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Mit diesen Worten geht er, zieht die Haustür hinter sich zu und ich bleibe mit meinen Gedanken zurück.

Eine Weile bleibe ich im Eingang stehen, doch dann trifft es mich wie ein Blitz. Ich drehe mich um und laufe mit großen Schritten zur Treppe. Ich gehe so schnell ich kann, bis ich vor der Schlafzimmertür zum Stehen komme. Einen kurzen Moment halte ich inne und atme tief durch. Ich trete einen Schritt nach vorne und klopfe vorsichtig an: „Gon? Kann ich rein kommen?" Es kommt keine Antwort zurück, also öffne ich einfach die Tür und schaue hinein. Es ist halbdunkel, denn die Rollladen sind ein Stück nach unten gelassen. Es ist zwar nicht zu dunkel, aber es ist dennoch schwer alles bis ins kleinste Detail zu erkennen. Mein Blick gleitet durch das gesamte Zimmer und bleibt am Bett hängen. Ich kann nur einen Haufen aus Decken erkennen. Ich schließe leise hinter mir die Tür und setze mich auf die Bettkante mit dem Rücken zu dem Deckenhaufen. „Gon? Es tut mir Leid", flüstere ich. Ich höre ein Schluchzen und drehe mich augenblicklich um. „Weinst du? Gon was ist los?", etwas panisch drehe ich mich zu ihm um und versuche die Decke von ihm weg zu ziehen. Gon jedoch hält die Decke fest, sodass ich nicht sein Gesicht sehen kann. Also bleibt mir nur noch eine Möglichkeit. Ich lege mich mit meinem Oberkörper einfach oben drauf, ziehe Gon mitsamt der Decke in meine Arme und sage leise zu ihm: „Es tut mir Leid, alles was ich gesagt habe und was passiert ist. Ich wusste nicht das Illumi vorbei kommt und ich habe das bestimmt auch nicht geplant. Ich rede manchmal bevor ich denke, also sei bitte nicht sauer. Komm schon, hör bitte auf zu weinen. Ich kann dich nicht weinen sehen, Kleiner." Gon hört auf zu schluchzen und scheint sich etwas zu beruhigen. Er bewegt sich etwas und ich spüre, wie er die Decke etwas wegscheibt und sein Gesicht an meinen Bauch drückt. Vorsichtig schiebe ich die ganze Decke von ihm runter und lege meine Hand auf seinen Kopf. Gon drückt sich noch enger an mich.

Eine Weile bleiben wir in dieser Position, bis ich den Kopf von Gon leicht anhebe und ihm ins Gesicht schaue. Für einen kurzen Moment versinke ich in seinen braunen Augen und mein Blick wandert über sein ganzes Gesicht. „Was ist denn?", fragt mich Gon mit einem Lächeln und schräg gelegtem Kopf. Kurz schüttle ich meinen Kopf, um die ganzen Gedanken zu vertreiben. „Es ist nichts. Wollen wir dann frühstücken oder hast du etwa keinen Hunger?" Sein Grinsen wird breiter, er springt auf und will schon loslaufen. Das lasse ich allerdings nicht zu, denn ich greife seine Hüften und hebe ihn hoch. Keine zwei Sekunden später hab ich ihn auf meinen Armen und trage ihn nach unten. „Hey! Was soll das? Lass mich runter ich kann selber laufen. Ich bin schließlich kein Kind mehr!", versucht Gon sich zu wehren. Ich hingegen bleibe nur stehen und beuge mich ihm etwas entgegen. Kurz vor seinem Gesicht halte ich inne. „Bist du dir sicher, dass du wieder runter willst?", hauche ich ihm schon fast entgegen. Gon schaut mich mit geweiteten Augen an und wird keinen Augenblick später rot. Selbst seine Ohren werden etwas rot. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen und stelle mich wieder aufrecht hin. Währenddessen sage ich zu ihm: „Siehst du, habe ich es dir nicht gesagt." Ab diesem Moment wehrt er sich nicht mehr, sondern bleibt ruhig. Ich trage ihn bis in die Küche und setzte ihn vorsichtig auf einem Stuhl ab. Ich bereite schnell etwas zu essen vor und setzte mich ihm gegenüber. Still essen wir, aber es ist keine unangenehme Stille.

Später am Tag laufen wir draußen in einem Park etwas umher. Es sind nicht viele Leute unterwegs. Es dämmert schon und es ist etwas kühl, aber dennoch sehr angenehm. Wir gehen nebeneinander her und schweigen uns an. Jeder hängt seinen eigenen Gedanken her, doch Gon scheint etwas zu beschäftigen. Es dauert eine Weile bis er es sagt: „Ähm...Hisoka? Warum war eigentlich Illumi jetzt hier?" Ich schaue ihn etwas erstaunt an, scheinbar hat er sich die ganze Zeit darüber Gedanken gemacht. Ich starre geradeaus und antworte ihm: „Du weißt doch, dass die Zoldycks verschiedene Aufträge bekommen und diese erledigen. Es ging um einen von denen. Nur dieses Mal hat es etwas mit der Familie zu tun und er hat mich gefragt, ob ich ihm helfen könnte. Das ist alles, warum er hier gewesen ist." „Also hat Killua ihn nicht geschickt? Da bin ich beruhigt." Ich schaue wieder direkt zu ihm und bleibe stehen. „Was ist?", fragt Gon mich verwundert. „Ist es so schlimm, was zwischen dir und Killua vorgefallen ist, dass du nicht einmal von ihm gefunden werden möchtest?" Entgeistert blickt er zu mir: „Woher weißt du, dass ich mich mit ihm gestritten habe?" „Dein Vater hat es mir erzählt kurz bevor du bei mir aufgetaucht bist. Bei der Gelegenheit hat er mir auch gesagt, dass du dich mit ihm gestritten hast und von irgendwem gesucht wirst. Aus den Gründen bist du scheinbar abgehauen. Ich kann das alles verstehen, aber wieso hat er mir auch noch gesagt, dass es ziemlich wahrscheinlich wär, dass du bei mir untergekommen bist. Das ist das Einzige was ich an der Sache nicht verstehe", gebe ich ihm als Antwort zurück. „Hat er dir auch den Grund für den Streit gesagt?", Gon weicht meinen Blicken aus und findet seine Füße scheinbar sehr interessant. Ich verneine seine Frage nur und warte darauf, dass er weiterspricht. „Ich werde nicht wirklich gesucht, sondern mein Vater wollte mich mit irgendjemandem verkuppeln, den ich nicht kenne. Ich habe dankend abgelehnt und habe mich deswegen schon mit ihm gestritten. Der Streit wurde größer und die Familie der Frau, die ich heiraten soll, wurde immer verärgerter. Sie setzten jemanden an. Um mich zu finden und zu ihnen zu bringen, aber derjenige scheint nicht gerade einer der Besten gewesen zu sein, denn sie haben mich bis heute noch nicht gefunden. Allerdings habe ich mich mit meinem Vater und Killua gestritten, weil ich jemand anderes liebe. In meiner Wut habe ich es ihnen gesagt. Ich hatte keine Kontrolle über meine Worte und hab ihnen nicht nur gesagt, dass ich auf Männer stehe, sondern auch dass ich mich in dich verliebt habe. Sie haben mich angeschrien und aus dem Haus gejagt. Seitdem habe ich kein Wort mehr mit ihnen gewechselt und bin hier bei dir gelandet, weil ich nicht wusste, wo ich sonst hingehen sollte", mit diesen Worten beendet er seine Geschichte und mit jedem seiner Worte klappte mein Mund ein Stück weiter auf. Er sollte jemanden heiraten und dazu noch jemanden den er nicht kennt? Er hat mit seinem Vater und besten Freund gestritten und warte was?! Er hat sich in mich verliebt? Mein Herz setzt einen Schlag aus, als dieser Satz bis zu mir durchdringt. „Ich kann verstehen, wenn ich jetzt wieder gehen soll. Ich hole nur noch meine Sachen und dann bin ich weg", sagt Gon leise und traurig an mich gewandt. Gerade als er sich umdreht und gehen will, erwache ich aus meiner Starre. Ich laufe mit großen Schritten auf ihn zu, ziehe ihn zurück zu mir und schaue ihm tief in die Augen. „Es gibt keinen Grund, warum du gehen müsstest", mit diesen Worten beuge ich mich zu ihm nach unten und lege meine Lippen auf seine. Es ist ein sanfter und zurückhaltender Kuss, doch ich genieße ihn. Mein Herz schlägt bis zum Hals und Gon klammert sich schon fast an mich. Nach einer gefühlten Ewigkeit lösen wir uns voneinander und genau in diesem Moment fängt es an zu schneien. 




Hayy! Da ich gerade noch etwas Zeit vertreiben musste, habe ich noch schnell einen weiteren Teil geschrieben und hoffe, dass er euch gefällt. Erstaunlicherweise ist dieser Teil länger als die bisherigen und da es heute bei uns geschneit hatte, bekam ich Lust diese Stelle heute schon zu schreiben. Noch viel Spaß beim Lesen!

Eure Junta_Azumaya

WintermagicWhere stories live. Discover now