Kapitel 3 - Adar

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In den frühen Morgenstunden erwachte Anoreth, immer noch in Tilions Armen. Dieser hatte seine Augen fest geschlossen und atmete gleichmäßig. Es war still, bis auf ein sanftes Rascheln in den Blättern, und die Sonne war noch nicht aufgegangen.
Vorsichtig schlüpfte die Prinzessin aus Tilions Armen und drückte ihm zur Verabschiedung ein Kuss auf die Lippen. Er würde aufwachen und verstehen, dass sie sich auf den Weg zu Ihren Gemächern gemacht hatte. Das Wiedersehen mit ihrem Vater stand kurz bevor. Sie schwang leichtfüßig an der Leiter herab und nahm den Pfad Richtung Stadtmitte. Dort stand der mächtigste aller Bäume, sein Stamm glänzte wie silberne Seide und eine beleuchtete Treppe wand sich um ihn herum nach oben.
Dies war der Ort an dem Celeborn einst mit Galadriel gelebt hatte, nun waren es nur noch er und seine Tochter.
Am Fuße der Treppe saßen drei Elben, die aufsprangen als sie die Prinzessin kommen sahen.
Sie verbeugten sich kurz und mit einem Lächeln begann Anoreth die lange Treppe hinaufzusteigen. Sie kam an vielen Plattformen vorbei, manche waren  links und manche rechts von ihr. Doch ihre Gemächer befanden sich in großer Höhe, knapp unter dem Thronsaal ihres Vaters. Sie waren geräumig gebaut und leuchteten in einem sanften gold - grünen Licht. Überdacht wurden sie von lebendigen Ästen und Zweigen des Baumes.

Sie hatte eine neue Elbin zugeteilt bekommen, Ihr Name war Gweneth. Doch sie war nirgendwo zu sehen, da sie wohl nicht mit dem Auftauchen der Prinzessin rechnete.
Anoreth entledigte sich vorsichtig ihrer Kleidung und füllte ein Bad. Ihr Vater sollte nicht merken, dass sie die Nacht draußen mit Tilion verbracht hatte. Nachdem sie fertig war zog sie sich ein dünnes weißes Gewand über, als es klopfte. Gweneth trat herein und sprach, "Guten Morgen, Anoreth. Mir war es als hätte ich Geräusche vernommen. Wo möchten Sie hin zu dieser frühen Stunde?"
Sie war eine schöne Elbin mit langem blondem Haar und einem freundlichen Charakter. Anoreth hatte sie schon nach dieser kurzen Zeit ins Herz geschlossen.
"Ich möchte heute morgen direkt meinen Vater aufsuchen. Ich habe ihn seit seiner gestrigen Ankunft noch nicht gesprochen."
Gweneth trat zu ihr an den Spiegel und begann ihr das Haar zu frisieren. Danach setzte sie Anoreth eine feine silberne Tiara auf und reichte ihr den passenden Armreif.
"Wunderschön wie immer", meinte sie als sich die Prinzessin prüfend im Spiegel betrachtete. Sie war sehr streng mit sich und ihrem Erscheinungsbild , doch heute war sie zufrieden. Ihre hellbraunen Augen leuchteten gold in dem Licht Lothlóriens, und ihre Haut was blass und eben und die Tiara funkelte auf dem gewellten Haar.
" Ich werde nur Celeborn suchen, vielen Dank für deine Hilfe Gweneth. Ich werde dich wohl erst heute Abend wieder brauchen."
Doch bevor sie ging nahm sie ein langes silbernes Messer und band es unter ihre Gewänder. Es war aus elbischen Schmieden und sein Griff war wunderschön verziert. Sie hatte es Ithil getauft, nach dem Mond, und sie trug es mitsich egal wohin sie ging.

Sie fand ihren Vater einige Zeit später auf den Rasenflächen, in der Nähe des großen Baumes. Er lächelte breit, als er sie sah und schloss sie in eine kurze Umarmung. "Willkommen zuhause, Adar", sagte Anoreth und auch auf ihrem Gesicht lag ein breites Lachen. "Ich habe diese Wälder vermisst", seufzte der König, "ebenso wie meine wunderschöne Tochter. Komm lass uns ein Stück spazieren."
Sie hakte sich bei ihm unter und gemeinsam gingen sie Richtung des kleinen Flusses der durch ihre Stadt  führte. " Wie erging es dir, während meiner Abwesenheit? Was habe ich verpasst?"
"Du hast nichts verpasst, es ging alles seinen gewohnten Gang. Ich habe eine neue Dienerin, ihr Name ist Gweneth. Sie ist sehr fleißig und lieb, ich hab sie gern. Aber lass uns nicht über mich reden. Wie war deine Reise? Wie ist es in Düsterwald?"
Der König sah sie streng an. "Eryn Lasgalen, meine ich. Entschuldigung bitte, es ist Gewohnheit", meinte die Prinzessin schuldbewusst.
Celeborn lachte und antwortete: " der Wald hat sich tatsächlich sehr verändert seit dem Fall Mordors. Er wirkt nahezu freundlich und das Grün der Blätter leuchtet wunderschön. Auch mein Aufenthalt in Thranduils Hallen war angenehm, aber ich werde unsere Bäume seinen Höhlen immer vorziehen."
Anoreth hatte von diesen Hallen gehört, sie waren in der Erde gebaut, aber riesig und mit Wurzelpfaden verbunden. "Sind sie sehr düster?", fragte sie leicht besorgt. "Nein, im Gegenteil. Alles leuchtet in einem bernsteinfarbenen Licht und durch einige Öffnungen fällt das Tageslicht. Außerdem fließen kleine Bäche und es gibt sogar den ein oder anderen Wasserfall. Eine gewisse Ästhetik lässt sich nicht leugnen."
Celeborn sah wie seine Tochter neugierig lauschte und ihm wurde schwer ums Herz, als er daran dachte was er ihr nun mitteilen musste. Sie sah so unbesorgt aus und wunderschön, wie sie dort stand und in ihrem weißen Gewand erinnerte sie ihn an seine Frau. Anoreth war ihr in vielen Dingen ähnlich. " Ich muss mit dir über den wahren Grund meiner Reise sprechen. Ich weiß ich bin deinen Fragen ausgewichen, da ich vor meiner Reise keine genauen Antworten geben konnte."
Ihre Augen weiteten sich, doch sie sprach kein Wort und hörte weiter zu.
Celeborn schloss kurz die Augen und sprach: "meine Zeit ist gekommen. Auch ich werde Mittelerde verlassen und deiner Mutter folgen." Anoreth stockte kurz der Atem, doch sie brachte noch kein Wort heraus. Der König fuhr fort, "Thranduil ist einer der letzten großen Elbenkönige und während meines Besuchs schloss er sich der Idee an. Auch er wird mit mir fortgehen.
Du weißt das Lothlórien seit dem Verlassen deiner Mutter nicht mehr das gleiche ist. Hunderte sind mit ihr gegangen. Und hunderte werden auch mit mir gehen. Diese Stadt wird es so nicht mehr geben."
Sie waren stehen geblieben und Celeborn nahm die Hände seiner Tochter.
"Nun kommt der schwierige Teil, mein Herz." Er flüsterte nun fast, " Ich möchte, dass du mit den Elben die ihre Zeit weiterhin auf Mittelerde verbringen wollen, nach Eryn Lasgalen gehst."
Anoreths Herz began zu rasen und ihr Blick wurde verständnislos. "Ich gehe mit dir Vater", sprach sie und ihre Stimme war trotz ihrer Angst klar und fest. Er blickte sie traurig an. " Deine Zeit ist noch nicht gekommen. Das weißt du auch, denn du spürst es. Du kannst dem Rest unseres Volkes eine schöne Zukunft bieten."
"Aber wenn Thranduil fort geht, was soll ich in Eryn Lasgalen, Adar? Ich kenne diese Wälder nicht, wieso sollte ich mit unseren Elben dort hinziehen?"
"Der König hat einen Sohn, Anoreth."
Jetzt begann das Blut in ihren Ohren zu rauschen. Sie wusste was als Nächstes kommen würde, und doch zuckte sie bei den Worten entsetzt zusammen. "Sein Name ist Legolas und ihr werdet heiraten."

Legolas - Eryn LasgalenWhere stories live. Discover now