Elf

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"Au! Pass doch auf!", rief Ruby als Manuél ihr eher unbeholfen vom Dach half. "Stell dich nicht so an! Ich kann dich auch hier verbluten lassen.", knurrte er zurück und stützte sie auf der unversehrten Seite ab.

"Wo wohnst du?" "Spinnst du!? Meine Familie kriegt einen Anfall! Ich weiß was Besseres. Mein Freund Léon ist heute Abend nicht zu Hause." 

"Also brechen wir ein!?" "Erstens: Ich hab einen Schlüssel. Zweitens: Reg dich ab, wir sind hier alle eine große Familie." 

Tatsächlich war Léon nicht da. Erleichtert und Erschöpft zugleich ließ sie sich auf die Couch im kleinen Wohnzimmer sinken. 

Wie gerne würde sie jetzt einschlafen...

Sie spürte ein leichtes Klopfen gegen ihre Wange. "Hey, nicht die Augen schließen! Rede mit mir! Wo hat dein Kumpel einen Erste-Hilfe-Kasten?" 

"Im Schrank über der Spüle.", flüsterte sie kraftlos. "Okay, hör mal, du musst auf jeden Fall wach bleiben! Erzähl mich noch was! Wie heißt du?"

"Ruby." Warum erzählte sie ihm das? Sie konnte ihm doch nicht trauen. Im nächsten Moment spürte sie ein heftiges Brennen.

"Was soll das!?", rief sie. "Ich muss die Wunde desinfizieren. Beruhige dich. Das Nähen wird nicht angenehmer." 

"Arschloch.", brummte sie. "Wenn es dir hilft. Ruby. Ist ein hübscher Name." "Danke. Und wie darf ich meinen Ritter in der kugelsicheren Weste nennen?"

"Manuél Sanchez." Kurz darauf spürte sie die Nadel. Obwohl sie es überhaupt nicht wollte, schrie sie auf.

Danach brannten ihre Wangen. Sie wollte vor ihm keine Schwäche zeigen. "Es muss dir nicht peinlich sein.", sagte er ernst. "Ich weiß, dass das verdammt wehtut. Das ist normal. Schrei so viel wie du willst."

Eine Weile lang ertrug sie die Stiche schweigend. Egal, was er sagte. Sie biss sich auf die Lippe, bis sie Blut schmeckte und ein kleines Rinnsal über ihr Kinn floss. 

Sie bekam es kaum mit und bildete sich ein, dass Manuél es sanft wegwischte. "Wir sind fertig. Ich gebe dir einen Verband drauf.", erklärte er. Aber seine Stimme verschwamm schon irgendwo in der Ferne.


                                                                                  ***********

Als Ruby ihre Augen öffnete, war es immer noch Nacht. Aber diesmal war sie nicht mehr mit Manuél allein. Léon saß neben ihm und schaute sie besorgt an.

"Ruby? Hey, Ruby! Geht es dir gut!? Dein Freund hier hat mir alles erzählt." 

Sie lächelte schwach. 

"Ja. Tut mir leid wegen dem Überfall." Léon erwiderte ihr Lächeln. "Schon gut. Hauptsache dir geht es gut. Aber was macht er noch hier?" Er deutete auf Manuél, der erschöpft zum Fenster raus starrte. 

Erst da bemerkte Ruby die ganzen Blutflecken auf seinem Shirt und die Ringe unter seinen Augen. 

"Hey, Comisario!" Er schaute zu ihr. "Danke!" Er grinste. "Kein Problem. Du hast übrigens noch drei Stunden, um mir zu beweisen, dass eure Überfälle keine Verbrechen sind."

Langsam kämpfte Ruby sich hoch. 

"Dann komm mal mit."

Robin Hood (Storyadaption)Where stories live. Discover now