Tag 5

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Lucas' Sicht:

Ich streckte mich und drehte mich in meinem Bett um. Die Sonne schien in mein Zimmer. Gestern war es noch bewölkt gewesen von dem Sturm und heute sah ich zum ersten Mal die Sonne wieder. Doch trotzdem hätte ich mir in dem Moment am Liebsten den Sturm zurück gewünscht, denn sie war einfach zu hell... Jeder von uns bräuchte mal eine Nacht, in der er durchschlafen kann.

Ich stand auf und Trottel zum Fenster, um zu sehen, ob ich erfolgreich gewesen war und tatsächlich, es war niemand zu sehen.

Das nächste, was mir auffiel, war, dass sie Sonne wieder von einem großen Schatten bedeckt wurde.

Ich sah nach oben. Die Wolken waren wohl doch nicht weitergezogen, denn auch am Horizont kamen weitere dunkle, fast schwarze Wolken auf uns zu, in denen es bei genauerem hinsehen auch blitzte.

"Wann hat das ganze hier bloß ein Ende?", murmelte ich leise.

Ich zog mich um und ging nach unten. Langsam hatte es angefangen zu tröpfeln, als ich nach draußen trat.

Dazu hatte ich mir noch schnell ein Sandwich mitgenommen, in welches ich jetzt meine Zähne schlug.

"Morgen", murmelte Anja, welche sich in ihre Jacke kuschelte. So kalt war es nun auch wieder nicht...

"Morgen", antwortete ich und warf ihr ein kurzes Lächeln zu. Sie war das Gummibärchen und hatte mir bereits vorgetanzt.

"Was denkst du über Alisha?", fragte sie und stellte sich näher zu mir. Vor uns war gerade das genannte Mädchen aus ihrem Haus getreten. Ihr Gesicht hatte wieder diesen kalten Ausdruck...

"Ich habe selbst meine Schwester verloren, doch ich will nicht gleich das ganze Dorf töten", murmelte ich Anja zu.

"Sie ist neu hier. Sie kennt das Spiel nicht so wie wir. Das einzig wichtige ist für sie bloß das gewinnen", antwortete sie und verfolgte ihre Freundin, welche gerade in die Mitte des Platzes ging.

"Wer kann ihr das verübeln?", murmelte ich bloß leise und ging dann ebenfalls zu den anderen in der Mitte. Anja folgte mir ein paar Sekunden später.

Noch bevor der Bürgermeister das Kommando für die Trompeten geben konnte, stelle Alisha sich schon in die Mitte.

"Ich denke das ist nicht nötig, wir sind schon alle versammelt und ich habe eine Anklage. Ich hoffe der Leibwächter wird mich schützen, wenn ich jetzt weiter spreche", sprach sie mit einer drohenden Stimme. Jacob sah sie überrascht an. Er war es wohl nicht gewohnt, dass ihm jemand die Worte aus dem Mund nahm.

"Finn ist der Verfluchte und auch ein Werwolf! Ich weiß nicht wie er das schon ist, aber ich fordere euch hier mit einen der drei Werwölfe zu töten!", rief sie und zeigte anklagend auf Finn.

Ich sah kurz zu Anja, welche ebenfalls zweifelnd zu mir hoch schaute.

"Du bist seit deine Schwester und Mia gestorben sind nicht mehr zurechnungsfähig. Da kann mir jeder hier zustimmen!", trat Jacob ruhig vor. Alisha wich kurz zurück.

"Ich bin eure Seherin und wenn ihr mir keinen Glauben schenken wollt, dann werden wir alle sterben!", rief sie wütend in die Runde.

Marie, ihre Mutter, stand still daneben und hielt sich sichtlich zurück.

"Jacob hat recht. Du würdest über die Leichen von uns allen gehen, wenn du nur gewinnen könntest!", stimmte nun auch ich zu. Anja trat mit mir vor.

Alisha warf ihr einen giftigen Blick zu.

"Sagt, gibt es noch andere Anklagen?", fragte Alisha provozierend in die Runde.

"Ihr könnt es euch nicht leisten mich zu töten, denn jeder von euch weiß, dass ich ein Dorfbewohner bin und wenn auch nur die kleinste Chance besteht, dass ich die Seherin bin, dann könnt ihr mich um euer selbst Willen nicht töten!

"Sie hat recht", murmelte Emilia.

"Dann lasst uns doch einfach abstimmen! Wenn dies kein Verfluchter ist, dann könnt ihr mich als erstes morgen töten!", rief sie entschlossen.

Ich sah zwischen Finn und ihr hin und her. Alisha hatte recht, wenn sie sagte, dass sie ein Dorfbewohner sei, aber sie selbst war einfach nicht gut für das Dorf.

"Was wirst du tun?", flüsterte Anja mir zu. "Ich schätze für Finn voten", antwortete ich leise.

"Dann geben wir ihr nur mehr Macht" "Ja, aber dann wissen wir zumindest, dass ein Dorfbewohner die Macht hat und wenn sie gewinnt, gewinnen wir auch", flüsterte ich leise zurück.

"Habt ihr euch entschieden?", sie wartete die Antwort gar nicht erst ab, "gut, dann, wer ist dafür, dass Finn stirbt?" Nach und nach erhoben sich die Hände nach oben. Ich konnte bloß hoffen, dass Alisha kein Werwolf war, der seine Rolle nur sehr gut spielte.

"Schon gut, ich gehe ja", fuhr Finn Jonas an, welcher ihn gerade packen wollte und ging schon Richtung Galgen vor. Das war wohl die weniger schmerzvolle Art zu gehen...

Ich beobachtete wie ihm die Schlinge um den Hals gelegt wurde.

"Ihr habt keine Chance. Ihr werdet alle sterben", rief er noch, bevor die Falltür unter ihm weggezogen wurde und er in die Tiefe fiel.

Binnen einer Sekunde war sein Genick auch schon gebrochen und die Linien zeichneten sich langsam auf seiner Haut ab.

Er war der Verfluchte gewesen. Alisha hatte die Wahrheit gesagt. Also ich wusste, wen ich diese Nacht schützen würde...

Werwölfe im Dorf // Werwolf FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt