4. Kapitel

3 1 0
                                    

Der kleine selbst ernannte Hero war viel zu früh an der verabredeten Stelle und der Landstreicher, dessen Namen er dummerweise nicht erfragt hatte, noch nicht zu sehen. Gelangweilt stocherte er mit seinem Holzschwert im Moos, beförderte Käfer und Spinnen an die Oberfläche und sang dabei ein Lied.
Neben der Sache mit dem Helden werden, war auch die Musik seine Leidenschaft und obgleich Skippy noch sehr jung und unerfahren war, lag ein klares Ziel vor seinen Augen. Er wollte so sein wie Torin Hood. Es gab so viele spannende und aufregende Geschichten über den Helden und seine guten Taten. Jeder kannte den besten Bogenschützen im ganzen Land und lobte seine Gutherzigkeit. Ja, dieser große Mann setzte sich für die Armen ein, für das gemeine Volk, beschenkte sie mit den Reichtümern der Adeligen und machte ihnen mit seinen Liedern Mut. Sie liebten ihn und der Rotschopf wollte unbedingt in seine Fußstapfen treten.
Heute musste er seine Tapferkeit schon unter Beweis stellen, da seine Freunde nicht mit ihm kamen. Sie hatten ganz plötzlich wichtigere Dinge zu erledigen, oder waren einfach nur ängstlich? Skippy hingegen wartete voller Vorfreude, wobei, der Gedanke an den Steckbrief sein mulmiges Gefühl in seinem Magen wieder aufflammen ließ.
„Wird schon nicht so schlimm werden ...", sprach er sich selbst Mut zu und erschrak heftig, als hinter ihm einige Äste knackten. Der Kleine wirbelte herum, das Schwert im Anschlag und wollte schon zustoßen, doch ...
„Uff, ... du bist es nur", atmete er erleichtert auf, reckte sich zur Seite, um hinter den blonden Mann zu schauen, aber ... da war niemand. „Hey! Ich habe meinen Teil der Abmachung eingehalten! Wo ist Torin Hood!" protestierte er und sein Gesicht wurde fast so rot wie seine Haare.
„Na, na, ... Kleiner Hero, nicht so ungeduldig. Ich bin doch hier und hab dir auch etwas mitgebracht." Torin versteckte besagtes Geschenk hinter seinem Rücken, tat recht geheimnisvoll und hockte sich vor den nun schmollenden Skippy. „Sag mal, ist der Steckbrief wirklich so schlecht gezeichnet? Sieh mich doch mal genau an. Erkennst du mich nicht?" Ihre Gesichter waren sich sehr nah und der Junge blinzelte den Blonden etwas enttäuscht an.
„Mou, ... du ... du bist viel hübscher als auf dem Zettel", gab er dann leise zu und sah beschämt zu Boden. Der Mann lachte fröhlich auf, fühlte sich geschmeichelt. Er mochte den Jungen und seine naive Art. War er doch als kleines Kind ebenso wild und ungestüm.
„Sieh her, ... ich habe ein Geschenk für dich. Da du deinen Auftrag so tapfer erfüllt hast." Feierlich zog er einen Bogen hinter sich hervor und hielt ihn Skippy vor die Nase.
„Ohh, ... für mich?" Die Freude war nicht zu übersehen, als der Kleine ehrfürchtig danach griff, doch schon im nächsten Moment erwartungsvoll hoch blickte.
„Ja natürlich habe ich auch Pfeile, aber ..." Torin reichte dem Jungen vier zugespitzte Stöcke, erhob aber warnend seinen Finger. „Du musst mir versprechen auf nichts Lebendiges zu schießen, ja?"
„Klar, klar doch ... gib her ... ich kann ..." konzentriert fädelte er das Ende des Pfeiles in die Sehne. „... das schon ..." sein pausbäckiges Gesicht kniff sich zusammen, als hätte er in was Saures gebissen. „... ganz gut ... allein ...", vollendete er den Satz. Dann spannte er den Bogen, zielte auf etwas Braunes hinter den Bäumen und ließ los.
„Autsch! Verdammt noch mal, das darf doch nicht wahr sein, du Halunke! Wirst wohl nie erwachsen werden!" polterte Bruder Tomo aus der Ferne und zog sich das Spielzeug aus der Kutte.
Die beiden Helden aber, waren längst kichernd hinter den Büschen in Deckung gegangen und grinsten sich gegenseitig an.

Torin Hood (Toruka)Where stories live. Discover now