Liebesbriefe an einen Fremden.
»Wer bist du, hinter dem Blau deiner Tinte und dem Kratzen deines Stiftes? Wer bist du, wenn die Tinte verblasst und all unsere kleinen Briefe nichts als ein Nachhall vergangener Zeiten sind?«
Honey Ambrosé ist stumm...
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She remembered who she was and the game changed. - LalahDeliah -
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DIE KLINGELERTÖNT; mein Zeichen, so schnell wie möglich zusammenzupacken und zu verschwinden. Seth hatte ebenfalls Physik im Leistungskurs. Ich hasse es. Ich hasse seine Blicke, hasse seine Kommentare zu meinen Antworten und das Großspurige Getue.
Früher warst du nicht so, Seth. Du warst kein arroganter Typ, auch wenn du trotzdem stets zu dir selbst standest. Und jetzt – jetzt ist es genau umgekehrt. Wenn ich noch einen Funken Heiterkeit in mir hätte, die Kraft zu lachen und mich zu freuen; ich hätte gelacht, hätte über dich gelacht. Über die Ironie des Schicksals, über den Verlauf der Zeit, über das unendliche Spiel des Nichts.
Die Fröhlichkeit ist fort, jedes Lachen gelacht und jede Träne geweint. Alles was bleibt, ist mein hässliches, wahres Ich. Die Person, die ihre beste Freundin umgebracht hat.
Mit meinen Händen am Lenkrad.
Ach Violet. In den verwinkelten, verlassenen Korridoren meines Herzens, sind es noch immer deine Schritte, deren Echo am lautesten durch die Gänge tönt.
Mit einer fahrigen Bewegung meiner Hände schließe ich den Reißverschluss und schultere meinen Rucksack. Er ist alt, mittlerweile hat er schon unendlich viele Jahre auf seinem Buckel, er tut, was er kann. Vor etwa zwei Jahren hat Violet ihn mal geflickt, als sie eine Phase hatte, in der sie viel genäht hatte und unbedingt Modedesignerin werden wollte, um nach unserem Abschluss in Paris zu studieren und reich und zu werden. Dazu hatte sie die missglückten Nähte mit Bügelbildern verziert, die ihn zu einem meiner liebsten und auch kostbarsten Besitztümer macht.
Ich verlasse das Klassenzimmer, erwarte fast schon, wieder von Seth abgefangen zu werden, mir seine Worte anhören zu müssen, er steht nur regungslos im Gang und betrachtet mich eingehend, als würde er nach etwas suchen. Ich erwidere den Blick, für einen Sekundenbruchteil erkenne ich den alten Seth, Teile von ihm, die ich längst aufgegeben habe zu suchen. Ich vermisse diesen alten Seth, eine Person, die er nie wieder sein könnte. Ach, oder vielleicht war er schon immer so, hat diesen Hass schon immer in sich getragen und ein kleiner, mickriger Auslöser war es, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat.
