vielleicht selbstsüchtig das zu sagen, aber ich weiß nicht ob ich dieses Opfer für sie bringen kann. Ich hatte nie vor zu heiraten. Vor allem nicht jemanden den ich nicht liebe."
Und bei diesen Worten keuchte sie erschrocken auf, denn auf einmal fiel ihr ein wen sie vergessen hatte. Tilion. In ihrer eigenen Verzweiflung gefangen, hatte sie nur an sich gedacht und nicht an ihren Freund. Was sollte sie ihm bloß sagen? Würde er sie verlassen? Erneut kämpfe sie mit den Tränen und wendete sich von Gweneth ab.
„ Ich verstehe Eurer Dilemma", sprach diese sanft," aber ihr seid eine starke Person und auf dem besten Weg eine große Elbenkönigin zu werden. Ich bin sicher, ihr werdet bald spüren, welches der richtige Weg für euch ist. Ich werde euch bei jeder Entscheidung beistehen." Und sie drückte kurz Anoreths Hände. „ Du hilfst mir jetzt schon unglaublich, Gweneth."
„Ihr solltet ein wenig schlafen, Prinzessin. Der König wird sicher bald nach euch fragen."
Müde ließ sich Anoreth in die Kissen sinken, als Gweneth sich in der Tür noch einmal umdrehte.
„Ich möchte nicht fort gehen. Ich und viele andere wären euch dankbar, wenn ihr uns sicher nach Eryn Lasgalen brächtet." Und damit schloss sie die Tür.

To już koniec opublikowanych części.

⏰ Ostatnio Aktualizowane: Feb 13, 2021 ⏰

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