Unbelievers

Kapitel 4

"Scheißkerl!" schreit Louis, als er am Morgen nach Harrys Sonntagsbesuch vor dem Spiegel zum Stehen kommt. "Scheiße", zischt er, beugt sich vor und untersucht seinen Hals, der mit purpurnen Blutergüssen übersät ist. Es sieht aus, als wäre er verdammt noch mal überfallen worden, mit einem Baseballschläger verprügelt von jemandem, der gezielt auf seinen Hals aus war.

Louis knurrt, während er zu seiner Kommode stapft und beginnt, vehement in seinen Schubladen zu wühlen.

Verdammter Harry. Dieser Bastard. Dieser verdammte Mistkerl! Das war sowas von Absicht. Er ist ein Monster. Verdammt unhöflich. Und böse. Er ist ein böses Monster, das sich in Louis' Dusche geschlichen hat und wahrscheinlich den Moment genutzt hat, um sich für das zu rächen, was auch immer es war, dass ihn letzte Woche überhaupt erst wütend gemacht hat. Louis kann nicht glauben, dass er verdammt nochmal für ihn geschluckt hat.

Scheißkerl.

Er findet das Shirt, nach dem er sucht, und hält es vor dem Spiegel hoch. Er weiß nicht einmal, warum er das Shirt besitzt. Er schüttelt grimmig den Kopf und schickt in Gedanken Dolche durch den Block. Er wird Harry beim Training ermorden.

**

"Warum siehst du wie ein kompletter Trottel aus?"

Louis wirbelt mit einer Ganzkörperbewegung herum, nachdem er sich gerade neben Niall in der Bibliothek gesetzt hat. "Was?", zischt er. "Das ist ein Rollkragenpullover. Hast du noch nie einen gesehen?"

"Ja schon... nur nicht an dir." Er mustert Louis von oben bis unten.

"Nun, es ist kalt, okay?"

"So kalt ist es nicht."

Louis blickt auf und wirft ihm einen abwehrenden Blick zu. Kann er es nicht einfach so hinnehmen? Louis tut das nicht aus freien Stücken. Harrys blöde Knutschflecken bedecken seinen ganzen Hals. Das ist seine Schuld. Louis kümmert sich nicht um den Grund, warum er gestern überhaupt zu ihm nach Hause gekommen ist - was wirklich sehr, sehr seltsam war und Louis für immer ignorieren wird, zusammen mit der Tatsache, dass Harry Louis' Sperma von seinem verdammten Bauch geleckt hat - das Einzige, was ihn interessiert, ist, möglichst detailliert zu planen, wie er ihm in den Arsch treten wird.

"Hör auf, mich zu beobachten", sagt Louis und spürt Nialls Blick auf sich.

"Ich kann das einfach nicht wirklich ... begreifen."

"Es ist kalt. Okay? Lass es gut sein."

Niall seufzt neben ihm. "Gut. Du siehst aber immer noch wie ein Trottel aus." Das Klicken einer Handykamera war von seiner Rechten zu hören. "Und das wird auch nicht vergessen werden, niemals."

Louis wird Harry umbringen.

Danach versuchen sie zu lernen. Louis ist immer noch nicht mit seiner Englischaufgabe fertig und er hat heute noch zwei neue Projekte in anderen Klassen zu bearbeiten. Er sollte wirklich versuchen, mehr Nacharbeit in seinen Zeitplan zu bekommen, der ziemlich voll ist. Morgen muss er seine Mathe-Hausaufgaben abgeben und hat noch nicht einmal damit angefangen. Außerdem hat er die Spätschicht im Fro-Jo-Laden, und das hilft ihm nicht im Geringsten. Er muss das fertig kriegen.

"Hey", sagt Niall nach ein paar Minuten des Schweigens. "Wir haben schon eine Weile nicht mehr zusammen abgehangen. Also, außerhalb der Schule und so."

Das ist noch so eine Sache. Er hat Niall irgendwie allem anderen untergeordnet, und Louis fühlt sich schrecklich. Es gibt einfach so viel zu tun, und seinen besten Freund zu vernachlässigen, ist das Letzte, was Louis wollte, aber es hat sich einfach so ergeben.

"Es tut mir wirklich leid, Kumpel", sagt Louis aufrichtig. "Ich war in letzter Zeit so beschäftigt." Er hat keine gute Ausrede.

"Ich weiß", sagt Niall leichthin. Er legt ihm eine Hand auf den Oberarm und drückt zu. "Es ist okay. Ich vermisse dich einfach, Lou."