Big Brothers 1

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Nachdenklich schob ich mir das letzte Stück meines Brotes in den Mund. Ich hab mir noch nie so wirklich Gedanken darüber gemacht. „Glaub mir, am liebsten würden wir dich nicht mehr aus den Augen lassen", sagte Mike schmunzelnd. „Und die Jungs, warum dürfen die raus, wenn es dunkel ist, auf Partys gehen?", fragte ich neugierig. „Zum einen sind sie älter als und zum andern können die sich verteidigen. Jungs sind auch bei weitem nicht so gefährdet wie Mädchen. Nur einer von zehn Fällen, die bei mir landen, sind männliche Opfer" meinte Mike. Irgendwie war es komisch, das alles zu hören. Sonst bekam man sowas aus den Nachrichten mit, es ist eigentlich immer so weit weg von einem und man denkt, sowas passiert nur den anderen, aber jetzt fühlt es sich plötzlich gar nicht mehr so abwegig an, dass es einem selber auch passieren kann. „Denk da nicht so viel drüber nach, wir wissen schon, was wir machen müssen, damit dir sowas nicht passiert" meinte er aufmunternd. Stimmt, das war dann wieder der Vorteil, wenn man drei Brüder beim FBI hatte. Gerade als ich etwas sagen wollte, kam Jake in die Küche. Er nahm sich meine verletzte Hand und machte langsam den Verband ab, „tut dir deine Hand noch weh?". „Ne, alles gut", antwortete ich. Als der Verband weg war, lag noch so ein komisches Tuch auf meiner Hand. „Was ist jetzt eigentlich mit Lukes Zähnen?", fragte Mike, während Jake ein paar Sachen aus dem Medizinschrank holte und neben mir abstellte. „Die konnten zum Glück wieder rein implantiert werden", sagte Jake und zog sich so komisch Gummihandschuhe an. Vorsichtig zog er das Tuch von meiner Hand ab. „Augen zu" meinte Jake. Ich spürte, wie er das Tuch voll von meiner Hand entfernte. „Kann man Zähne wieder implantieren?", fragte Mike verwundert. „Meistens, kommt immer ein wenig darauf an, wie sie entfernt wurden und wie schnell man beim Arzt ist. Wir waren zwar rechtzeitig da, aber bis die Betäubungsspritzen in seinem Mund waren sind bestimmt auch nochmal 20 Minuten vergangen und das Implantieren hat auch ne Weile gedauert, morgen werden wir wissen, ob es rechtzeitig war oder doch künstliche Implantate reinmüssen" erwiderte Jake. Plötzlich wurde es kalt auf meiner Hand und es begann ein wenig zu brennen. Erschrocken zuckte ich zusammen und öffnete meine Augen. Mein Blick fiel auf meine Hand. Es sah so eklig aus. Man sah die schwarzen Nähte in meiner Hand. Es sah wirklich eklig aus. „Augen zu" ermahnte mich Jake. Sofort schloss ich sie wieder und spürte kurz wie Jake, mit etwas Weichem, meine Hand abtupfte. Danach legte er wieder etwas darauf und wickelte wieder einen Verband drum. „Schon fertig" meinte er zufrieden und ich öffnete wieder meine Augen. Ich wollte das alles mit dad einfach nur noch vergesse...

Müde öffnete ich die Augen. Helle Sonnenstrahlen fielen durch mein Fenster. Ein Blick auf die Uhr verriet mir, das schon 10am war. Ich blieb noch eine Weile liegen, bis ich mich aufrappeln konnte und langsam runterlief. Liam, Mike, Cole and Jake saßen bereits am im Esszimmer am Tisch und waren am Frühstücken. Fast zeitgleich mit den Zwillingen setzte ich mich an den Tisch. Wie durch ein Wunder waren sie mal nicht am Streiten. Luke's Backe war noch immer ziemlich geschwollen. Gerade als er sich einen Joghurt nahm, sagte Jake „wir müssen gleich los, du solltest nichts mehr davor essen". „Hä? Wo willst du denn hin?" frage Luke verwirrt. Er hatte noch total verschlafene Augen und verstrubbelte Haare, genau wie Dylan. „Zahnarzt. Er muss kontrollieren, ob das mit den Implantaten geklappt hat und wenn nicht, bekommst du neue, künstliche rein" sagte Jake. „Vergiss es, da gehe ich nicht mehr hin" meinte Luke und verschränkte die Arme vor seiner Brust. „Doch, und zwar jetzt", antwortete Jake, während er aufstand. „Nein, ich gehe da nicht mehr hin" meinte Luke trotzig und zog damit die ganze Aufmerksamkeit auf sich.

Jake POV

Gerade als ich aufstehen wollte, um Luke zu wecken, kam er zusammen mit Dylan ins Esszimmer. Ich erinnerte Luke an seinen Zahnarzttermin, aber er stellte sich komplett quer. Hoffentlich wird das heute nicht wieder so wie gestern. Eigentlich hatte Luke, bis jetzt, keine Probleme mit Spritzen, aber gestern hat es 20 Minuten gedauert, bis der Arzt endlich die erste Spritze setzten konnte. „Auf komm, wir müssen los", sagte ich zu Luke und lief zur Haustüre. Luke folgte mir trotzig. Kurz bevor an der Zahnarztpraxis ankamen, fragte er „woher kommt das bei Mila mit den Spritzen". „Wissen wir nicht genau. Normalerweise wird sowas durch eine traumatische Erfahrung ausgelöst, aber bei ihr war eigentlich nichts, worauf das zurückzuführen ist" antwortete ich ihm. Wir hatten uns da auch schon viele Gedanken drüber gemacht. Mila hatte schon als Kleinkind große Angst vor Spritzen, aber da ging es noch, dann hat sie ein paar Jahre keine Spritze bekommen und als ihr dann mal wieder Blut abgenommen werden sollte, war es plötzlich richtig schlimm. mom hat sie nicht einmal in die Arztpraxis reinbekommen. Daraufhin musste Mila eine Weile zu einer Verhaltenstherapie gehen und da wurde zum Glück besser. Sie hat noch immer total Panik davor, aber wir bekommen es meistens trotzdem hin. „Geht das wieder weg", fragte er nachdenklich. „Nicht von alleine, aber es besteht die Chance, dass es besser wird, je älter sie wird. Es ist ja auch schon besser geworden" sagte ich, während ich vor der Praxis parkte. „Findest du das nicht lächerlich? Ich meine, für dich ist das ja ganz normal" murmelte er. „Als das mit Mila angefangen hat, habe ich es am Anfang gar nicht verstanden, wie man vor sowas Angst haben kann, ich dachte, sie spielt das alles nur. Erst als ich das erste Mal dabei war, hab ich gemerkt, dass es wirklich schlimm ist. Ob ihre Angst jetzt begründet ist oder nicht, ist egal, Fakt ist, dass sie da ist und man sowas ernst nehmen muss" sagte ich während wir ausstiegen. Skeptisch sah ich Luke an und fragte „muss ich noch was wissen bevor wir hereingehen". Er schüttelte den Kopf und lief zur Eingangstüre. Es war schon seltsam, dass er auf einmal so nachfragte. In der Hoffnung, dass dieser Termin besser wird als der gestrige, lief ich ihm hinterher ...