Sieben

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2 Monate später...

Die geklaute Armbanduhr zeigte zwei Uhr morgens an. Die ersten Partyhunde machten sich auf den Weg zum Hotel zurück.

Ruby hatte festgestellt, dass Betrunkene immer noch leichtere Opfer waren, als die Reichen tagsüber. Obwohl sie von denen auch schon einiges geholt hatte.

Sie konzentrierte sich wieder auf ihr Ziel für diese Nacht. Eine Gruppe von Junggesellen, die lachend in Richtung der Slums stolperte.

Vermutlich wollten sie ein bisschen Adrenalin, denn dort wurden sie bestimmt überfallen. Und wenn nicht von Ruby, dann würden sie es bestimmt nicht unverletzt bzw. lebend dort rausschaffen.

Aber sie musste noch abwarten. Ungeduldig zählte sie die Sekunden, bis endlich Léon hinter ihr auftauchte.

"Hast du sie dabei?", fragte sie. Er grinste und reichte ihr ein schwarzes Lederetui. "Was denkst du denn?"

Sie zog an dem an der Seite angebrachten Reißverschluss und ein Dutzend kleiner Wurfmesser kamen zum Vorschein.

Inzwischen wusste Ruby, dass wenige kleine und schnelle Waffen oft effektiver waren, als eine große. Also hatte sie wochenlang Zielen und Werfen geübt und Léon hatte ihr die Messer besorgt.

"Bereit?", fragte sie. Er zog nickend sein eigenes Taschenmesser und gemeinsam sprangen sie aus ihrem Versteck.

Gleich drei wollten sofort flüchten, aber Ruby warf ihre Messer so, dass sie entweder vor ihnen in einer Wand oder im Boden stecken blieben.

"Wenn ich will, werfe ich nicht daneben.", drohte sie mit ihrer verstellten Stimme.

"Geld und Schmuck her!", rief Léon und die meisten gehorchten. Bis auf einer.

"Ich lass mir doch von ein paar Straßendieben nix klauen!", lallte er. Mann, war der besoffen. So lebensmüde war bis jetzt auch noch keiner.

"Her mit deinem Geld!", wiederholte Léon.

Immer noch keine Reaktion.

Der Kerl stand genau neben einer Holzmauer. Vielleicht, wenn sie genau zielte...

Schon sauste ein Messer durch die Luft und landete genau an seinem Haarscheitel. Der Typ riss die Augen auf.

"Also?", fragte Ruby und war froh, dass ihr Schal ihr Grinsen verbarg.

Die Augen weit aufgerissen, warf auch er ihr seinen Geldbeutel zu und rannte dann nach einem Nicken ihrerseits mit den anderen davon.

"Wie viel?", fragte Ruby, nachdem sie durchgezählt hatte.

"Mehr als genug, damit wir und die Lopez-Familie ihre Rechnungen bezahlen können."

Also machte Ruby auf dem Rückweg einen Abstecher bei der Familie Lopez.

Ihr kleiner Sohn Julio kam als er sie sie sah gleich aus der Wohnung gerannt und schlang seine schmalen Arme um ihre Beine.

"Mama! Papa! Ruby Hood ist wieder da!" Lachend strich Ruby dem Kleinen durchs Haar. So nannte er sie schon, seit sie der Familie zum ersten Mal Geld gebracht hatte.

Die Mutter umarmte Ruby. "Du riskierst immer wieder verhaftet zu werden.", flüsterte sie. Um den moralischen Hintergrund bei ihren Aktionen hatte sie bisher, genau wie die anderen Familien, denen sie half, kein Wort verloren.

Warum sollte sie ein schlechtes Gewissen haben? Wenn hier kleine Kinder und alte Leute an Hunger und Krankheiten starben, weil sie kein Geld hatten, scherte es schließlich auch keinen der Reichen.

Und Ruby stahl auch wirklich nur von denen, wo es keinen Schaden anrichtete.

*****

Grinsend starrte Manuél auf den Mond. Heute Nacht.

Heute Nacht würden den messerwerfenden Dieb fangen, die seit Monaten die Straßen von Kuba unsicher machte.

Er würde undercover den Köder spielen und dann würden sie ihn von allen Seiten umzingeln.

Schon eigenartig, dass man fast ein eigenes Spezialkommando für einen Taschendieb brauchte.

Aber diesmal würde es bestimmt funktionieren. Es musste funktionieren.

Für gewöhnlich wartete der Dieb um die Bars herum zur Grenze der Slums. Er suchte sich seine der abgelegensten Bars.

"Okay, Manuél.", hörte er Pepés Stimme in seinem Ohr. "Gegen halb zwölf stell dich mal raus und geh ein paar Runden. Wenn er da noch nicht auftaucht, dann geh wieder rein und warte wieder eine halbe Stunde."

"Ja, ja. Das hatten wir alles schon. Ich krieg das hin."

"Also gut, Junge. Dann lass uns mal einen Dieb fangen."

Robin Hood (Storyadaption)Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon