Siebzehn

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Die Nacht war ruhig.

Keine Diebe schwangen sich über die Dächer und raubten den Reichen das Geld, um es den Armen zu geben.

Ruby saß in der kleinen Wohnung und ließ das strafende Schweigen ihrer Schwester über sich ergehen.

Ihre Eltern hatten von den Ereignissen der letzten Wochen nichts mitbekommen. Sie hielten ihre jüngere Tochter immer noch für eine Diebin, die ihr Talent für ihre hungernden Freunde nutzte.

Mitten in der Nacht klopfte es an der Tür. Agata und Ruby saßen noch in der Küche und Agata öffnete.

"Was tust du hier?", rief Agata.

"Ich will mit Ruby reden.", hörte sie Léon antworten.

"Lass meine kleine Schwester in Ruhe. Ihr habt mit euren Überfällen mehr als genug angerichtet. Langsam denke ich wirklich, du wirkst einen schlechten Einfluss auf sie aus."

Ruby sprang auf und rannte zur Tür. "Ich hab mit dieser Idee angefangen.", sagte sie zur ihrer eigenen Überraschung vollkommen ruhig.

"Du hättest Léon deswegen nicht abweisen sollen. Ich geh aufs Dach. Und ihr beide solltet mal miteinander reden.", grummelte sie hinterher, als sie nach draußen zur Leiter ging.

Auf dem Dach war sie nicht allein. Will saß am Rand und schaute zu den Sternen.

Schweigend ließ sie sich neben ihn fallen.

"Es tut mir leid.", flüsterte er nach einer Weile. "Wegen mir musstest du-"

"Vergiss es.", unterbrach Ruby ihn. "Für meine Freunde und Familie tue ich alles und du bist zu jung, um dich mit solchen Sachen verrückt zu machen."

"Du bist nur 3 Jahre älter und musst dich auch mit vielen Dingen rumschlagen."

"Aber dasselbe muss nicht für dich gelten. Bitte, Will. Wenn, dann muss ich mich bei dir entschuldigen."

"Warum?"

"Aus demselbem Grund, weshalb ich Léon noch eine Entschuldigung schulde. Ich hab euch beide da reingezogen, ohne daran zu denken, was ihr dabei zu verlieren habt."

"Und du, Ruby? Hast du etwa nichts zu verlieren?"

"Doch, aber-"

"Kein Aber! Du musst dich nicht immer als Einzige opfern! Du bist nicht allein! Das hast du mir beigebracht!"

Sie musste lächeln. "Na los, komm schon her!"

Sie umarmte ihn fest.

Nach nur so kurzer Zeit war er für sie wie ein kleiner Bruder.

Das bedeutete vor allem, dass sie ihn um jeden Preis beschützen würde.

Robin Hood (Storyadaption)Where stories live. Discover now