Kapitel 3

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Joels Sicht


Ein Gähnen unterdrückend lauschte ich Mrs. Rodriquez Stimme, die motiviert vor der Gruppe lief und den Austauschschüler sämtliche Sachen über unsere Stadt erzählte. 

Mittlerweile hatten wir nämlich das Stadtzentrum erreicht und so führte Frau Rodriquez uns quer durch die Stadt auf dem Weg zum Treffpunkt mit den Gastfamilien. 

„Hey" seine sanfte Stimme erkannte ich sofort und so drehte ich meinen Kopf direkt zu ihm, nur um dann in seine braunen Augen unwillkürlich zu starren. 

Lion sah mich etwas unsicher an und kratzte sich dann leicht an seinem Hinterkopf. 

„Ich wollte mich nur nochmal richtig vorstellen. Ich bin Lion" höflich hielt mir der Braunhaarige seine Hand hin und etwas überrascht schüttelte ich sie, ignorierte dabei gekonnt das leichte, aber dennoch vorhandene Kribbeln das seine Berührung hinterließ. 

„Ich bin Vitus" stellte auch mich schließlich vor und verdrängte dabei gekonnt das Bedürfnis ihm meinem richtigen Namen zu sagen. 

Ich meine, es konnte mir ja egal sein, für wen er mich hielt. Es spielte ja keine Rolle. 

Und auch, wenn ich diese Worte wirklich glauben wollte, blieb das Bedürfnis Lion wissen zu lassen, dass ich nicht Vitus sondern Joel Collister war. 

Ein Hoch auf Marias Aufstand beim Amt, das sich zunächst Zeit lassen wollten den Nachnamen umzuändern. 

Wie sie da ohne eine Anzeige raus gekommen war fragen wir uns heute noch alle, doch laut Peter war der Mann, dem Maria auf sämtliche Art und Weise gedroht hatte wohl ein alter Schulkollege von ihm gewesen, den Maria ihn ihrer Jugend schon ziemlich eingeschüchtert hatte. 

Meine Aufmerksamkeit wendete ich schließlich wieder auf Lion und betrachtete ihn einen Moment lang von der Seite aus. 

Wieso musste mich denn alles an ihn erinnern? 

Wieso sah ich in dem erst besten Jungen, den ich neu kennen lernte, sofort Neo. 

Wieso konnte ich ihn nicht einfach vergessen? 

„Ist etwas, Vitus?" Lions ruhige Stimme riss mich wieder aus meinen Gedanken und hastig schüttelte ich den Kopf und entschuldigte mich dann kurz fürs Starren. 

Noch auffälliger konnte ich es wirklich nicht machen.

„Alles gut, ich hab mich nur gewundert wieso du mich so angeguckt hast. Hab ich irgendetwas im Gesicht?" jetzt selbst etwas unsicher sah Lion mich an und ließ mich sofort den Kopf schütteln. 

„Es ist nur so, du erinnerst mich an einen alten Freund" 

Wenn man Neo überhaupt so nennen konnte. 

„Oh ok und ist das schlimm? Also ich kann auch gehen, wenn dir das irgendwie lieber ist" schon dabei sich von mir zu entfernen sah Lion mich an und ohne nachzudenken ergriff ich seine Hand und hielt ihn davon ab sich von mir zu entfernen. 

„Es ist alles gut, Lion, es ist auch echt keine große Sache" 

Das mein Herz mir da natürlich nicht zustimmen würde, musste ich wohl kaum erwähnen. 

„Eine viel größere Sache ist es eher, dass du Mrs. Rodriquez wundervolle, kleine Stadttour verpasst. Also, was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?" gespielt ernst sah ich Lion an, der mich kurz unsicher ansah ehe ein kleines Grinsen auf seinen Lippen auftauchte. 

„Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass ich schon mal hier war und diese Stadt nahezu auswendig kenne" gespielt überheblich reckte Lion das Kinn in die Höhe und ließ mich sofort auf meine Unterlippe beißen, um ein Grinsen zu unterdrücken. 

Augenblick zielgerichtet ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt