Nacht 2

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Sicht eines Werwolfes:

Nachdem die Sonne hinter den Häusern verschwunden war, wartete ich noch ein paar Sekunden, bis es wirklich dunkel war und öffnete dann mein Fenster.

Still und leise hüpfte ich dort die paar Meter hinunter. Währenddessen verwandelte ich mich bereits in einen Werwolf.

Wer heute das Opfer sein würde, war wohl klar, doch war es auch möglich, dass der Leibwächter Lea bewachte.

Ich beschloss nicht weiter darüber nachzudenken, sondern das lieber mit den vier anderen zu besprechen.

Schnell war ich in der Seitengasse angekommen, wo die anderen bereits warteten.

"Du kommst spät, murrte der größte von ihnen.

"Tut mir Leid, aber ich wollte sicher gehen. Louis ist schon gestorben. Ich wollte nicht der nächste sein", antwortete ich. Der Wolf nickte bloß und wandte sich dann den anderen zu.

"Was sagt ihr? Ich denke Lea wird beschützt werden, da das Dorf denkt, dass sie die Seherin ist. Das glaube ich aber nicht, denn Mia ist die Seherin. Ich habe sie gestern beobachtet. Alisha war bei ihr und sie hat ihr geraten sich von Finn fern zu halten" "Aber Finn ist doch keiner von uns?", widersprach ich.

"Nein, aber das Gift in unserem Biss kann dazu führen, dass man, wenn man getötet wird, zu einem Werwolf wird. Ich glaube, dass Finn der Verfluchte ist. Wir sollten unsere Gruppe vergrößern, wenn wir können", antwortete er.

"Dann machen wir uns auf den Weg", murmelte der kleinere Werwolf, das Werwolfsjunges. Die anderen stimmten ebenfalls zu.

Ohne weitere Worte, machten wir uns auf den Weg zu dem Haus des 15-jährigen. Ein wenig tat er mir schon Leid. Wir hatten ihm alles genommen. Seine ganze Familie. Er hatte noch eine Schwester.

Doch auch, wenn ich Zweifel hatte, durfte ich kein Erbarmen zeigen. Ich war ein Werwolf und meine Natur war es, zu töten.

Nach ein paar Minuten waren wir geräuschlos vor der Tür angekommen.

Der Wolf, welcher vorhin gesprochen hatte, blieb als erster stehen und schnaubte frustriert.

An der Tür war ein großes rotes Kreuz angebracht. Entweder es stammte vom Leibwächter oder von der Hexe, jedoch bedeutete es, dass unser Angriff hier nichts bringen würde.

"Die Sonne wird bald aufgehen. Es geht sich ein weiterer Angriff nicht aus", murmelte ein anderer Werwolf, welcher noch nichts gesagt hatte.

"Warum wird Finn beschützt? Wie kann das sein?", schnaubte der Wolf vor der Tür.

"Ich weiß es nicht, aber wir dürfen nicht riskieren gesehen zu werden", widersprach ich schnell.

"Heißt das, wir sollen ohne Opfer einfach wieder schlafen gehen?", fragte der selbsternannte Anführer wütend.

"Bitte, wenn du gejagt werden willst, kannst du gerne hier bleiben. Aber ich werde zurück kehren", erklärte ich klar und drehte mich bereits um.

"Wir müssen Louis rechen und das weißt du auch! Wir werden ein neues Opfer suchen und wenn wir gesehen werden, sind wir doch nur Wölfe?", knurrte der Wolf und stellte sich drohend vor mich.

"Das ist gegen die Regeln!", murmelte schließlich doch ein anderer hinter uns. Ich war doch etwas erleichtert, dass mir endlich jemand zustimmte.

"Was interessieren uns die Regeln? Wir sind Werwölfe und keine schwächlichen Dorftrottel", knurrte der Anführer zurück.

"Lass es bleiben, es ist zu gefählich", stimmte der Wolf mit dem braunen Fell mir abermals zu und stellte sich neben mich.

"Dann werde ich eben alleine gehen. Das ist mir auch recht. Seit ihr zwei auch solche Dorftrottel?", fragte der Alpha und schaute über uns hinweg zu dem grauen und dem kleineren Wolf. Die beiden sahen sich bloß unentschlossen an.

"Na, gut. Dann bin ich eben der einzig treue Louis gegenüber. Wenn ihr die Toten nicht rechen wollt, frage ich mich wirklich was einmal aus diesem Rudel werden wird", knurrte der schwarze Wolf und drehte sich um. Sein Schweif schleifte unglücklich am Boden hinter ihm her, als er anfing auf ein Haus zuzusteuern.

In dem Moment fing er plötzlich an laut zu heulen und stürzte zusammen.

"Nein!", rief ich und stellte mich vor den kleinen, als dieser zu ihm rennen wollte.

Ein paar Sekunden später lag der Wolf regungslos am Boden und verwandelte sich in seine alte Gestalt zurück.

"Sophie...", hauchte der braune Wolf neben mir leise.

"Sie hat sich nicht an die Regeln gehalten...", murmelte ich traurig. Nun waren wir nur noch zu viert...

"Wir sollten wieder in unsere Häuser zurück kehren", sagte der braune neben mir und wir nickten zustimmend.

Leise verabschiedeten wir uns mit einem Nicken und stoben dann auseinander in unsere jeweiligen Richtungen.

Als ich bei meinem Haus ankam, war alles dunkel. Mich hatte niemand gesehen und auch als ich geräuschlos in mein Zimmer zurück kletterte, blieb alles leise.

Gerade als ich mich in mein Bett kuschelte und die Decke über mich warf, drangen die ersten Sonnenstrahlen in mein Zimmer. Diese Nacht war kein Dorfbewohner, sondern ein Wolf gestorben. Wie sollte es nur weiter gehen?

Werwölfe im Dorf // Werwolf FFHikayelerin yaşadığı yer. Şimdi keşfedin