;weißwein

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celeste musste kichern und drückte sich schlagartig die hand vor den mund, als sie zusah, wie ella gegen die glastür in dem wohnzimmer von celestes elternhaus lief. warme lachtränen blideten sich in ihren augen, während sie in einer gebückten haltung vor lauter unterdrücktem lachen zu ella lief und sie bei der hand nahm, um sie sicher die treppe runterzuführen, die zum weinkeller führte.

die nackten füße der mädchen trafen auf den kalten stein der treppe, was ella zischen ließ. sie klemmte sich noch enger an celeste, deren haarsträhnen ellas schultern kitzelten.

unten angekommen wandelte celeste im licht einer glühlampe vor dem hohen regal umher und drückte der behilfslosen ella schließlich eine flasche von weißwein in die hand, deren glass matt glänzte und sich samtig anfühlte, als sie mit dem handteller darüber fuhr.

fünf minuten später hatten sie den keller verlassen, das wohnzimmer mit den mächtigen, weißen ledersofas und das haus. als ella und celeste die leeren, weiten straßen unter dem trübblauen und dunklen himmel entlang schlenderten, öffnete celeste den wein mit ihrem schlüssel, bis er überschwappte. celeste schrie kurz hell auf, während ella von ihr weg stolperte und lachen musste. der alkohol floss an celeste hinunter, ehe sie die weinflasche an ihren rosa mund setzte und drei schlücke trank. schließlich überreichte sie grinsend ella die auf den heißen asphalt tropfende flasche.

ella trank. sie musste sich an den geschmack gewöhnen. das einzige, was sie kannte, war wein im tetrapack für 90 cent. sie gewöhnte sich nicht daran und sie hätte schon längst aufgehört, den alkohol ihre kehle hinunterzustürzen, aber während sie über den flaschenhals hinweg sah, sah sie celeste und das hier war ein guter vorwand einfach mal wieder nur celeste anzusehen.

"schmeckt?"

"hmhm."

ella senkte die flasche und strich über das matte glas, während sie celeste nur anlächeln konnte und celeste bemerkte das gar nicht, weil sie lief und sie liefen schneller, bis sie rannten und der alkohol überschwemmte ihre gedanken und sie rannten, bis sie wieder am meer waren, bis das meer ihre gedanken überschwemmte und die schwülen böhen die weinflecken auf celestes kleid trockneten.

das licht war schwach, die mädchen taumelten und während celeste alkohol gut vertrug, sprudelte ellas kopf davon, warm und aufregend und wohlige schauer ihr über den rücken fahren lassend.

celeste hielt ella an den schultern fest, drehte sie zu sich und nahm ihr den wein aus der hand, den sie in den sand stellte.

nun war sie die ruhe und ella war aufbrausend und lebend und wunderschön. sie atmete schnell, ihre brust hob sich im sekundentakt und die gedanken wurden ihr in genau diesem takt entrissen, wieder und wieder und wieder und ruhig.

und das hier musste leben sein;
celeste musste leben sein.

plötzliche wurde auch ella ganz ruhig, ihre lippen entspannten sich zu einem zaghaften lächeln und ihre schokoladenbraunen augen wurden groß. sie lehnte sich impulsiv nach vorne und drückte ihre lippen auf celestes.

celeste war überrascht. sie schmeckte den wein von ellas mund, zog sie nach ein paar perplexen sekunden an den schultern näher zu sich und küsste sie.

sie nahm ellas gesicht in beide hände und drängte sie sanft zurück, ehe sie sie an der hand nahm und mit ihr in richtung klippen ging, die dunkel und schwarz im trüblicht aufragten. nun war es ruhig, eine ruhe im sinne von großen rauschenden wellen, füßen auf sand und schwülem wind, der an den ohren vorbeizog. ella blickte diese ruhe an, sie blickte celestes hinterkopf an, ihr unordentliches blondes haar und sie blickte auf die weinflasche in ihrer hand und wie sie über dem sandigen boden baumelte. ellas haut prickelte und die ruhe blickte zurück. ella meinte, sie am horizont mit dem kleinen fleck von dunkelrotem licht zu sehen, aber sie drehte sich wieder nach vorne. nach vorne, wo celeste sie abwartend ansah und sie sich beide auf die klippen setzten, die im angesicht mit der ruhe standen. ella befeuchtete ihre lippen, sie setzte holprig die weinflasche hinter sich auf den stein und schob ihre hände tief in ihr hemd. hier oben wurde es kühler und die steinige oberfläche, auf der sie mit ihren nackten oberschenkeln saß, war nicht angenehm. aber es gab klare sicht, die alle farben rein aussehen lasste.

„hier wollte ich schon rauf seit dem tag, als ich angekommen bin.", sagte celeste und zog die knie an ihren oberkörper, während sie sich den horizont ansah und die ruhe.

unbeholfen rückte ella näher, sie hörte celestes atem und lehnte sich mit ihrem körper an ihren, während ihre nackten beine sich berührten. insgeheim lächelte celeste darauf in sich hinein.

„warum seid ihr hergezogen?", fragte ella.

celeste zuckte mit den schultern und ließ ellas kopf einmal mit der bewegung in die höhe hüpfen. „neue investitionen meiner eltern, schätze ich."

ella sah zu celeste hoch und sie sah ihre langen wimpern und ein wenig ihre augen, dessen farbe sie liebte, dachte sie. ihre augen hatten die blaugraue farbe von dem meer an einem stürmischen tag. hier stürmte es nie, aber sie mochte den gedanken, dass celeste ein stürmischer tag war.

so wenig wie stürmische tage, gab es hier auch wenig gute möglichkeiten zum investieren, aber ella beschloss, zu schweigen. und alkoholisiert so schwierige gedanken zu fassen war schon schwierig genug - dann wäre es, sie zu erklären noch schwieriger.

„was wolltest du schon immer hier machen?", lächelte celeste.

ella sah in die stille und seufzte stumm.

„nichts. ich wollte schon immer hier raus."

celeste schüttelte ihren kopf und sah auch weg. säuerlich erröteten sich ellas wangen und sie zog die augenbrauen kraus. „was?!"

„warum würde man von einem ort, der idyllisch und unproblematisch ist, wegwollen? es scheint hier so, als wäre man unberührbar.", meinte celeste.

„ist dir schonmal aufgefallen, dass ich keine freunde habe, celeste? dass es hier niemanden gibt?"

die wellen bauschten sich richtung ende der welt auf.

„du könntest mich haben. alles von mir."


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A/N
hi zur ersten notiz in dieser story! eigentlich möchte ich solche sowieso vermeiden ;)
hmm, was war euer lieblingsmoment bisher? oder ich muss dafür vielleicht noch einmal ein bisschen mehr schreiben, haha.
nun gut, ich weiß schon, was im nächsten kapitel passieren wird, also sollte ich mich schnell mal an's schreiben setzen :)
ohh, und wen von beiden würdet ihr lieber daten?😎

good night or whatever noch ;)
- ade

GELÜSTEOù les histoires vivent. Découvrez maintenant