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"Es geht hier nicht um mich, Annea." Levin schaute mich an, als würde er direkt in mich hineinblicken, als würde er mich ergründen wollen. Sein Blick war sanft so wie immer, doch es stach Sorge mit heraus. Sorge um mich.

"Nein, Levin. Hier geht es sicherlich nicht um mich." Ich schüttelte sofort den Kopf. Ich wollte keineswegs über mich reden. Nicht hier und jetzt. Dazu war ich nicht bereit. Ich..

"Du weißt wovon ich rede, nicht wahr?" Er wusste alles. Er wusste Bescheid über die letzten Monate. Er war hier hergekommen, um mit mir zu reden. Levin wollte mich mal wieder retten. Doch ich brauchte keine Rettung. " Du hast Schlimmeres erlebt. Du warst wegen mir unt..."

"Annea." Sein Ton ließ mich aufschrecken, er war so ernst. "Du hast echt keine Ahnung, was gerade eigentlich los ist oder?" Ich schaute ihn verwirrt an, von was redet er den bitte?! "Levin, ich glaube, ich kann dir nicht ganz folgen." Mein Freund beugte sich über den Tisch zu mir hin. "Annea, deine Aktion mit diesem Mann im Limbus." Er brach ab und ich sah in seinen Augen, wie er mit sich rang. "Sie haben es auf dich abgesehen" Ich starrte ihn an. Was redete er dann. "Wie was?", war alles was ich rausbrachte.

"Daaass beste dess hauses", unterbrach uns der Barkeeper und knallte irgendeinen Alkohol auf unseren Tisch. Doch ich beachtete ihn nicht. Mein ganzer Kopf war eingenommen von Levins Worten: Sie haben es auf dich abgesehen. Okay, zugegeben das war nichts Neues. Aber so wie Levin mich anschaute, musste es verdammt ernst sein. Ich gab zu, ich hatte eine Menge Scheiße gebaut. Aber die letzten Wochen hatte mich völlig verausgabt, alles gegeben und damit so viele Menschen ins Unglück gestürzt. Mich selbst mit eingeschlossen. Wenn von mir noch etwas übrig geblieben war, so war es jetzt endgültig und unwideruflich verschwunden. Mitgerissen in dem Gespinnst aus unendlicher Dunkelheit und der tiefsten und fürchterlichsten Bosheit der Menschen.

Der lallende Mann stand immer noch an unserem Tisch und lächelte mich süffisant an. Ich verspürte das dringende Bedürfnis ihm den Kopf abzureißen. In solchen Moment übermannte mich die Macht, die aus der dunkelste Schwärze entstanden war. Sie brannte ihn mir. Beinahe unkontrollierbar. Ich verzog die Lippen ebenfalls zu einem Lächeln und hob das Glas an diese. Nur damit dieser aufdringliche Mann endlich fort ging. Es funktionierte tatsächlich.

"Der ist total geil auf dich.", bemerkte Levin und wäre ich nicht schon so geschockt gewesen, dann aber über diese vulgäre Ausdrucksweise. Ich überging diese Aussage einfach. Wie viele Anderen waren das ebenfalls schon ? Nicht auch der Letzte. Die Gedanken an meinen letzten großen Auftrag verursachten bei mir nichts als Panik und ein beißende Gewissen. " Das kann nicht sein. Ich, ich habe alles getan.." was sie von mir verlangten, fügte ich in meinem Kopf noch dazu, um so das Gespräch wieder aufzunehmen. In meinem Kopf zuckte die Bilder. Eine glasklare Nacht, New York von oben und ein Stöhnen, das alles vertrieb. Das mich vertrieb.

"Ich weiß, was du getan hast, Ann. Ich war nicht die ganze Zeit dort unten." Levin holte mich zurück und mir schoss die Hitze ins Gesicht. Ich schämte mich zutiefst. "Das war wirklich keine schlechte Arbeit." Er klang so distanziert. "Für einen Moment, dachte ich, sie haben es geschafft. Dich zu brechen meine ich. Was ich las, wie du gehandelt hast. Es sah aus, als hättest du dich entschieden. Ich habe nicht mehr Annea gesehen. Zumindest nicht die, die ich kannte. Der Name des Zeitungsarrtikels war passend: Wer ist diese Frau?" Ich hörte den Vorwurf in seiner Stimme. "Dir ist bewusst, dass dieser Auftrag nur dazu diente, das zu erreichen oder?" Daran hatte ich auch schon gedacht.

"Ich hatte keine Wahl.", sagte ich. "Ich weiß." "Du bist wütend auf mich, nicht wahr?" Ich konnte mir Levins Benehmen beim Teufel nicht erklären. Er spielte doch das gleiche Spiel. "Nein, das ist es nicht. Ich fühle mit dir." Er schaute hinaus in die Dunkelheit. "Weißt du, es ist nur so. Wir tun alles immer nur für sie, um sie daraus zu holen. Aber weißt du, was die Wahrheit ist. Wenn sie rauskommen, dann kommen wir rein und dann ist niemand da, der sich verausgabt und sich für uns der Dunkelheit hingibt." Seine Worte waren wie immer so wahr und trotzdem verschlug es mir für einen Moment die Sprache. "Ich habe sie schreien gehört." Sein Blick suchte meinen. Seine Augen waren so schrecklich leer, wie schon lange nicht mehr. "Die ganze Zeit.", fügt er in einem ausdruckslosen Ton hinzu. In mir zog sich alles zusammen. Ich langte über den Tisch und nahm seine Hand. Es senkte sich Stille über uns. Niemand musste etwas sagen, denn wir fühlten das Gleiche. Wir verstanden uns ohne Worte. Nach einer Weile nahm Levin das Gespräch wieder auf und wie ich ihn kannte, wollte er nicht mehr über sich reden. Wir waren uns so schrecklich ähnlich. "So wie ich dich kenne, weißt du was mit der Frau passiert ist oder?" Die Frau, deren Mann du verführt und ihm damit den Tod gebracht hast. Diese unausgesprochenen Worte hangen zwischen uns. Der Zeitungsartikel, der an der schimmligen Wand des Apartments am anderen Ende der Stadt hang, fiel mir sofort wieder ein. Ich brachte es nicht über mich Levin anzusehen, während ich ihm antwortete: "Ja, ich weiß es." Sie hatte sich dazu entschieden ihrem Mann ihn den Tod zu folgen. Bei dem Gedanken an ihre Kinder zog es mir das Herz zusammen. Mein Freund nickte nur.

Between You and HellWhere stories live. Discover now